Exzellente Verstärkung für mathematische Forschung in Leipzig
Prof. Dr. Michael Joswig, Einstein-Professor für Diskrete Mathematik und Geometrie an der Technischen Universität Berlin, wurde von der Max-Planck-Gesellschaft zum Max-Planck-Fellow berufen. Parallel zu seiner Tätigkeit in Berlin leitet er ab Dezember eine Arbeitsgruppe zu mathematischer Software am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig. Das Max-Planck-Fellow-Programm fördert die Zusammenarbeit von herausragenden Hochschullehrerinnen und -lehrern mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft.
Michael Joswig gilt als weltweit führender Forscher auf den Gebieten der polyedrischen und geometrischen Kombinatorik als auch der Entwicklung und Integration von mathematischer Software. Er interessiert sich für alle Aspekte der polyedrischen, tropischen und algorithmischen Geometrie, einschließlich Themen wie Optimierung und kombinatorische Topologie. Eine seiner größten wissenschaftlichen Errungenschaften ist das von ihm mitentwickelte Softwaresystem „Polymake“, das sich weltweit als Standardsoftware im Bereich der Diskreten Geometrie und in zahlreichen weiteren Anwendungen etabliert hat.
„Wir versprechen uns von dieser doppelten fachlichen Expertise Michael Joswigs eine große Bereicherung unseres Forschungsspektrums und viele neue Impulse für unsere wissenschaftliche Arbeit“, so Prof. Bernd Sturmfels, Direktor des Instituts und Leiter der Arbeitsgruppe Nichtlineare Algebra, welche in enger wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit der neugegründeten Forschungsgruppe stehen wird.
Michael Joswig unterhält weitreichende Forschungstätigkeiten auf höchstem Niveau. Er ist aktiv in mehreren DFG-geförderten Verbundprojekten und spielt eine zentrale und visionäre Rolle in Berlins neuem Exzellenzcluster MATH+. Aktuell arbeitet er an einer Reihe offener Probleme in der tropischen Geometrie, wie der Klassifizierung glatter tropischer kubischer Flächen und der f-Vektor-Vermutung für tropische lineare Räume. Einige dieser Projekte finden unmittelbare Anwendung in der Optimierung und in der Datenmathematik, was am Leipziger Max-Planck-Institut ein wachsendes Interesse hervorruft.
Der Hauptfokus der jüngst gegründeten Gruppe am Leipziger Max-Planck-Institut liegt auf der Entwicklung von mathematischer Software. Computer Algebra und diskrete Algorithmen haben eine wachsende Relevanz in einer Vielzahl von Anwendungen. Mathematische Software kann hier, laut Joswig, als eine Brücke fungieren, nicht nur zwischen den mathematischen Disziplinen, sondern auch interdisziplinär zu diversen Forschungsbereichen. Das Ziel ist es, mathematisches Wissen mithilfe von Software weitreichend zugänglich zu machen. Unterstützend werden ihm zunächst ein Postdoc sowie ein aus der renommierten IMPRS Graduiertenschule rekrutierter Doktorand zur Seite stehen. Am 3. Dezember wird die neue Arbeitsgruppe mit einem eintägigen Workshop, dem Mathematical Software Day, thematisch-passend initiiert.
Die Software Polymake hat sich zu einem leistungsstarken System mit einer Vielzahl von Anwendungen entwickelt. Hierzu gehören beispielsweise die tropische und algebraische Geometrie, kombinatorische Topologie sowie die lineare und diskrete Optimierung. Polymake wird von zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsgruppen in Mathematik, Informatik, Biologie und Chemie konsequent eingesetzt. Aus dem Projekt gingen mehrere viel beachtete Spin-off-Projekte hervor, die von Tools für den Mathematikunterricht, beispielsweise mit dem Spiel „MatchTheNet“, bis hin zu Spezialsoftware für parallele Höchstleistungsrechner reichen. Michael Joswig ist ein Verfechter der Nützlichkeit und Bedeutung von mathematischer Software in allen Bereichen der mathematischen Forschung und darüber hinaus. Er glaubt, dass der Computer als Werkzeug eine ähnlich bedeutende Rolle für die Mathematik spielt wie das Mikroskop für die Biologie. Michael Joswig fungiert als Generalvorsitzender der Internationalen Konferenz für Mathematische Software (ICMS), die 2020 in Braunschweig stattfinden wird, ist im Beirat der Oberwolfach-Referenzgruppe für Mathematische Software (ORMS) und als Principal Investigator des Sonderforschungsbereiches „Symbolische Werkzeuge in der Mathematik und ihre Anwendung“ aktiv. Mit seinen Kolleginnen und Kollegen will er das Computeralgebrasystem der nächsten Generation OSCAR (= Open Source Computer Algebra Research) entwickeln.
Zur Person
Michael Joswig studierte Mathematik und Informatik an der Universität Tübingen sowie an der ETH Zürich, promovierte in Tübingen und habilitierte sich an der TU Berlin. Er forschte am Research Institute for Symbolic Computation in Linz, Österreich, an der TU Berlin, sowie den Universitäten Frankfurt/Main und Universität Magdeburg bevor er im Jahr 2004 eine Professur für Algorithmische Diskrete Mathematik an der TU Darmstadt annahm. Seit 2013 hat er eine Einstein-Professur für Diskrete Mathematik/Geometrie an der TU Berlin inne.
Sein internationales Renommee spiegelt sich in zahlreichen Auszeichnungen und Stipendien wieder, die ihn unter anderem an das Centre de Mathématiques Appliquées der École Polytechnique und das Institut de Mathématiques de Jussieu der Université Pierre et Marie Curie, Paris, Frankreich sowie das Mathematical Sciences Research Institute (MSRI) in Berkeley, Kalifornien, USA führten.
Michael Joswig arbeitet aktiv im Forschungszentrum der Berliner Mathematik MATH+, in der Berlin Mathematical School und in den Sonderforschungsbereichen SFB-TRR 195 „Symbolic Tools in Mathematics and their Application“ und SFB Transregio 109 „Discretization in Geometry and Dynamics“. Er ist zudem als Herausgeber, u. a. der „Advances in Geometry“ und „SIAM Journal of Discrete Mathematics“, tätig und Autor zahlreicher Beiträge in den Fachmedien.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Professor Dr. Michael Joswig
Mail: joswig@math.tu-berlin.de
Weitere Informationen:
http://www.math.tu-berlin.de/~joswig TU Berlin - Homepage der Discrete Mathematics/Geometry Gruppe von Prof. Dr. Michael Joswig
http://www.einsteinfoundation.de/personen-projekte/einstein-professoren/michael-joswig Einstein Stiftung - Prof. Dr. Michael Joswig im Portrait
http://www.polymake.org Informationen zur Software Polymake