„Jetzt muss gehandelt werden!“ – Promotionsrecht für das Graduierteninstitut NRW ist greifbar
Am Dienstag, dem 19. März 2019, haben sich im Landtag NRW Promovierende und Studierende mit Politiker*innen aller im Landtag vertretenen Parteien getroffen, um über die Zukunft der Promotion an Fachhochschulen bzw. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (FH/HAW) zu reden. Auch Professor*innen von FH/HAW mischten sich in die Gespräche ein. Hitzige Diskussionen ergaben sich allerdings nicht, denn im Prinzip waren sich alle einig: Dem Graduierteninstitut NRW soll das Promotionsrecht übertragen werden, damit die Bedingungen für FH-Promovierende in Nordrhein-Westfalen endlich verbessert werden.
Allerdings gingen vielen die im Entwurf des neuen Hochschulgesetzes vorgesehenen Verbesserungen für Promovierende an FH/HAW nicht weit genug. „Es ist ein intensiv diskutierter Kompromiss, der auch die Interessen der Universitäten wahrt“, verteidigte Dr. Stefan Berger von der CDU den Entwurf.
Von ihrem persönlichen Weg berichteten bei der Veranstaltung gleich mehrere Promovierende. So erzählten zum Beispiel Scarlet Siebert von der Technischen Hochschule Köln und Pit Podleschny von der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, dass sie ungefähr ein halbes Jahr gebraucht haben, um neben ihrem bereits vorhandenen FH-Betreuer auch noch einen Betreuer von der Universität zu finden – und es würde anderen Promovierenden bei der Suche noch viel schlechter ergehen.
In ihrem Grußwort zu Beginn des Symposiums ging Angela Freimuth (FDP), Vizepräsidentin des Landtags NRW, ebenfalls auf die erschwerten Bedingungen für FHPromovierende in NRW ein, die derzeit nur in Kooperation mit einer Universität promovieren können, und resümierte: „Die Ursachen, warum der Weg oft schwer ist, sind vielfältig. Das Graduierteninstitut NRW erleichtert diesen Weg und wir können stolz sein, dass es auch zeigt, welche exzellente Forschung wir an Fachhochschulen und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften haben.“
Das Symposium, das vom Graduierteninstitut NRW zusammen mit dem Landes-ASten-Treffen NRW veranstaltet wurde und unter Schirmherrschaft des Landtages stattfand, stieß auf so großes Interesse, dass nicht nur der Sitzungssaal bis auf den letzten Platz besetzt war, sondern auch einige Absagen an Interessierte gegeben werden mussten. Diese konnten die Diskussionen allerdings im Live-Stream verfolgen.
Dass die Frage nach den Promotionsmöglichkeiten an Fachhochschulen und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften relevant ist, zeigte auch Prof. Dr. Ute von Lojewski, Rektorin der Fachhochschule Münster und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Landesrektorenkonferenz der FH/HAW in NRW, auf: „Wenn wir über Promotionen sprechen, dann sprechen wir über 840 aktuell laufende Promotionsverfahren an FH/HAW.“ Ungefähr ein Drittel davon sind bereits jetzt auch im Graduierteninstitut NRW verortet.
Yannick Janßen von der Fachhochschule Münster ist AStA-Referent für Hochschulpolitik und kritisierte am aktuellen System mit Blick auf die Promotionsmöglichkeiten: „Ich mache ja an einer Fachhochschule genauso einen Bachelor-Abschluss wie an der Universität, einen Master-Abschluss genauso wie an der Universität – warum ist mein Abschluss so viel weniger wert?!“ Viel kämpfen mussten die Studierenden und Promovierenden beim Symposium allerdings nicht. So meinte auch Katrin Lögering, Koordinatorin des Landes-ASten-Treffen NRW: „Dass es so nicht weitergehen kann, haben auch unsere Politikerinnen und Politiker verstanden.“ Und sie fügte hinzu: „Jetzt muss gehandelt werden!“
Ganz in diesem Sinne appellierte Prof. Dr. René Spitz von der Rheinischen Fachhochschule an die Politiker*innen: „Wir erwarten, dass Sie Vollgas geben.“ Nur so könne der gute politische Wille, der gerade im Land herrscht, auch schnell zum Vorteil für die exzellente Forschung an FH/HAW in NRW und die dort Studierenden und Promovierenden werden.
Bildmaterial:
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Das Graduierteninstitut:
Das Graduierteninstitut für angewandte Forschung NRW ist zum 1.1.2016 als gemeinsame wissenschaftlichen Einrichtung der Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen gegründet worden und hat den hochschulgesetzlichen Auftrag, kooperative Promotionen an Fachhochschulen und Universitäten nachhaltig zu stärken und auszubauen. In den Fachgruppen des GI NRW wird interdisziplinär geforscht, auch in Zusammenarbeit mit Universitäten. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist sichtbare und aktuelle Forschung sowie Drittmitteleinwerbung. Weitere Informationen unter www.gi-nrw.de.