Geschäftsführende Direktorin Dagmar Schäfer erhält den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2020
Dagmar Schäfer, Geschäftsführende Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, erhält den Leibniz-Preis 2020. Der höchste Wissenschaftspreis in Deutschland wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an „herausragende Wissenschaftler und Akademiker für außergewöhnliche Leistungen in ihrem Forschungsfeld“ verliehen.
Prof. Dr. Schäfer ist eine von zehn Preisträgerinnen und Preisträgern, die vom Auswahlausschuss der DFG aus 114 Vorschlägen ausgewählt wurden. Das Preisgeld beträgt 2.5 Millionen Euro für ihre Forschung für die nächsten sieben Jahre, das sie nach ihren eigenen Vorstellungen verwenden kann. Verliehen werden die Leibniz-Preise 2020 am 16. März in Berlin.
„Ich fühle mich höchst geehrt, den Leibniz-Preis zu erhalten,“ sagte Frau Schäfer. „Wissen ist eine der wichtigsten, aber auch einer der am meisten vorbelasteten Quellen für Menschen in der Geschichte wie in der Gegenwart. Wir sollten die Möglichkeit haben, unsere Aufmerksamkeit auf die Vergangenheit und ihren Wandel zu richten, und wir sollten es nicht als selbstverständlich ansehen, was und wie wir heute denken. Als ein interdisziplinäres Feld benötigen Wissenschafts- und Technikgeschichte Methoden vieler Disziplinen für die Untersuchung von Menschen, Materialien und Ideen. Der Leibniz-Preis wird es mir erlauben, eine transnationale Agenda in der Wissenschaftsgeschichte weiterzuführen und neue Fragen zu Wissen, seinen Ressourcen, Geschichten und Anwendungen in Vergangenheit und Gegenwart zu stellen. Nicht zuletzt wird es darum gehen, diese Forschung stärker in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken.“
Der Auswahlausschuss der DFG begründet die Preisverleihung mit Frau Schäfers „bahnbrechenden Beiträgen zu einer umfassenden, globalen und vergleichenden Geschichte von Technik und Wissenschaft.“ Weiter heißt es: „Ihre Arbeiten zu China haben ein neues Licht auf die vom Westen aus diagnostizierte angebliche Stagnation der dortigen Wissensentwicklung geworfen und neue Perspektiven eröffnet für eine Globalgeschichte seit der Periode, die man aus europäischer Sicht „frühe Neuzeit” nennt. Von besonderer Bedeutung sind zwei Werke zu Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und Technik in China während der Ming-Epoche. Mit „Des Kaisers seidene Kleider. Staatliche Seidenmanufakturen in der Ming-Zeit (1368–1644)“, 1998 erschienen, legte Schäfer die Grundlagen für einen Ansatz, in dem Wissens- und Handlungsformen sowohl in ihrem historischen und kulturellen Kontext als auch in den alltäglichen Praktiken untersucht werden. Der Band „The Crafting of the 10,000 Things: Knowledge and Technology in 17th-century China” (2011) entfaltete diese Perspektive. Die Studie war zugleich von grundlegender Bedeutung für die Globalgeschichte, da sie chinesische und europäische Entwicklungen im 17. Jahrhundert ausgewogener miteinander in Beziehung setzte. Damit entwickelte Schäfer neue, im weiten Sinne kulturwissenschaftliche Ansätze und eröffnete so auch vergleichende Perspektiven zu einer umfassenden Globalgeschichte.“
Dagmar Schäfer studierte Sinologie, Japanologie und Politikwissenschaften in Würzburg, wo sie 1996 promoviert wurde und sich im Jahr 2005 habilitierte. Nach der Leitung einer Selbständigen Nachwuchsgruppe zur Wissenschafts- und Technikgeschichte Chinas am MPIWG seit 2006, hatte sie ab 2011 den Lehrstuhl für China-Studien und Technikgeschichte an der Universität Manchester inne. 2013 kehrte sie als Direktorin der Abteilung „Artifacts, Action, Knowledge” an das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte zurück. Sie ist Honorarprofessorin an der Technischen Universität Berlin und an der Freien Universität Berlin.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
public@mpiwg-berlin.mpg.de
Weitere Informationen:
https://www.mpiwg-berlin.mpg.de/users/dschaefer
https://www.mpiwg-berlin.mpg.de/de/news/geschaeftsfuehrende-direktorin-dagmar-schaefer-mit-dem-gottfried-wilhelm-leibniz-preis-2020
https://www.tagesspiegel.de/wissen/hohe-auszeichnung-in-der-wissenschaft-berliner-sinologin-dagmar-schaefer-erhaelt-den-leibniz-preis/25303592.html