Studienqualität verbessern durch Senken der Betreuungsrelation
Ein wichtiger Parameter zur Mesung der Qualität von Hochschulbildung ist die Betreuungsrelation, also die Anzahl von Studierenden pro Professur. Der MNFT fordert, dass dieses Verhältnis in Deutschland in den nächsten Jahren verbessert wird. Hierzu ist neben einer Anhebung der Grundfinanzierung der Hochschulen auch eine Anhebung der Curricularnormwerte nötig.
Angemessene Betreuungsrelationen sind eine „Grundvoraussetzung guter Lehre“. (Zitat aus dem Positionspapier „Hochschulbildung im Anschluss an den Hochschulpakt 2020“ des Wissenschaftsrats, Mai 2018, S.29). Die Betreuungsrelation ist aber in den letzten Jahren in Deutschland gestiegen, weil die Zahl der Studierenden viel stärker gewachsen ist als die Zahl der Professuren. Der MNFT begrüßt die Empfehlung des Wissenschaftsrats, die Anstrengungen zur Verbesserung der Lehre auf eine Verbesserung der Betreuungsrelationen zu konzentrieren. Da die Studienanfängerzahlen in den nächsten Jahren voraussichtlich konstant bleiben werden, besteht hierfür nun Spielraum.
Hierzu ist eine Anhebung der Curricularnormwerte nötig. Diese Parameter der Kapazitätsrechnung definieren, wie viele Stunden an Lehrdeputat für die Ausbildung eines Studierenden in einem Studiengang nötig sind. Damit errechnet sich dann die Anzahl an Studierenden, die ein Studiengang aufnehmen kann. Je höher der Curricularnormwert ist, desto mehr Personal mit Lehrdeputat benötigt ein Studiengang für jeden Studierenden. In Fächern mit Zugangsbeschränkung wird immer die maximal mögliche Anzahl von Studienbewerbern zugelassen. In solchen Fächern bewirken zusätzliche Stellen daher statt einer Verbesserung der Betreuungsrelation die Aufnahme von mehr Studierenden. In Fächern ohne Zugangsbeschränkung verbessert die Schaffung zusätzlicher Stellen zwar die Betreuungsrelation auch dann, wenn die Curricularwerte nicht geändert werden. Allerdings sinkt damit die Auslastung des Studiengangs, und dieser Parameter wird von einigen Bundesländern für die Finanzplanung benutzt. Auch in diesen Fächern sollten daher die Curricularnormwerte so angehoben werden, dass sie zu einer besseren Betreuungsrelation passen.
Zur Verbesserung der Betreuungsrelationen müssen zusätzliche Professuren geschaffen werden. Dies können die Hochschulen aber nur aus ihrer Grundfinanzierung leisten. Deren Anteil an den Hochschulbudgets ist in den letzten 10 Jahren dramatisch zurückgegangen und muss wieder erhöht werden, um die Schaffung zusätzlicher Professuren zu ermöglichen.
Im internationalen Vergleich sind die Ausgaben für Hochschulbildung in Deutschland unterdurchschnittlich. Nach Berechnungen der OECD („Bildung auf einen Blick“, 2018, Tabellen C1.2 und C2.1) liegen die Ausgaben für tertiäre Bildung in Deutschland sowohl pro Bildungsteilnehmer(in) als auch bezogen auf das BIP unter dem OECD-Durchschnitt. Die eigentlichen Bildungsausgaben pro Bildungsteilnehmer(in) betragen im tertiären Bereich in Deutschland 9137$. Dies liegt unter dem OECD-Durchschnitt von 10654$ oder auch den Ausgaben in Österreich (12963$).
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ralf Meyer, Universität Göttingen
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
