BIOMAP - Wege zur personalisierten Medizin bei entzündlichen Hautkrankheiten
Das groß angelegte Projekt der European Innovative Medicines Initiative (IMI) untersucht die Ursachen und Mechanismen von atopischer Dermatitis (Neurodermitis) und Psoriasis
Am 1. April 2019 startet das EU-finanzierte Forschungsprojekt BIOMAP (Biomarker bei atopischer Dermatitis und Psoriasis) seine Aktivitäten mit dem Ziel, das Leben von Patienten zu verbessern, die an zwei der häufigsten entzündlichen Hauterkrankungen leiden. Das Projekt, an dem auch Hahn-Schickard beteiligt ist, läuft über fünf Jahre und befasst sich mit der Analyse der Daten von mehr als 50.000 Patienten, um ein besseres Verständnis für die Patientenversorgung und zukünftige Therapien im Bereich der atopischen Dermatitis und Psoriasis zu erlangen.
Das Team des Forschungsprojektes besteht aus 26 akademischen und fünf Industriepartnern sowie fünf Patientenorganisationen. Die IMI und die beteiligten Pharmaunternehmen stellen 20,8 Mio. EUR für das erste IMI-Projekt im Bereich Dermatologie bereit.
Im BIOMAP-Projekt wird Hahn-Schickard die Miniaturisierung und Automatisierung des Testverfahrens übernehmen. Hierbei werden Hautproben der Patienten auf neuartige genetische Marker für Dermatitis und Psoriasis hin untersucht. Der Test läuft auf einer sogenannten LabDisk ab, einer CD-ähnlichen Scheibe, auf der per Mikrofluidik unterschiedliche Testarten integriert werden können. Die LabDisk wird in einem LabDisk-Player per Zentrifugalkraft prozessiert und so kann innerhalb kürzester Zeit eine zuverlässige Diagnose gestellt werden.
Atopische Dermatitis und Psoriasis betreffen weltweit mehr als 300 Millionen Menschen und unterscheiden sich in Bezug auf Beginn, Schweregrad, zeitliches Fortschreiten und Ansprechen auf die Behandlung. Entzündliche Hauterkrankungen, die zu einer erhöhten Sterblichkeit und einem erhöhten Risiko für assoziierte Erkrankungen wie Arthritis und Asthma führen, sind eine große Belastung für Patienten und Familien, Pflegekräfte und Gesundheitssysteme.
Durch die Analyse der bisher größten Sammlung von Patientendaten und die Durchführung fortgeschrittener molekularer Untersuchungen auf Einzelzellenebene und im Gewebekontext zielen die Wissenschaftler und Kliniker darauf ab, Biomarker für Variationen im Krankheitsverlauf zu identifizieren. Das Projekt nutzt die neuesten technischen Entwicklungen in der translationalen Medizin und wird die Wirkstoffsuche vorantreiben und das direkte Krankheitsmanagement verbessern.
BIOMAP ist das erste IMI-Projekt im Bereich der Dermatologie und kombiniert klinisches, genetisches und epidemiologisches Fachwissen mit modernen molekularen Analysetechniken und neu entwickelten Instrumenten der Bioinformatik.
Unter der Annahme, dass die Variation der Symptome und das Fortschreiten der Krankheit grundlegende Unterschiede auf molekularer Ebene widerspiegeln, werden die Forscher einen ganzheitlichen, systematischen Ansatz verfolgen, um Patientenuntergruppen mit verschiedenen Subtypen der Erkrankung und unterschiedlichen Reaktionen auf die Therapie zu identifizieren. Das BIOMAP-Konsortium wertet nicht nur messbare Faktoren im Blut und in der Haut der Patienten aus, die den jeweiligen Krankheitssubtyp angeben. Darüber hinaus zielt BIOMAP darauf ab, die genetischen und umweltbedingten Faktoren zu untersuchen, die einen zusätzlichen Einfluss auf den Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf die Behandlung haben.
In einer beispiellosen Analyse klinischer und molekularer Daten wollen die BIOMAP-Forscher ein neues Modell für die Klassifizierung von Krankheiten ableiten, um jedem Patienten eine optimale Behandlung und ein individualisiertes Therapieschema zu bieten.
Professor Stephan Weidinger, akademischer Koordinator des Konsortiums und international renommierter Kliniker der Universität Kiel, hofft, dass „atopische Dermatitis und Psoriasis als verschiedene Krankheiten und nicht nur eine Krankheit mit jeweils charakteristischem molekularem Verhalten" identifiziert werden.
Dr. Paul Bryce, Projektleiter des von Sanofi durchgeführten Konsortiums, erklärt: "Wenn wir diese Krankheiten so umfassend wie möglich verstehen, werden alle molekular definierten Endotypen, die wir finden, dazu beitragen, die nächste Generation von Präzisionstherapien voranzutreiben, die das Leben der Patienten verbessern können."
"Die Erkenntnisse aus BIOMAP werden eine schnelle Wirkstoffsuche fördern, um ursächliche Mechanismen zu bekämpfen und Biomarker zu identifizieren, mit deren Hilfe Kliniker entscheiden können, wer wann eingreift und wie eingegriffen werden soll", erwartet Professor Catherine Smith, die wissenschaftliche Koordinatorin von BIOMAP, vom King´s College London.
"BIOMAP wird uns dabei helfen, die Zusammenhänge zwischen ererbter Anfälligkeit, Umweltfaktoren und molekularen Profilen sowie die Rolle jedes von ihnen beim Einsetzen und Fortschreiten der Krankheiten besser zu verstehen", sagt Dr. Witte Koopmann, Co-Projektleiter von LEO Pharma.
Die Stimmen von Patienten, die an atopischer Dermatitis und Psoriasis leiden, werden durch die Einrichtung einer Patientenberatungsgruppe im Mittelpunkt von BIOMAP stehen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Einblicke, Meinungen und Wünsche der Patienten in allen verschiedenen Komponenten des Projekts berücksichtigt werden.
Helen McAteer, Chief Executive der Psoriasis Association und Mitglied der BIOMAP-Patientenberatungsgruppe, beschreibt die Ambitionen und das Ziel von BIOMAP als „große Chance, um das Leben von Menschen mit Hautkrankheiten zu verbessern. Durch die Bereitstellung einer europaweiten Plattform wird BIOMAP den Austausch von Know-how und Daten über atopische Dermatitis und Psoriasis ermöglichen.“
BIOMAP wird durch das Innovative Medicines Initiative 2 Joint Undertaking unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 821511 und Sacheinlagen der beteiligten Pharmaunternehmen finanziert. Das gemeinsame Unternehmen erhält Unterstützung durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union und EFPIA.
Das Projekt wird offiziell mit einem ersten Treffen am 10. und 12. April 2019 in London beginnen.
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Zukunftstechnologie Mikrosystemtechnik
Hahn-Schickard entwickelt intelligente Produkte mit Mikrosystemtechnik: von der ersten Idee bis zur Fertigung – branchenübergreifend. Der Forschungs- und Entwicklungsdienstleister ist mit seinen Instituten an drei Standorten in Baden-Württemberg vertreten: in Stuttgart, Villingen-Schwenningen und Freiburg. In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der Industrie realisiert Hahn-Schickard innovative Produkte und Technologien in den Bereichen Sensoren- und Aktoren, Systemintegration, Cyber-Physical Systems, Kommunikationstechnik, Softwareentwicklung, Lab-on-a-Chip und Analytik, Mikroelektronik, Aufbau- und Verbindungstechnik, Mikromontage, Informationstechnik, Medizintechnik und Zuverlässigkeit. Das Angebot umfasst auch die Herstellung von kleineren und mittleren Serien sowie die Überleitung in die Großserienfertigung.
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