Schön und gut: Wie der Bau unseres Gehirns unseren Geschmack und so die Gesellschaft beeinflusst
Über Geschmack lässt sich nicht streiten – oder doch? Das meinen zumindest die internationalen Wissenschaftler/-innen und Künstler/-innen, die sich am 3.12.2019 am HWK zum Austausch treffen. Sie suchen nach einer Brücke zwischen Neurowissenschaften, Sozialwissenschaften und unserem vielleicht nur scheinbar so individuellen Geschmacksempfinden. Per Videokonferenz wird einer der Pioniere der Neuroästhetik zugeschaltet.
Ist unser Schönheitsempfinden wirklich so individuell, wie wir meinen? Nicht, wenn es nach Vertreterinnen und Vertretern der Neuroästhetik geht. Nach ihnen ist der Einfluss des neurologischen Baus des Gehirns auf unser Geschmacksempfinden weitaus größer als bisher angenommen.
Was Menschen aufgrund neurologischer Bauprinzipien des Gehirns als „schön“ empfinden und wie das Wissen um diese für gesellschaftlichen Fortschritt genutzt werden kann, darum geht es am 03.12.2019 bei einem hochkarätig besetzten Workshop im HWK.
Kunst im Dialog mit Hirnforschung und Politikwissenschaften
Prof. Dr. Vilayanur Ramachandran, Direktor des Center for Brain and Cognition der University of California at San Diego und international bekannter Pionier der Neuroästhetik, ist überzeugt, dass die Fähigkeit Kunst hervorzubringen und wertzuschätzen zu weiten Teilen von der Gehirnstruktur geprägt ist. Zudem werde sie von jener Kunst beeinflusst, die der Mensch im Lebensverlauf erlebt. In Geschmacksfragen sei der Mensch also durchaus nicht so frei, wie er zumeist meint.
Richard Lebow, Professor der politischen Theorie am King’s College London, glaubt an die Existenz einer Wechselbeziehung von künstlerischen Ausdrucksformen und politischen Zielen. So vertritt er in seiner Forschung zur Politikgeschichte der Renaissance die Ansicht, dass prägende künstlerische Entwicklungen der Zeit erst die notwendige Grundlage für spätere territoriale Machtverschiebungen legten. Auch aktuelle Kunstentwicklungen hätten erheblichen Einfluss auf unser Denken über gesellschaftliche Zusammenhänge, so Lebow.
Lida Sherafatmand, freischaffende Künstlerin iranischer Abstammung aus Malta und 2019 Artist in Residence am HWK, möchte Neuroästhetik, Gesellschaftswissenschaften und Kunst in einen fruchtbaren Dialog bringen. Dazu möchte sie derartige Erkenntnisse für ihre Malerei und die Entwicklung im Allgemeinen der Kunst nutzen. Ihrer Ansicht nach können neurowissenschaftliche Einsichten in die allgemeine Wirkung künstlerischer Gestaltungsprinzipien dazu beitragen, kulturelle Grenzen zu überwinden. Sie selbst lasse in ihre Malerei neuroästhetische Prinzipien einfließen.
Ziel der Veranstaltung, die aus drei Vorträgen und einer Aussprache mit dem Publikum besteht, ist es zu erörtern, ob eine Kunst, die gezielt auf neuroästhetischen Prinzipien fußt, gesellschaftliche Entwicklungsprozesse fruchtbar unterstützen könnte.
Die Veranstaltung findet von 19:00-20:30 statt. Prof. Dr. Vilayanur Ramachandran wird via Skype zu der Veranstaltung zugeschaltet. Es werden rund 30 Teilnehmer/-innen erwartet. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Dorothe Poggel (HWK) dpoggel@h-w-k.de
Weitere Informationen:
http://Zur vollständigen Meldung https://www.h-w-k.de/presse/presseartikel/schoen-und-gut-wie-der-bau-unseres-gehirns-unseren-geschmack-und-so-die-gesellschaft-beeinflusst.html