Der missverstandene Rechtsstaat – Schader-Preis 2019 an Christoph Möllers
Mit dem Schader-Preis wurde in diesem Jahr der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Christoph Möllers LL.M. ausgezeichnet. Christoph Möllers ist Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2012 ist er Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Die Preisverleihung fand am 28. Mai 2019 vor fast 400 geladenen Gästen im Schader-Forum in Darmstadt statt.
In seinem Vortrag zur Preisverleihung sprach Christoph Möllers zum Thema „Der missverstandene Rechtsstaat“. Als Aufforderung zum strikten Regelvollzug oder zur bedingungslosen Herstellung rechtmäßiger Zustände wäre der Rechtsstaat missverstanden. „Vielmehr geht es in ihm darum, zwischen die Rechtsnorm und ihre Vollstreckung institutionelle Puffer, Orte einer selbstständiger Entscheidung zu setzen“, so Möllers.
Die Laudatio hielt Angelika Nußberger, Richterin und Vizepräsidentin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und Mitglied des Senats der Schader-Stiftung: „Christoph Möllers hat sich nie mit dem, was er geschrieben hat, zufrieden gegeben, er hat immer weiter gedacht; ein Schlusspunkt konnte nie ein Schlusspunkt bleiben. Christoph Möllers antwortet nicht einfach, sondern ist unterwegs zu den Fragen, die ihm andere stellen und die er sich selbst stellt. Immer wieder neu, immer besser will er verstehen, was man vielleicht nie wirklich ganz verstehen kann: Was hält die Gesellschaft zusammen? Was ist ein Staat, warum ist er, was er ist? Was macht „Recht“ zu Recht? Dies ist ein Thema, das sich gewissermaßen als roter Faden durch viele seiner Schriften zieht - die Frage, inwieweit sich das Politische normieren, einhegen lässt.“
Mit dem Preis zeichnet die Schader-Stiftung Gesellschaftswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler aus, die sich mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit herausragende Verdienste um die Gesellschaftswissenschaften und um deren Dialog mit der Praxis erworben haben. „Christoph Möllers gelingt es, Grundfragen seiner eigenen Disziplin mit historischen, ethischen, philosophischen und politisch-praktischen Dimensionen zu verbinden“, begründete Christine Landfried, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Hamburg und Mitglied des Senats der Schader-Stiftung die Entscheidung für den diesjährigen Preisträger.
„Christoph Möllers vermittelt die Erkenntnisse seiner exzellenten Forschung nicht nur in den Wissenschaften, sondern auch durch pointierte Wortmeldungen in der Presse und der breiten Öffentlichkeit. Zugleich sind seine Arbeiten inhaltlich an etliche Disziplinen der Gesellschaftswissenschaften anschlussfähig und ergänzen das Spektrum der Schader Stiftung vorzüglich“, betonte Landfried.
„Fragen des Rechts betreffen oft mehrere Gesellschaftsbereiche, vor allem in ihren Auswirkungen. Deswegen ist es wichtig, dass es herausragende Köpfe wie Christoph Möllers gibt, die Brücken zwischen Theorie und Praxis brauen und sich für eine Optimierung des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Gesellschaft einsetzen“, sagte die Hessische Digitalministerin Kristina Sinemus in ihrem Grußwort. „Interdisziplinär zu arbeiten und über den Tellerrand zu schauen, ist ein wichtiger Schlüssel, um gemeinsam Antworten auf rechtliche Fragestellungen zu finden und diese erfolgreich praktisch umzusetzen“, so die Ministerin.
Der Schader-Preis wird jährlich vom Senat der Schader-Stiftung verliehen und ist mit 15.000 Euro dotiert. Dem Senat der Schader-Stiftung gehören die Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre an: Prof. Dr. Otfried Jarren (2018), Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (2017), Prof. Dr. Christine Landfried (2016), Prof. Dr. Dr. h.c. Angelika Nußberger (2015), Prof. Dr. Stephan Leibfried † (2014), Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger Ph.D. (2013), Prof. Dr. Dres. h.c. Paul Kirchhof (2012) und Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf Lepenies (2010).
Die Schader-Stiftung fördert die Gesellschaftswissenschaften und deren Dialog mit der Praxis. Die gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Darmstadt finanziert seit ihrer Gründung im Jahre 1988 ihre Fördertätigkeit aus den Erträgen des von Alois M. Schader gestifteten Privatvermögens.
Der Vortrag des Preisträgers und weitere Dokumente zum Schader-Preis sind in Kürze verfügbar unter www.schader-stiftung.de/schader-preis.
Weitere Informationen:
http://www.schader-stiftung.de/schader-preis