Publikationswesen in den Händen der Fachkulturen
In dem Positionspapier "Publikationswesen in den Händen der Fakulturen" spricht sich der AFT skeptisch gegenüber folgender Punkte aus:
(1) gegenüber Bestrebungen, Forschungsprojekte durch ihren Geldgeber prinzipiell auf einen bestimmten Modus zur Publikation ihrer Ergebnisse zu verpflichten, und
(2) gegenüber der Forderung, Forschung, die unmittelbar oder mittelbar aus Steuermitteln finanziert wird, stets und obligatorisch im „Open-Access“-Verfahren zu veröffentlichen.
1. Der AFT versteht das wissenschaftliche Publikationswesen als das zentrale Medium
des allseitigen wissenschaftlichen Diskurses zur Förderung des Erkenntnisfortschritts.
2. Der AFT unterstreicht, dass das wissenschaftliche Publikationswesen seine Funktion
durch die Qualität der Veröffentlichungen erfüllt und diese, nicht aber die bloße Quantität, zu fördern ist.
3. Der AFT spricht sich für die grundsätzliche Freiheit jedes Wissenschaftlers und jeder
Wissenschaftlerin aus, wie und wo er seine bzw. sie ihre Erkenntnisse veröffentlichen will.
4. Der AFT plädiert für die Achtung der fachspezifischen Eigenheiten des wissenschaftlichen Publizierens und wendet sich gegen fachfremde Pauschalisierungen.
5. Der AFT ermutigt seine Mitglieder (d.h. die ihm angehörenden Fakultätentage) und
deren Mitglieder (die Fakultäten) zur Schärfung eines Bewusstseins für ihre Publikationskultur und zur entsprechenden Artikulation fachspezifischer Erfordernisse zur Sicherung ihrer Forschungs- und Publikationsqualität.
6. Der AFT hält die Begleitung und ggf. Koordination sogenannter „Open Access“-Modelle durch den jeweiligen Fakultätentag oder eine andere Fachorganisation für erforderlich, um wissenschaftliche Qualität entsprechend der eigenen Fachkultur abzubilden. Hybride Open Access-Zeitschriften können höchstens als Übergangslösung angesehen werden. Der AFT ermutigt die Fakultätentage und Fachorganisationen, dem zunehmenden Missbrauch des Open Access-Systems durch ‚Raubverlage‘ (predatory publishers) entgegenzuwirken, in dem sie ihre Mitglieder bei der Identifikation und Vermeidung entsprechender unwissenschaftlicher Publikationsorgane unterstützen.
7. Im Interesse der Fachkulturen und der Publikationsfreiheit der einzelnen wissenschaftlich Forschenden ist der AFT jedoch skeptisch (1) gegenüber Bestrebungen, Forschungsprojekte durch ihren Geldgeber prinzipiell auf einen bestimmten Modus zur Publikation ihrer Ergebnisse zu verpflichten, und (2) gegenüber der Forderung, Forschung, die unmittelbar oder mittelbar aus Steuermitteln finanziert wird, stets und obligatorisch im „Open-Access“-Verfahren zu veröffentlichen. Vielmehr ist hier fachspezifisch Einvernehmen mit repräsentativ legitimierten Vertretern des betroffenen Faches zu suchen (Fachkollegium der DFG, Fakultätentag, etc.).
8. Soweit fachspezifisch „Impact Journals“ von Bedeutung sind, plädiert der AFT für
deren wissenschaftsstimmige Ausgestaltung statt eines verlegerisch betriebenen Geschäftsmodells, das aus der exklusivitätsvermittelnden Metrik des Impact-Faktors geldwerte Vorteile schöpft. Er empfiehlt dazu die Schärfung der Sensibilität seiner betroffenen Mitglieder (Fakultätentage) und deren Mitglieder (Fakultäten) und fordert die entsprechende Wachsamkeit wissenschaftlicher Förderinstitutionen und Fachgesellschaften. Hierzu zählt auch die transparente Ausgestaltung und Nachvollziehbarkeit der Article Processing Charges (APC) beim Open Access-Verfahren.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
M. Sc. Florian Marthaler
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