Die Zukunft der Nuklearmedizin – aktiv werden für ein „cooles Fach“
Die Nuklearmedizin ist ein „cooles Fach“: diese Aussage eines jungen Teilnehmers kann stellvertretend für die angeregten Diskussionen während des ersten Zukunftsworkshops der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin stehen, der am 6. April im Rahmen ihrer Jahrestagung stattgefunden hat. Die rund 300 Teilnehmer beteiligten sich lebhaft bei der Suche nach Lösungen und zukünftigen Zielen im Hinblick auf vier selbst gewählte Themen, bei denen es zahlreiche inhaltliche Überschneidungen gab: Zukunftsprofil Nuklearmedizin, Interdisziplinarität, die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und Big Data für die Nuklearmedizin sowie die Möglichkeiten, den Nachwuchs für die Nuklearmedizin zu begeistern.
Wie Strategien für die Gewinnung junger Mediziner aussehen könnten, dazu sammelten Prof. Dr. Wolfgang Burchert, Direktor des Instituts für Radiologie, Nuklearmedizin und Molekulare Bildgebung in Bad Oeynhausen und Zakariya Ali, Assistenzarzt in Elternzeit, viele Ansätze in einer Mindmap. In ihren Diskussionsgruppen wurde spontan eine Initiative aus der Taufe gehoben, die sich darum kümmern wird, den Frauenanteil in der Nuklearmedizin zu erhöhen – auch innerhalb der Gremien des Faches. Eine Überlegung war auch, eine Gruppe wie die „Jungen NUKis (NUK - Kurzform für das Fach)“ zu gründen und sich besser, zum Beispiel in WhatsApp-Gruppen, zu vernetzen. Forderungen nach kalkulierbarer Arbeitszeit, nach mehr Teilzeit, Gleitzeit sowie Möglichkeiten zum Arbeiten im Homeoffice wurden laut. Damit Studierende die „Coolness“ des Faches kennenlernen können, ist aus Sicht der Teilnehmer unbedingt mehr Marketing und Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Auch müsse man umfangreicher informieren, um Vorurteile gegenüber Strahlenbehandlung zu entkräften. Universitäten sollten unter anderem Lehrangebote in Praxen machen, hieß es in der Diskussion.
Dass die Künstliche Intelligenz (KI) Nuklearmedizinern künftig das Arbeitsleben erleichtern wird, war ein Ergebnis des Workshops von Priv.-Doz. Dr. Felix Nensa, Priv.-Doz. Dr. Christoph Rischpler und Dr. Aydin Demircioglu von der Uniklinik Essen: Es geht nun darum, Bereiche innerhalb des Faches zu finden, in denen KI sinnvoll eingesetzt werden kann. Dafür sind aus Sicht der Workshopteilnehmer standardisierte Daten notwendig. Die zukünftige Arbeit mit Künstlicher Intelligenz hängt von deren Gestaltung durch die Nuklearmediziner in Zusammenarbeit mit der Industrie ab – so lautete ein weiteres Resultat des Workshops.
Interdisziplinarität mehr leben, sich gesellschaftlich und in universitätsinternen Einrichtungen positionieren sowie mit Studien mehr Evidenz für die Bedeutung des Faches generieren: das waren wichtige Aspekte des Faches, die sich aus Abstimmungen innerhalb der Diskussionen zum Zukunftsprofil der Nuklearmedizin in Deutschland ergaben. Prof. Dr. Martin Gotthardt aus Nijmegen und Prof. Dr. Dr. Lutz Freudenberg aus dem Rhein-Kreis-Neuss pflückten einen bunten Strauß an Themen – unter anderem wurden unterstützende Strukturen für eine ambulante Versorgung als bedeutend für die Zukunft angesehen.
Wie sieht die Zukunft der Interdisziplinarität aus? Darüber diskutierten der Onkologe Prof. Dr. Viktor Grünwald mit Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Fendler sowie Prof. Dr. Ken Herrmann in ihren Gesprächsrunden: „Die Nuklearmedizin ist der Zehnkampf, die Königsdisziplin – aber in Tumorboards sehen wir Generalisten uns häufig in der Rolle des 100-Meter-Sprinters“, erklärte Professor Herrmann in seinem Resümee. Es gehe darum, die Hauptschnittstellen mit der Radiologie und der Onkologie zu verbessern, was sich im Klinik-Alltag und innerhalb eines komplexen onkologischen Managements als Herausforderung herausstelle. Die Probleme in der Uniklinik müssten ebenso wie die Schwierigkeiten im Alltag gelöst werden. Dafür sollte die Kommunikation verbessert und ausgebaut werden – in Tumorboards und Demos, aber auch im direkten Kontakt mit den Zuweisern. Weiterhin stand die Weiterbildung junger Kollegen im Mittelpunkt. So könnte die generelle Nuklearmedizin künftig innerhalb von dreieinhalb bis vier Jahren erlernt werden, gefolgt von einer Spezialisierung, zum Beispiel mit einer stark therapeutisch-onkologischen oder diagnostischen Ausrichtung. Im Hinblick auf den Fachärztemangel wurde auch darüber gesprochen, das Fach zu öffnen - in Richtung Internisten und Onkologen.
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