Nachhaltige Wasserbewirtschaftung im Iran: Wie aus Forschung Praxis wird – Auftaktveranstaltung in Teheran
Wasserknappheit stellt eine der größten gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen im Iran dar. In globalpolitisch widrigen Zeiten forschen und arbeiten deutsche und iranische Institutionen gemeinsam an Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung. In Irans Hauptstadt Teheran kamen nun Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, um über die praktische Umsetzung der Ergebnisse aus dem Projekt „IWRM Zayandeh Rud“ zu beraten.
Der Iran steht vor enormen wasserwirtschaftlichen Herausforderungen und benötigt Lösungen für seine durch Klimawandel und schlechtes Ressourcenmanagement bedrohten Gewässer. Seit 2010 erarbeitet ein deutsch-iranischer Forschungsverbund rund um das inter 3 Institut für Ressourcenmanagement für den Iran umsetzbare Lösungen für ein Integriertes Wasserressourcen-Management (IWRM). Mit einem Kick-off Treffen Ende Oktober 2019 in der iranischen Hauptstadt Teheran ist das Verbundprojekt „IWRM Zayandeh Rud“ nun in die dritte Phase gestartet. Im Energieministerium diskutierten neben dem Vize-Energieminister und deutschen Projektpartnern auch Vertreter der iranischen Wasserwirtschaft, aus der Wissenschaft und dem Bildungsbereich über die weitere Zusammenarbeit.
Management eines kostbaren Guts – der Zayandeh Rud ist in akuter Gefahr
Der Zayandeh Rud ist der wichtigste Fluss im Zentraliran. In seinem Einzugsgebiet leben und arbeiten 4,5 Millionen Menschen, davon allein 2 Millionen in der historischen Stadt Isfahan. Doch in den vergangenen Jahren ist der Zayandeh Rud immer wieder vollständig ausgetrocknet, die Grundwasserspiegel im Einzugsgebiet sinken. Das Trinkwasser wird knapp, und neben der Industrie leiden vor allem die Landwirte unter der mangelnden Wasserversorgung. Schuld sind neben dem Klimawandel und fehlenden Kapazitäten für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen auch aktuelle politische Entwicklungen. Die wirtschaftlichen Sanktionen führen zum Beispiel zum Anspruch, sich von Nahrungsmittelimporten unabhängig zu machen – die Landwirte nutzen also verstärkt Grundwasser für die Bewässerung, das Ökosystem wird noch mehr belastet.
Daten zusammentragen, Lösungen entwickeln, Maßnahmen umsetzen – in drei Projektphasen zum Ziel
Am Problem der unzulänglichen Wasserbewirtschaftung setzt das Projekt „IWRM Zayandeh Rud“ an. In der ersten Projektphase wurde dazu die wasserwirtschaftliche Situation im Einzugsgebiet des Zayandeh Rud unter technischen, organisatorischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten analysiert und wichtige Daten zusammengetragen. In der zweiten Projektphase wurden in den verschiedenen wassernutzenden Sektoren Pilotprojekte umgesetzt, mit Wassernutzern gemeinschaftliche Lösungsvorschläge erarbeitet, Technologien getestet, ein digitales Entscheidungsunterstützungssystem (DSS) entwickelt und ein deutsch-iranisches Trainingszentrum gegründet. In der nun gestarteten dritten Projektphase soll es darum gehen, die Entscheidungsträger und weitere Wassernutzer dazu zu befähigen, die wesentlichen gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen hinsichtlich nachhaltigen Wassermanagements zusammenzuführen und in konkrete Maßnahmen zu übersetzen.
Deutsch-iranische Kooperation – damit es sich vor Ort bewährt
Die gemeinsamen Aktivitäten der deutschen und iranischen Projektpartner sollen Hand in Hand gehen und dauerhaft die iranische Wasserpolitik verbessern. So werden etwa Aspekte der europäischen Wassergesetzgebung aufgegriffen, wie die Entwicklung von Bewirtschaftungsplänen für die Flusseinzugsgebiete. Die zuständigen Institutionen sollen dafür das DSS auch langfristig für wasserpolitische Entscheidungen nutzen. Im deutsch-iranischen Trainingszentrum werden gemeinsam praxisorientierte Bildungsangebote entwickelt, um dauerhaft für notwendigen Fachkräftenachschub im Wassersektor zu sorgen. In der Praxis sieht das dann zum Beispiel so aus: An zwei großtechnischen Anlagen werden Systeme für die industrielle Wasserwiederverwendung gemeinsam mit den deutschen Partnern in Betrieb genommen. Gleichzeitig entstehen dazu entsprechende Schulungen, die im Trainingszentrum angeboten werden. Der Austausch zwischen deutschen und iranischen Trainern wird auch über die reine Schulung vor Ort hinaus über modere digitale Medien sichergestellt.
Das Verbundprojekt IWRM Zayandeh Rud wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „Integriertes Wasserressourcen-Management (IWRM)“ gefördert. Neben inter 3 sind in der dritten Projektphase die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) und die Technische Universität Berlin an dem Projekt beteiligt.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Shahrooz Mohajeri
E-Mail: mohajeri@inter3.de
Tel.: 030 34 34 74 40
Weitere Informationen:
https://www.inter3.de/de/projekte/details/article/iwrm-zayandeh-rud-implementierungsphase.html Kurzbeschreibung des Projekts