Das Forum Transregionale Studien begrüßt seine Fellows im Jahr 2019 / 2020
Im akademischen Jahr 2019/20 begrüßt das Forum Transregionale Studien 53 Postdoc-Wissenschaftler*innen aus 29 Ländern. Sie arbeiten zu Fragen von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, autoritären Bewegungen und Regimen, der Dekolonisierung der Gegenwart, zukunftsorientierten Narrativen von Staatsbürgerschaft und den Folgen von Konflikt, Krieg und Vertreibung in den Gesellschaften Europas und des Nahen Ostens. Als Fellows erhalten sie die Möglichkeit, im Rahmen der Forschungsprogramme des Forums gemeinsam an ihren eigenen Projekten zu arbeiten und sich mit Kolleg*innen auszutauschen
Die Fellows des Programms re:constitution – Exchange and Analysis on Democracy and the Rule of Law in Europe, einem neuen von der Stiftung Mercator geförderten Programm, setzen sich mit Fragen der europäischen Verfassung(en) auseinander, mit unterschiedlichen Deutungen von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Am 23. Oktober 2019 findet in Berlin die Auftaktveranstaltung zum Thema “One Rule of Law for All EU Member States or Twenty-Eight Different Shades?” statt. Das Programm ermöglicht Rechtswissenschaftler*innen und -praktiker*innen aus Ländern der Europäischen Union Aufenthalte an Einrichtungen rechtswissenschaftlicher Forschung oder Praxis: Z.B. wird Csaba Györy, ein Jurist von der ELTE University in Budapest, nach Polen reisen, um an der Akademie der Wissenschaften das Verhältnis der Justizreformen auf die Rechtsstaatlichkeit in Zentral- und Osteuropa zu untersuchen. Bogdan Dima, ein Verwaltungsjurist aus Rumänien, wird an der Humboldt-Universität zu Berlin über das Verhältnis von Verfassungstreue und Gewaltenteilung in seinem Heimatland arbeiten. Die Rechtswissenschaftlerin Hoai-Thu Nguyen aus Maastricht arbeitet bei unserem Programmpartner Democracy Reporting International in Berlin an einem Vorhaben zur demokratischen Willensbildung im digitalen Zeitalter. Tarik Gherbaoui vom EUI Florenz erforscht am Londoner Institute of Advanced Legal Studies die Auswirkungen von Ausbürgerungen terroristischer Kämpfer auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa. Die Politologin Aylin Aydin-Cakir von der Universität Yeditepe wird sich an der Universität Utrecht mit den Gründen und Auswirkungen der umstrittenen Justizreformen in Polen und Ungarn befassen.
Im Programm EUROPA IM NAHEN OSTEN – DER NAHE OSTEN IN EUROPA (EUME), das Verflechtungen und Grenzziehungen erforscht und Wissenschaftler*innen aus dem Nahen Osten eine Plattform für eine Neubestimmung von grundlegenden Fragen von Kultur, Gesellschaft und Politik nach den Arabischen Revolutionen bietet, erprobt die palästinensische Filmemacherin Oraib Toukan in ihrem Projekt „Decruelling Images“ neue Methoden im Umgang mit Darstellungen von Gewalt. Die Soziologin Rim Naguib befasst sich mit der Deportation ‚ausländischer Subjekte‘ in Zeiten britischer Herrschaft über Ägypten und der Kontinuität kolonialer Praktiken in postkolonialer Zeit. Sie arbeitet gleichzeitig an einer Monographie und einer Graphic Novel zu diesemThema. Der Medienwissenschaftler Omar al-Ghazzi von der London School of Economics untersucht in seinem Vorhaben „Geschichte(n) der Zukunft in der arabischen Welt nach 2011“ wie Geschichtsnarrative unter den Bedingungen neuer Medien ausgehandelt werden. Ausgezeichnet durch die „Originalitätsverdacht“-Initiative der Volkswagen-Stiftung hinterfragt die Anthropologin Banu Karaca in ihrem Projekt „Lost, Not Found? Violence, Dispossession, and the Re-Collecting of Post-Ottoman Art Histories“ den Umgang mit enteigneter, fehlbestimmter oder verlorener Kunst.
Im Rahmen des Forschungsprogramms PRISMA UKRAÏNA – Research Network Eastern Europe kommt der Historiker Alexandru Lesanu aus Moldau als Irmgard Coninx Preis Fellow ans Forum. Er arbeitet an einer Sozialgeschichte Transnistriens im Spiegel einer Zuckerfabrik. Der ukrainische Wissenschaftler Denys Shatalov befasst sich mit der Bedeutung des Kosakenmythos im Nationsbildungsprozess der Ukraine des 19. Jahrhunderts.
Die AKADEMIE IM EXIL, eine gemeinsame Initiative des Forums mit der Universität Duisburg-Essen und dem Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen, bietet auch im akademischen Jahr 2019/20 einen Raum, in dem gefährdete Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen ihre Arbeit fortsetzen können. 2018 ist die Freie Universität Berlin als weitere Trägereinrichtung hinzugekommen, der Adressatenkreis wurde über Forschende aus der Türkei hinaus auf andere Länder ausgeweitet, in denen massive Einschränkungen bürgerlicher und akademischer Freiheiten zu verzeichnen sind.
Das Forschungsprogramm ART HISTORIES AND AESTHETIC PRACTICES hat sich nach sieben Jahren am Forum Transregionale Studien mit Beginn des akademischen Jahrs 2019/20 unter dem neuen Namen „4A LABORATORY“ in neuer institutioneller Konstellation erfolgreich verstetigt. Es wird nun in einer Kooperation des Kunsthistorischen Instituts Florenz und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz konzipiert und in Partnerschaft mit der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Forum weitergeführt.
Die Fellows des Forums sind – je nach fachlicher Spezialisierung – an Universitäten und Forschungseinrichtungen in Berlin und anderen europäischen Städten assoziiert. Sie präsentieren und diskutieren ihre Arbeiten regelmäßig in Seminaren, Konferenzen und Workshops. Über die wissenschaftlichen Blogs des Forums, insbesondere auf »TRAFO – Blog for Transregional Research« (trafo.hypotheses.org), werden die Debatten, Ideen und Forschungsergebnisse einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Termine und weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage www.forum-transregionale-studien.de sowie der Broschüre »Programm und Fellows 2019/2020«.
Haben Sie Fragen oder Interesse an einem Gespräch mit unseren Fellows?
Kontakt:
Dr. Moritz Buchner, Referent für Wissenschaftskommunikation
presse@trafo‐berlin.de
030‐89 001‐422