Podiumsdiskussion zur fotografischen Praxis Sebastiāo Salgados
Der Brasilianer Sebastião Salgado (*1944) gehört zur Riege international vielfach prämierter und ausgestellter Fotograf*innen unserer Zeit. Mit seinen opulenten Schwarz-Weiß-Bildern von Menschen in prekären Arbeitsbedingungen und in Migrationsbewegungen sowie sakral aufgeladenen Tier- und Landschaftsaufnahmen erreicht er ein großes Publikum auch jenseits des Kunstbetriebs. Dass Salgado nun mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019 ausgezeichnet wird, ist trotzdem nicht unproblematisch. Die Podiumsdiskussion nimmt sich vor diesem Hintergrund der kritischen Figur Salgado und seiner Bilder an.
In der Begründung des Friedenspreises heißt es, man zeichne „einen Bildkünstler aus, der mit seinen Fotografien soziale Gerechtigkeit und Frieden fordert und der weltweit geführten Debatte um Natur- und Klimaschutz Dringlichkeit verleiht.“ In seiner Person verbindet Salgado fraglos soziales Engagement, von dem etwa zahlreiche Kooperationen mit Organisationen wie UNICEF und Ärzte ohne Grenzen zeugen, mit einem ästhetischen Interesse am ‚perfekten‘, ‚schönen‘ Bild. Zur Frage steht dabei, wie sehr die ebenso monumentale wie sprachlose Geste seiner Fotografien ihrem eigenen sozialdokumentarischen Anspruch und jenem der Friedenspreis-Jury gerecht werden kann.
Das Podium wird ästhetische, praktische und kontextuelle Fragen in Bezug auf Salgados großformatige Aufnahmen diskutieren: Wie lässt sich für und wider visuelles Pathos im Rahmen einer dokumentarischen Praxis argumentieren und inwiefern ist Schönheit ein moralisches und nicht allein ein ästhetisches Problem? Lässt sich Salgados karitatives Engagement überzeugend von der Bewertung seiner Bilder trennen? Und nicht zuletzt: An wen richten sich Salgados zahlreiche Bildbände, seine wandförmigen Großformate?
Im Laufe des Abends wird die Diskussion für das Publikum geöffnet.
DISKUTANTINNEN
Elke Grittmann, Professorin für Medien und Gesellschaft an der Hochschule Magdeburg-Stendal
Elisabeth Neudörfl, Professorin für Dokumentarfotografie an der Folkwang Universität der Künste, Essen
Evelyn Runge, Post-Doc Fellow an der Hebrew University of Jerusalem
KONZEPTION & MODERATION
Matthias Gründig, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Folkwang Universität der Künste, Essen
Anja Schürmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen
VERANSTALTER
Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) in Kooperation mit der Folkwang Universität der Künste, Essen
WEITERE INFORMATIONEN
Link zur Veranstaltung auf der KWI-Homepage
Über das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI):
Das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) ist ein interdisziplinäres Forschungskolleg für Geistes- und Kulturwissenschaften in der Tradition internationaler Institutes for Advanced Study. Als interuniversitäres Kolleg der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen Universität Dortmund und der Universität Duisburg-Essen arbeitet das Institut mit den Wissenschaftler*innen seiner Trägerhochschulen und mit weiteren Partnern in NRW und im In- und Ausland zusammen. Innerhalb des Ruhrgebiets bietet das KWI einen Ort, an dem die Erträge ambitionierter kulturwissenschaftlicher Forschung auch mit Interessierten aus der Stadt und der Region geteilt und diskutiert werden. Zukünftig stehen folgende Forschungsschwerpunkte im Mittelpunkt: Kulturwissenschaftliche Wissenschaftsforschung, Kultur- und Literatursoziologie, Wissenschaftskommunikation sowie ein „Lehr-Labor“. Fortgesetzt werden außerdem die Projekte in den Forschungsbereichen Partizipationskultur und Kommunikationskultur sowie Einzelprojekte.
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