Wohnen nach der Flucht?
Fachtagung vom Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der Fachhochschule Erfurt und dem Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie der HafenCity Universität Hamburg am 28. März 2019 in Erfurt.
"Wohnen nach der Flucht? Integration von Geflüchteten und Roma in städtische Wohnungsmärkte und Quartiere" lautet der Titel der Fachtagung, die am 28. März 2019 vom Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation (ISP) der Fachhochschule Erfurt und dem Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie der HafenCity Universität Hamburg (HCU) in Erfurt durchgeführt wird.
Die Fachtagung präsentiert Forschungsergebnisse aus zwei innovativen Handlungsfeldern in Lübeck und Berlin:
Das "Probewohnen" in Lübeck ermöglicht die Integration von Geflüchteten in den Wohnungsmarkt durch eine einjährige Probephase mit sozialer Betreuung.
In Berlin-Reinickendorf erhielten mehrere Familien aus Rumänien durch das begleitete Wohnprojekt "Bunte 111" eine langfristige Perspektive.
Beide Fallstudien wurden im Rahmen des dreijährigen BMBF-Projektes "StraInWo - Strategien und Instrumente zur Integration von besonders benachteiligten Bevölkerungsgruppen in den Wohnungsmarkt im Zuge eines nachhaltigen Transformationsprozesses von Stadtquartieren" eingehend untersucht. Die Fachtagung unter Mitwirkung von Akteuren und Partnern beider Fallstudien bietet die Möglichkeit, Ergebnisse, offene Fragen, konkrete Praxisbeispiele und Handlungsstrategien mit zahlreichen Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis zu diskutieren.
Es werden 110 Teilnehmende aus der gesamten Bundesrepublik erwartet.
Neben den Einführungsvortrag von Dr. Christian Lieberknecht, Geschäftsführer des GDW - Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. zum Thema "Herausforderung Integration aus Sicht der Wohnungswirtschaft" und dem Vortrag von der Hamburger Professorin Dr. Ingrid Breckner sowie der Erfurter Professorin Dr.-Ing. Heidi Sinning zum Thema "Wohnungsmärkte und Quartiere auf dem Weg zur Integration von Geflüchteten und Roma: Akteure, Anforderungen, Handlungsempfehlungen" sind weitere vier thematische Foren vorgesehen. In diesen werden mit Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen folgende Themen behandelt und diskutiert: "Begegnung, Toleranz und Konflikt", "Benachteiligung und Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt", "Ökonomische Perspektiven" und "Qualitäten reflektieren und verstetigen". Abschließend werden in einer Diskussionsrunde die "Erfolgsfaktoren für die Integration in städtische Wohnungsmärkte und Quartiere" zusammengetragen.
Geflüchtete und benachteiligte Zuwanderinnen und Zuwanderer aus der EU, z.B. Roma und Romnija, sind Teil des gegenwärtigen Wandels von städtischen Quartieren. Auf dem Wohnungsmarkt konkurrieren diese benachteiligten Bevölkerungsgruppen mit anderen Geringverdienern. Neben prekären Einkommensverhältnissen sind es vor allem unzureichende Alphabetisierung, fehlende Deutschkenntnisse und Stigmatisierungen, die den Zugang zum Wohnungsmarkt in besonderer Weise erschweren. Die vermehrte Zuwanderung, vor allem seit dem Jahr 2015, stellt Städte und Gemeinden vor die Herausforderung, gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft nachhaltige Konzepte zur Wohnraumversorgung und Maßnahmen zur Förderung der Nachbarschaft sowie zur Integration ins Quartier zu entwickeln und umzusetzen. Geflüchtete und benachteiligte EU-Zuwanderer*innen benötigen aufgeschlossene Vermieterinnen und Vermieter sowie eine Stadtentwicklungspolitik, die ihnen durch den Zugang zu Wohnraum gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten eröffnen.
Der Wohnraum und dessen Umfeld sind der Ausgangspunkt, von dem aus sich die Betroffenen anderen Herausforderungen des Integrationsprozesses - z.B. Spracherwerb, Arbeit, Bildung oder soziale Netzwerke - stellen können. Aber auch die alltägliche Diskriminierung der besonders Benachteiligten ist ein wesentlicher hemmender Faktor für die Integration, wie auch der in der letzten Woche getroffene Beschluss des Bundestages, den noch bestehenden Antiziganismus gegenüber Sinti und Roma zu bekämpfen, unterstreicht.
Nähere Informationen zur Fachtagung finden Sie unter:
http://www.fh-erfurt.de/isp
Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Heidi Sinning,
Jenny Kunhardt
Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation (ISP) der Fachhochschule Erfurt
Tel.: 0361 6700-375 bzw. -3401, E-Mail: jenny.kunhardt@fh-erfurt.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Professorin Dr.-Ing. Heidi Sinning
heidi.sinning@fh-erfurt.de