Rechtsrock als Lockmittel zur Rekrutierung Jugendlicher überbewertet
Fachtag „Rechte Musik in rechten Lebenswelten“ am Freitag, 27. September 2019 auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz
Der Rechtsruck in der Gesellschaft bildet sich auch in der Popmusik ab. Rechte Rockmusik und besonders Rechtsrockkonzerte stehen immer wieder in den Schlagzeilen und lösen mit ihren menschenverachtenden Darstellungen Appelle nach wirksamen Kontrollen und Verboten aus. Im Vorfeld des Fachtags „Rechte Musik in rechten Lebenswelten“ plädiert der Musikwissenschaftler Dr. Thorsten Hindrichs von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) für eine differenzierte Betrachtung: Tatsächlich werde die Bedeutung von Rechtsrock als vermeintlichem Lockvogel für den Einstieg von Jugendlichen in die rechte Szene häufig überschätzt, so Hindrichs. Nicht zu übersehen sei aber, dass die Musik für die extreme Rechte aus verschiedenen Gründen enorm wichtig ist und eine Intervention gegen Rechtsrock daher dringend notwendig bleibe. Hindrichs gehört zu den führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet „rechte Musik“ und vertritt die Abteilung Musikwissenschaft der JGU im Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus Rheinland-Pfalz.
Der Fachtag „Rechte Musik in rechten Lebenswelten“ findet am Freitag, 27. September 2019, auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz statt und wird vom Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus Rheinland-Pfalz mit Unterstützung von pop rlp - Kompetenzzentrum Popularmusik Rheinland-Pfalz und der Abteilung Musikwissenschaft der JGU organisiert. Er richtet sich vor allem an pädagogische Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit. Bei Vorträgen und Workshops wird der Komplex von rechter Musik und rechten Lebenswelten diskutiert, von Rechtsrock, Nationalsozialistischem Black Metal und Hip-Hop über Sport und Kampfsport zu pädagogischen und gesellschaftlichen Fragen.
„Musik kann man natürlich nicht aus dem Lebensweltbezug von Jugendlichen herauslösen, ebenso wenig wie Sport. Nur wird Sport im Zusammenhang mit der Rekrutierung von Jugendlichen für die rechte Szene viel seltener thematisiert“, bemerkt Hindrichs. Der Musikexperte spricht sich dagegen aus, Rechtsrock als „Einstiegsdroge“ zu bezeichnen, und warnt vor Alarmismus und Panikmache. „Dem Mythos von der Einstiegsdroge liegt eine frühromantische Vorstellung über die Macht der Musik zugrunde“, so Hindrichs.
Gleichzeitig weist der Musikwissenschaftler darauf hin, dass Musik für die extreme Rechte durchaus wichtig ist – und zwar als Geldquelle, zur Bildung von Netzwerken, zur Feindmarkierung und der Selbstvergewisserung. „Bei der Rekrutierung von Jugendlichen für die extrem rechte Szene spielt Musik kaum eine Rolle, aber ohne Musik würde extrem rechten Jugendlichen natürlich etwas Entscheidendes fehlen“, fasst Hindrichs zusammen. Seine Einschätzungen wird er bei dem Fachtag in Koblenz im Rahmen eines Workshops ausführen.
Thorsten Hindrichs ist seit Januar 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung Musikwissenschaft der JGU und seit 2012 für das Forschungsprojekt „Musik und Jugendkulturen" verantwortlich. Seit 2015 ist er Mitglied im Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus des Landes Rheinland-Pfalz.
Kontakt:
Dr. Thorsten Hindrichs
Abteilung Musikwissenschaft
Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-20096
Fax +49 6131 39-22993
E-Mail: hindrichs@uni-mainz.de
http://www.musikwissenschaft.uni-mainz.de/personen/hindrichs/hindrichs.htm
Weiterführende Links:
https://demokratie-leben.rlp.de/de/fachtagung-rechte-musik-in-rechten-lebenswelten/ - Ankündigung und Programm des Fachtags
http://www.musikwissenschaft.uni-mainz.de – Homepage Abteilung Musikwissenschaft der JGU
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