„PISA 2018 zeigt: Leseförderung erreicht noch nicht alle Schüler“
Zur Veröffentlichung der Ergebnisse von PISA 2018 erklärt Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Mitautor des aktuellen PISA-Berichts und Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache:
„Auf den ersten Blick wirken die Ergebnisse des PISA-Berichts zum Lesen stabil: Deutsche Schüler liegen knapp oberhalb des OECD-Durchschnitts, der positive Langzeittrend setzt sich fort und der Anteil besonders leistungsstarker Jugendlicher ist gewachsen. Dennoch liefert PISA besorgniserregende Erkenntnisse: Der Anteil leseschwacher 15-Jähriger, die lediglich die unterste Kompetenzstufe erreichen, liegt am Gymnasium zwar nur bei zwei Prozent, bei allen anderen Schularten zusammengenommen jedoch bei 29 Prozent. Fast ein Drittel ist an diesen Schulen kaum in der Lage, den Sinn eines Textes zu erfassen, Informationen herauszufiltern und weiterzuverarbeiten. Der Anteil ist im Vergleich zu den PISA-Studien 2009 und 2015 um sechs bzw. acht Prozentpunkte und damit erheblich gestiegen.
Es muss uns unbedingt gelingen, diese Schüler so zu fördern, dass ihre Lesekompetenzen ausreichen für ein selbstbestimmtes Leben in der Ausbildung, im Beruf und in der Gesellschaft. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie abgehängt werden. Die aktuellen PISA-Ergebnisse zeigen auch: Die Kluft zwischen leistungsstarken und -schwachen Schülern ist in Deutschland zu groß. Gleiches gilt für den Einfluss des sozioökonomischen Hintergrunds. Unser Bildungssystem muss diese Hürden verstärkt in den Blick nehmen und sie systematisch abbauen.
Zentrale Aufgabe der nächsten Jahre wird es sein, Schulen gemeinsam zu unterstützen, eine durchgängige Leseförderung einzuführen und die Erkenntnisse aus der Forschung in die Fläche zu tragen. Die Wirkung regelmäßiger und systematischer Leseförderung ist wissenschaftlich mittlerweile gut belegt. Zum Beispiel trägt häufiges lautes Lesen in der Klasse oder im Tandem mit einem Mitschüler dazu bei, dass Kinder und Jugendliche flüssiger lesen. Dadurch ist das Arbeitsgedächtnis weniger belastet und die Schüler können die Inhalte eines Textes besser verstehen.“
Weiterführende Informationen
In der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)“ wurden u. a. auch Maßnahmen zur Leseförderung entwickelt und evaluiert. Das Programm geht ab 2020 in die Transferphase, die Maßnahmen sollen an ca. 2.700 Schulen bundesweit eingeführt werden. Mehr dazu unter https://biss-sprachbildung.de/
Das Mercator-Institut hat bisherige Bildungsstudien zum Lesen und Schreiben in einem Faktencheck analysiert (Stand Juni 2018). Den Faktencheck „Entwicklung der Lese- und Schreibleistungen“ finden Sie hier: https://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/fileadmin/Redaktion/PDF/Publikationen/Mercator-Institut_Faktencheck_Entwicklung_der_Lese-_und_Schreibleistungen_screen_final.pdf
Die Basiswissen Leseförderung und Leseflüssigkeit des Mercator-Instituts geben einen Einblick in die Thematik und konkrete Hinweise für wirksame Fördermaßnahmen:
https://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/de/themenportal/thema/lesefluessigkeit/
https://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/de/themenportal/thema/lesefoerderung/
Bei Fragen sprechen Sie uns gerne an:
Anna Niewerth, Kommunikation
Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Universität zu Köln
Tel. 0221 – 470 7700
anna.niewerth@mercator.uni-koeln.de
Über das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache ist ein von der Stiftung Mercator initiiertes und gefördertes Institut der Universität zu Köln. Es will sprachliche Bildung verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, erforscht und entwickelt es innovative Konzepte, Maßnahmen und Instrumente für sprachliche Bildung. Es bildet regional Lehramtsstudierende aus sowie bundesweit Pädagoginnen und Pädagogen in Kitas, Schulen und der Erwachsenenbildung fort und bereitet wissenschaftliche Erkenntnisse gezielt für Entscheidungsträger in Bildungspolitik und -verwaltung sowie Bildungspraxis auf. Mit seiner Forschung und seinen wissenschaftlichen Serviceleistungen zu sprachlicher Bildung in einer mehrsprachigen Gesellschaft trägt das Mercator-Institut zu mehr Chancengleichheit im Bildungssystem bei.
Weitere Informationen unter www.mercator-institut-sprachfoerderung.de
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