American Heiner – Ein Mammut mach Geschichte
Das Darmstädter Mammut ist ein Amerikaner und eine Sensation der Paläontologie-Geschichte: Es war 1801 das erste museal montierte Skelett eines ausgestorbenen Großsäugetieres in den USA und so bedeutend, dass der amerikanische Präsident Thomas Jefferson dessen Ausgrabung als nationale Angelegenheit betrachtete und Alexander von Humboldt es im Rahmen seiner Amerikareise in Philadelphia besuchte. Das Skelett kam 1854 auf Umwegen nach Darmstadt. Seit über hundertfünfzig Jahren ist es damit Darmstädter oder wie man hier sagt: ein echter »Heiner«.
Die Ausstellung »American Heiner« geht der Geschichte dieses weltbekannten fossilen Elefantenskelettes nach, das nach seinem Entdecker auch »Peale‘s Mastodon« genannt wird. Sie erzählt von der Ausgrabung des Skelettes im Tal des Hudson Rivers durch den Porträtmaler Charles W. Peale, von seiner spektakulären Präsentation 1801 in der Philosophical Hall in Philadelphia und von seiner Bedeutung für das Selbstverständnis der jungen amerikanischen Nation. Sie berichtet von einem Dinner, das 1804 zu Füßen des Mastodons für Alexander von Humboldt abgehalten wurde und beantwortet die Frage, wie das Mastodon schließlich nach Darmstadt kam.
Anhand von Objekten aus der Kunst- und Naturgeschichte – Gemälden, Zeichnungen, Briefen und Fossilien – dokumentiert die Ausstellung darüber hinaus die Auswirkungen des Fundes auf Forschungs- und Geistesgeschichte, die weitreichend waren. Denn mit der Entdeckung des Mastodons geriet die bis dahin gültige, von der biblischen Überlieferung geprägte Lehre, von der Entstehung der Welt als göttliche Schöpfung ins Wanken. Bis dahin gab es noch keine Vorstellung davon, dass die Welt und mit ihr die Tierwelt einmal anders ausgesehen haben könnten. Beim ersten Knochenfund im Jahr 1705 ging man noch davon aus, Knochen eines Riesen vor sich zu haben. Das war eine durchaus naheliegende Schlussfolgerung, wenn man bedenkt, dass Riesen wie Goliath in der Bibel vorkommen und damit als real galten. Die Erkenntnis, dass es sich bei diesen Knochen um Fossilien eines ausgestorbenen Tieres handelt, war daher ein wissenschaftlicher Wendepunkt und der Beginn eines Prozesses, der im Jahr 1859 zu der von Charles Darwin formulierten Evolutionstheorie führen sollte.
Die Ausstellung präsentiert kaum bekanntes Skizzenmaterial aus deutschen und amerikanischen Archiven, um am Beispiel des Darmstädter Mastodons anschaulich zu machen, wie alte Gewissheiten durch neue Erkenntnisse revidiert werden.
Das Projekt entsteht in Kooperation mit dem Smithsonian American Art Museum in Washington DC. Für deren Ausstellung »Alexander von Humboldt and the United States: Art, Nature and Culture« wird das Darmstädter Mastodon erstmals nach über 150 Jahren als Leihgabe in die USA zurückkehren.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Oliver Sandrock, Dr. Martin Faass