Neue Praxisfellows an der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Drei Praxisfellows – ein Ziel: die gesellschaftliche Teilhabe von Muslim_innen in Deutschland stärken. An der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität haben drei neue AIWG-Praxisfellows ihre Arbeit aufgenommen. Ein Jahr lang werden sie sich im Rahmen eines AIWG-Praxisfellowship an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis ihrer Projektidee widmen und dabei von der AIWG unterstützt.
Religion als Möglichkeit politischer Bildung
Inwiefern lässt sich die Sensibilität für gesellschaftliche Diversität aus der islamischen Religion heraus begründen? Und wie lassen sich darauf bezugnehmende religiöse Inhalte für die praktische Bildungsarbeit nutzbar machen? Mit diesen Fragen befasst sich die Pädagogin Betül Yimez in ihrem Projekt „Vielfalt erkennen – Diversität stärken. Diversitätssensibilität als eine Kernkompetenz muslimischer Traditionen annehmen“. Yimez möchte für Bildungsziele wie Differenzierungskompetenz, Ambiguitätstoleranz oder Diversitätssenibilität konkrete außerschulische Ausbildungsmodule für muslimische Jugendliche entwickeln. Um den tatsächlichen Bedarf der Zielgruppe gerecht zu werden, sieht das Projekt vor, einzelne Bildungsmodule gemeinsam mit Jugendlichen im Rahmen der praktischen Bildungsarbeit zu entwickeln. An der Schnittstelle von Praxis und Wissenschaft wird Betül Yimez als Fulltime Praxisfellow mit ihrem Projekt in engem inhaltlichem Austausch mit der AIWG Longterm-Forschungsgruppe „Linked open Tafsir“ stehen: „Ich erhoffe mir dadurch nicht nur einen Kompetenz- und Wissenszuwachs in meinem Themenbereich, sondern darüber hinaus auch von relevanten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Perspektiven für mein Projekt profitieren zu können“, so Yimez.
Jüdisch-Muslimischer Dialog: Gemeinsamkeiten Erkennen – Unterschiede erklären
Der Verkehrsfachwirt Erkan Inan engagiert sich ehrenamtlich in Projekten, die sich mit dem jüdisch-muslimischen Dialog und einem Perspektivwechsel durch Kunst befassen. Nun möchte er mit Unterstützung und Begleitung der AIWG im Rahmen eines Associated Praxisfellowship den jüdisch-müslimischen Dialog als Veranstaltungsformat professionalisieren. Sein Projekt „Jüdisch-muslimischer Dialog in München (JÜMIDI)“ ist darauf ausgerichtet, drei Dialog-Veranstaltungen in München zu konzipieren und auszurichten, die Mitgliedern der jüdischen und muslimischen Glaubensgemeinschaften Raum bieten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken, zu reflektieren und darüber in den Austausch zu treten. Im Zentrum der Veranstaltungen sollen die theologischen Perspektiven beider Glaubensgemeinschaften auf aktuelle gesellschaftspolitische Themen wie Klimawandel, Tierschutz oder Gleichbehandlung von Mann und Frau stehen. „Ich möchte mit meinem Projekt nicht nur einen Beitrag für den jüdisch-muslimischen Dialog leisten, sondern auch das Bewusstsein für eine strategische Allianz zwischen Juden und Muslimen stärken“, erklärt Inan. Anknüpfend an den Erfahrungen aus der Veranstaltungsplanung, -durchführung und inhaltlichen Ausgestaltung möchte Inan darüber hinaus im Austausch mit Wissenschaftler_innen der jüdischen und islamisch-theologischen Studien einen Leitfaden erstellen, der Hilfestellung und Empfehlungen für die Organisation von jüdisch-muslimischen Dialogveranstaltungen bietet.
Erziehung zur Mündigkeit durch religiöses Orientierungswissen
Mündigkeit gilt als Globalziel der Demokratiebildung und Pädagogik. Das Bekenntnis zur Mündigkeit findet sich in allen deutschen Schulgesetzen und wird dort als normatives Bildungsziel formuliert – und dies fachunabhängig. Wie genau wird dieses Bildungsziel im islamischen Religionsunterricht umgesetzt? Und eignen sich die in den Lehrplänen verankerten Inhalte und vorgesehenen religiösen Belege, um Kinder und Jugendliche zu mündigen Bürger_innen zu erziehen? Die Gymnasiallehrerin Sara Rahman möchte im Rahmen eines Associated Fellowship der AIWG diesen Fragen nachgehen: „Es ist mein besonderer Wunsch, einen Beitrag zur Professionalisierung des islamischen Religionsunterrichts zu leisten, um Heranwachsende bei ihrer Entwicklung hin zu kritischen und mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu unterstützen“, erklärt Rahman. Ihr Projekt „Mündigkeit als Ziel von Religionsunterricht – aber wie?“ hat zum Ziel, für Lehrende des muslimischen Religionsunterrichts einen praktikablen Leitfaden zu entwickeln. Dieser soll sie dabei unterstützen, mit geeigneten didaktischen Mitteln, Schüler_innen des islamischen Religionsunterrichts zu befähigen, sich aktiv an der Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft zu beteiligen. Das Projekt wird in engem inhaltlichen Austausch mit der AIWG Longterm-Forschungsgruppe „Normativität des Korans“ durchgeführt und profitiert dadurch von der wissenschaftlichen Expertise der Forschungsgruppe.
Detaillierte Informationen zu den AIWG-Praxisfellows und ihren Projekten finden Sie unter: https://aiwg.de/praxisfellows/
Das AIWG-Praxisfellowship richtet sich an ideenreiche Persönlichkeiten mit praktischen Erfahrungen zu Fragen der Religion und der gesellschaftlichen Teilhabe von Musliminnen und Muslimen in Deutschland. Es unterstützt deren persönliches Engagement und ihre individuellen Projektideen und ermöglicht ihnen, ihre bisherigen Kenntnisse zu islambezogenen Themen auszubauen und sie in die Wissenschaft einzubinden. Weitere Informationen: https://aiwg.de/transferformate/#praxisfellowship
Über die AIWG
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der islamisch-theologischen Studien und benachbarter Fächer sowie Akteurinnen und Akteuren aus der muslimischen Zivilgesellschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Stiftung Mercator.
Weitere Informationen: www.aiwg.de
Pressekontakt
Ariana Neves
Koordinatorin Wissenschaftskommunikation
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