Wellcome Trust fördert erstmals Translationspartnerschaft in Deutschland: Standort ist Berlin mit BIH und Charité!
Das Berlin Institute of Health (BIH) und die Charité – Universitätsmedizin Berlin sind die ersten Einrichtungen in Deutschland, die der britische Wellcome Trust im Rahmen einer Translationspartnerschaft fördert. Mit den Translationspartnerschaften unterstützt der Wellcome Trust Institutionen dabei, neue Wege zu finden, um biomedizinische Forschungsergebnisse in neue Technologien, medizinische Geräte oder Behandlungsmöglichkeiten zu übertragen. Die Berliner Partner erhalten 1,1 Millionen Euro für ihr Projekt. Der Wellcome Trust, eine politisch und finanziell unabhängige Stiftung, erweitert damit seine Zusammenarbeit mit verschiedenen universitären Partnern.
Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin und Senator für Wissenschaft und Forschung, zeigte sich erfreut über diese Partnerschaft: „Ich freue mich sehr, dass der Wellcome Trust eine Präsenz in Berlin aufgebaut hat und die Stiftung jetzt auch zu einem Partner für unsere Gesundheitsstadt wird. Dass das BIH und die Charité unter den ersten Einrichtungen auf dem europäischen Festland sind, die im Rahmen dieses Programms gefördert werden, unterstreicht ihre große Kompetenz und herausgehobene Stellung in der translationalen Forschung. Das Engagement der Stiftung ist nicht zuletzt ein wichtiges Zeichen für die internationale Zusammenarbeit, die in Berlin ganz groß geschrieben wird.“
Kulturellen Wandel in der Forschung fördern
Das übergeordnete Ziel der Translationspartnerschaft zwischen Wellcome Trust und BIH/Charité ist es, einen kulturellen Wandel der Forschungslandschaft herbeizuführen und damit die Möglichkeiten für die medizinische Translation zum Nutzen der Patient*innen und der Gesellschaft zu maximieren. Die Projektteams in BIH/Charité wollen die Förderung insbesondere dafür einsetzen, die Qualität der biomedizinischen Forschung zu verbessern, regulatorische Notwendigkeiten verständlich zu machen und Anreize für die translationale Forschung zu setzen.
Projektleiter sind Professor Ulrich Dirnagl, Leiter des BIH QUEST-Center, sowie Professor Hans-Dieter Volk, Leiter des Instituts für Medizinische Immunologie an der Charité sowie Sprecher des BIH-Centrums für Regenerative Therapien (BCRT).
Hürden der Translation überwinden
Stephen Caddick, Direktor für Innovationen beim Wellcome Trust, zeigte sich überzeugt: „Wissenschaft ist international und gelingt nur dank Zusammenarbeit und Kooperation. Unsere Translationspartnerschaften wollen einige der Hürden beseitigen, denen Grundlagenforscher gegenüberstehen, wenn sie ihre Arbeit in die Anwendung übersetzen wollen: Dabei bieten wir institutionelle Hilfe – einschließlich finanzieller Unterstützung, Mentorship und regulatorischer Beratung. Wir freuen uns sehr auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem BIH und der Charité.“
Die Berliner Translationspartner haben bereits gezeigt, dass sie translationale Projekte vorantreiben können: Zum Beispiel entwickelten Forscher*innen beim BIH-Centrum für Regenerative Therapien aufbauend auf Forschungsergebnissen genetisch veränderte Immunzellen, so genannte Treg-Zellen, mit denen sie die Akzeptanz von Organtransplantaten im Empfänger verlängerten. Eine erfolgreiche Phase 1 Studie zeigte vielversprechende Ergebnisse, die nun in neuen klinischen Studien weiter entwickelt werden, etwa durch den Einsatz der CRISPR/Cas9 Technologie.
Weg für die personalisierte Medizin ebnen
Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité und BIH Vorstandsmitglied, zeigte sich ebenfalls hocherfreut über die Auszeichnung: „Der Wellcome Trust ist eine der renommiertesten Stiftungen für medizinische Forschung und fördert bereits zahlreiche exzellente Wissenschaftseinrichtungen. Dass die Charité und das BIH sich nun ebenfalls dazu zählen dürfen zeigt, wie wichtig unsere translationale Spitzenforschung ist, um Innovationen den Weg zur personalisierten Gesundheitsversorgung zu ebnen. Das Ergebnis zeigt uns auch einmal mehr, dass die Entscheidung des Bundes, das BIH in die Charité zu integrieren, genau richtig war. Auch für Berlin ist die Förderung eine sehr große Auszeichnung, denn sie verleiht dem Wissenschaftsstandort als biomedizinisches Zentrum mit translationalem Fokus auch international mehr Sichtbarkeit.“
Als Dekan der Charité und Vorstandsvorsitzender des BIH war Professor Axel Radlach Pries kürzlich bei der Jahrestagung der Translationalen Partner des Wellcome Trust in London dabei. „Das Kernanliegen des BIH ist die medizinische Translation. Unser Ansatz „Aus Forschung wird Gesundheit“ hat den Wellcome Trust offensichtlich überzeugt. Denn das BIH fördert das Entstehen eines „Translationalen Ökosystems“, indem es die gesamte Translationskette vom Labor bis in die Anwendung systematisch unterstützt. Gemeinsam werden das BIH und die Charité in Berlin starke Partner im internationalen Streben nach neuen und besseren Therapie- und Diagnoseverfahren für Patientinnen und Patienten sein.“
Umfassendes translationales Ökosystem entwickeln
„Die Hürden für die Translation liegen oft schon in der Qualität der biomedizinischen Forschung selbst begründet. QUEST hat das Ziel, die Werthaltigkeit und den Nutzen medizinischer Forschung zu erhöhen. Daher beschäftigen wir uns schon länger mit genau den Fragen, die auch der Wellcome Trust nun aufwirft, um die Translation zu fördern“, sagt Ulrich Dirnagl. „Die Translationspartnerschaft mit dem Wellcome Trust wird es uns erlauben, unsere Ansätze zur Förderung der Translation weiter zu entwickeln und auszuweiten.“
Und Hans-Dieter Volk ergänzt: „Das BCRT hat bereits viel Erfahrung beim EInführen neuer Diagnostik und Therapien bis hin zu neuen zellbasierten Verfahren gesammelt. Dabei konnten wir uns eine große Expertise auch in zulassungsrelevanten und regulatorischen Fragen aneignen. Dieses Wissen möchten wir nun allen an Translation interessierten Forscher*innen weitergeben und projektspezifisch anpassen. Indem wir mit den Kolleg*innen aus dem QUEST-Center zusammenarbeiten, hoffen wir, eine umfassende Translationsstruktur zu entwickeln, die es erlaubt, robuste Forschungsergebnisse in innovative Lösungen zu überführen.“
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Ulrich Dirnagl
Prof. Hans-Dieter Volk