Bund und Länder führen Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)“ fort – „BiSS-Transfer“ startet
Bund und Länder setzen die 2013 gestartete Initiative zur Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung, „Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)“ fort. Bilanz und Weiterführung der Initiative „BiSS“ mit „BiSS-Transfer“ sind Thema der Jahrestagung „BiSS bilanziert“ am heutigen Freitag in Berlin. Mit „BiSS-Transfer“ sollen die Ergebnisse aus der ersten Programmphase in die Fläche getragen werden. Rund 2.700 allgemeinbildende Schulen bundesweit sollen künftig bei der Umsetzung ihrer Konzepte zur sprachlichen Bildung begleitet werden.
Zudem erforschen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unter welchen Bedingungen ausgewählte Diagnostik- und Fördermaßnahmen in der Praxis am besten wirken. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Programm von 2020 bis 2025 mit rund 13 Millionen Euro. Die Länder tragen die Kosten für den gesamten Personal- und Koordinationsaufwand für die ca. 2.700 teilnehmenden Schulen sowie die Landesinstitute und Qualitätseinrichtungen.
Wie groß der Bedarf an Sprachförderung ist, zeigen Bildungsstudien wie PISA und die IQB-Bildungstrends. Ihnen zufolge kann bis zu einem Fünftel der Schülerschaft nicht ausreichend lesen und schreiben, um dem Unterricht zu folgen. Sprachliche Kompetenzen sind jedoch eine wesentliche Voraussetzung für schulischen Erfolg.
Prof. Dr. R. Alexander Lorz, Präsident der Kultusministerkonferenz 2019 und Hessischer Kultusminister, erklärt im Rahmen der Jahrestagung von „BiSS“: „Sowohl in der pädagogischen Praxis als auch in der Wissenschaft ist unbestritten, dass das Beherrschen der Sprache – und zwar mündlich wie schriftlich – der Schlüssel zu Bildung, Schulerfolg und damit auch zu gesellschaftlicher Teilhabe ist. Ohne Sprachkenntnisse ist Kommunikation mit anderen nur schwer möglich und die aktive Bewältigung von Lern- und Bildungsprozessen undenkbar. Und das gilt nicht nur für das Fach Deutsch und die sogenannten sprachlichen Fächer in der Schule, sondern für alle Fächer und Bereiche. Ich freue mich, dass sich ,BiSS‘ länderübergreifend und in enger Kooperation zwischen Wissenschaft und pädagogischer Praxis mit Sprachbildung befasst hat. Mit der neuen gemeinsamen Bund-Länder-Initiative ‚BiSS-Transfer‘ sorgen wir dafür, dass sowohl die sprachliche Bildung weiter im Fokus bleibt, als auch Transferprozesse in diesem Bereich genauer betrachtet werden können.“
„BiSS“ ist vor sechs Jahren mit dem Ziel gestartet, die in den Bundesländern eingesetzten Maßnahmen für sprachliche Bildung wissenschaftlich zu prüfen und weiterzuentwickeln. Dazu wurden in 15 Studien Instrumente und Materialien erprobt, evaluiert und weiterentwickelt. Über 600 Schulen und Kitas aus allen 16 Bundesländern haben sich an dem Programm beteiligt. In mehr als 100 Verbünden haben sie an der Verbesserung ihrer Konzepte gearbeitet. Dabei ist ein bundesweites Netzwerk entstanden, in dem sich alle Akteurinnen und Akteure, die an sprachlicher Bildung beteiligt sind, regelmäßig austauschen. Zusätzlich unterstützt „BiSS“ die pädagogischen Fachkräfte in Kitas und Schulen bei ihrer Arbeit: mit Onlinefortbildungen, Publikationen zu konkreten Methoden und einer Datenbank mit Beschreibungen und Bewertungen zu über 100 Diagnostik- und Förderinstrumenten.
Dazu erklärt der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Christian Luft: „In der ersten Phase der Bund-Länder-Initiative ,BiSS‘ haben frühpädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte, Bildungspolitik und -forschung gemeinsam daran gearbeitet, gute Sprachbildung und Leseförderung anzubieten. Teilgenommen haben rund 600 Kitas und Schulen. Dafür möchte ich allen Beteiligten im Namen des BMBF herzlich danken. Ich freue mich, dass wir mit der Initiative unser bereits gesammeltes Wissen aufgreifen, weiterentwickeln und in die Fläche bringen – für eine gute sprachliche Bildung deutschlandweit. Denn nur wer sich sprachlich gut ausdrücken, wer gut lesen und schreiben kann, kann Erfolg in Schule und später im Beruf haben; dem gelingt es eher, sein Leben selbständig zu führen. Studien zeigen aber, dass in Deutschland nach wie vor zu viele Kinder und Jugendliche genau damit Probleme haben. Betroffen sind häufig Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, aber auch solche mit Deutsch als erster Sprache. Schon Kinder sollten Kompetenzen im Sprechen, Zuhören und Verstehen, Schreiben sowie Lesen erwerben. Hier darf niemand zurückfallen. Das BMBF hat deshalb bereits einen Förderschwerpunkt im Bereich der sprachlichen Bildung und Mehrsprachigkeit. Auch die sprachliche Bildung außerhalb der formalen Bildungseinrichtungen ist uns ein wichtiges Anliegen. So hat das BMBF mit der AlphaDekade ein Unterstützungsprogramm für die rund 6,2 Millionen Erwachsene mit Analphabetismus aufgelegt. Klar ist: Wir müssen weiterhin engagiert in die sprachliche Bildung investieren. Forschung und Praxis, Bund und Länder ziehen dabei an einem Strang. Die in der ersten Phase von ,BiSS‘ erarbeiteten Ergebnisse wollen wir nun so aufbereiten, dass über die bisherige erste Projektphase möglichst viele Kitas und Schulen von ‚BiSS-Transfer‘ profitieren.“
„‚BiSS-Transfer“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die Ergebnisse aus der ersten Programmphase bis 2025 an rund 2.700 allgemeinbildenden Schulen (ca. zehn Prozent aller Grundschulen und Schulen in der Sekundarstufe I) in Deutschland umzusetzen. Anders als bisher ist die wissenschaftliche Begleitung nicht in Einzelprojekten organisiert. Stattdessen entsteht ein Forschungsnetzwerk, in dem die gesamte Wirkungskette vom Konzept über die Lehrkraft bis zum einzelnen Schüler bzw. zur einzelnen Schülerin untersucht wird. „Wir wissen jetzt mehr darüber, welche Maßnahmen die sprachlichen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen verbessern können. Trainings zur Lese- und Schreibflüssigkeit beispielsweise wirken sich positiv auf die Lese- und Schreibleistungen der Kinder aus. Wir wissen allerdings auch, dass der Einsatz in der Praxis oft an den Rahmenbedingungen scheitert. Die zentrale Forschungsfrage wird daher lauten, wann und wie die positiv evaluierten Maßnahmen zur sprachlichen Bildung wirken,“ erläutert Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache und Sprecher des BiSS-Trägerkonsortiums.
Das BiSS-Trägerkonsortium übernimmt weiterhin die Gesamtkoordination und wissenschaftliche Ausgestaltung von „BiSS-Transfer“. Es besteht neben dem Mercator-Institut aus dem DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt-Universität zu Berlin (IQB).
Einen Überblick über die Evaluations- und Forschungsprojekte finden Sie hier: https://biss-sprachbildung.de/forschung-und-entwicklung/
Erfahren Sie hier, welche Schulen und Kitas bisher an BiSS beteiligt sind: https://biss-sprachbildung.de/biss-vor-ort/
Die Broschüren und Handreichungen für Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher finden Sie hier: https://biss-sprachbildung.de/angebote-fuer-die-praxis/handreichungen-und-broschueren/
Informationen zu den Onlinefortbildungskursen (BiSS-Blended-Learning-Fortbildungen) können Sie hier herunterladen: https://biss-sprachbildung.de/angebote-fuer-die-praxis/blended-learning/
Bei Fragen sprechen Sie uns gerne an:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Referat LS21 – Presse; Soziale Medien; Internet
Telefon: +49 30 1857-5050
presse@bmbf.bund.de
Torsten Heil, Pressesprecher
Sekretariat der Kultusministerkonferenz
Tel. 030 25418-462
torsten.heil@kmk.org
Anna Niewerth, Kommunikation
Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
BiSS-Trägerkonsortium
Tel. 0221 470-7700
anna.niewerth@mercator.uni-koeln.de
Über die Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)“
„Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Konferenz der Jugend- und Familienminister (JFMK) der Länder zur Verbesserung der Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung. Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln, das DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und die Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) übernehmen als Trägerkonsortium die wissenschaftliche Ausgestaltung und Gesamtkoordination.
In dem Entwicklungs- und Forschungsprogramm wurden von 2013 bis 2019 die in den Bundesländern eingeführten Maßnahmen zur Sprachförderung wissenschaftlich überprüft und weiterentwickelt. Über 400 Schulen, knapp 200 Kindergärten und Kindertagesstätten und rund 180 Partner wie z. B. Universitäten, Stiftungen, Vereine, Volkshochschulen und Bibliotheken haben sich zu mehr als 100 Verbünden zusammengeschlossen. Sie wurden mit ihren Konzepten zur sprachlichen Bildung und Förderung für die Teilnahme an dem Programm ausgewählt. Gemeinsam haben sie daran gearbeitet, Maßnahmen zur Sprachbildung und Sprachförderung weiterzuentwickeln und aufeinander abzustimmen. Ein wichtiger Bestandteil war die Fortbildung und Weiterqualifizierung der am Programm teilnehmenden Erzieherinnen und Erzieher und Lehrkräfte in Fachgruppen, Workshops und Blended-Learning-Fortbildungen.