Impact-Journalismus und zielgenaues Storytelling für gesellschaftlichen Wandel
Die vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebene Studie geht davon aus, dass die journalistischen Medien und ihre Macher*innen mehr für eine adäquate, proaktive Reaktion auf die globalen Umweltprobleme tun könnten. Wissenschaftliches Wissen könnte besser, wirkungsvoller und handlungsauslösender durch journalistische Professionalität aufbereitet und verbreitet werden. Hierfür wird der Begriff des Impact-Journalismus stark gemacht. Darunter wird ein neuer, wirkungsauslösender transformativer Journalismus verstanden. Verfasst wurde die Studie von Joachim Borner (KMGNE), Anke Oxenfarth (oekom-Verlag) und Manfred Ronzheimer (freier Journalist).
Die Studie vertritt die These, dass die journalistischen Medien und ihre Macher*innen mehr für eine adäquate, proaktive Reaktion auf die globalen Umweltprobleme tun könnten, allerdings nicht in ihrer heutigen Verfasstheit. Der mediale Beitrag für die unterschiedlichen Wende-Arenen der Großen Transformation verlangt eine Transformation des Mediensystems selbst. Zusätzlich getrieben durch die Digitalisierung hat diese Transformation längst begonnen. In einer Literaturrecherche und einem Expert*innenworkshop wurde untersucht, welche neuen Zielorientierungen und Anpassungen der Berufsethik ein solcher „transformativer Journalismus“ im digitalen Zeitalter entwickeln müsste und wo es bereits erste Ansätze praktischer Realisierung gibt. Dabei spielen, neben der faktenbasierten Berichterstattung in den Medien (Fact News) in Zeiten von Fake News, auch narrative Formate eine Rolle, die inner- und außerhalb des Mediensystems große, dauerhafte Erzählungen transportieren, die Gesellschaften Orientierung geben.
Was und wie kann Journalismus dazu beitragen, dass das Narrativ nachhaltiger Entwicklung ein dominantes Narrativ in gesellschaftlichen Fortschrittsprozessen wird? Wohlwissend, dass die wissenschaftliche Basis vielzähliger Studien und ebenso vielfältiger politischer Akklamationen und Vereinbarungen in den letzten 20 Jahren dies nicht leisten konnte. Die Große Beschleunigung („Great Acceleration“) hält unvermindert an und steuert auf ökologische und soziale Kipppunkte zu.
Welche sind die „Hebelpunkte“, die diesen paradigmatischen kulturellen Wandel einleiten und gesellschaftliche und politische Mehrheiten mobilisieren können, um die Pfade der Beschleunigung auf ein menschliches Maß zu reduzieren, eigentlich zu re(trans)formieren? Der Wissenschaftsjournalist und Mitgründer des Medienkombinats „Riffreporter“ Christian Schwägerl hält, angesichts anstehender umweltpolitischer Wegegabelungen, die nächsten Monate bis 2020 entscheidend für die Zukunft der Erde. In diesem Zeitfenster müssten problemadäquates Handeln auf der politischen Ebene, aber auch in der gesellschaftlichen Debatte darüber eingeleitet sein.
Wenn nun auf den Journalismus gezeigt wird bzw. sich Journalist*innen melden, dass sie dieser Hebelpunkt sein könnten, ist die dahinterliegende Frage unter anderem, wie sich wissenschaftliches Wissen besser, wirkungsvoller und handlungsauslösender durch journalistische Professionalität aufbereiten und verbreiten lässt. Ein besonderer Akzent wird auf die Entwicklung eines neuen, wirkungsauslösenden Elements eines transformativen Journalismus gelegt: seiner Impact-Orientierung. Berichte und Geschichten, die wichtiges Nachhaltigkeitswissen medial vermitteln, müssen unter den verschärften Bedingungen des sogenannten Information Overload, von Fake News und informellen wie mentalen Echo-Kammern in neuer Weise an die Nutzer*innen und Leser*innen herangetragen werden. Für einen solchen Impact-Journalismus liegen noch keine Erfahrungen vor, weshalb ein Grundkonzept für seine Erprobung in einem Reallabor zu entwickeln wäre.
Unsere Arbeitsthese: Impact Journalismus ist ein resonanzorientiertes Einbringen von transformativem Wissen in Politikprozesse, Akteurskonstellationen und -logiken, durch die politische, wissenschaftliche, ökonomische und zivilgesellschaftliche Gestaltung und Rahmensetzung von Transformationspfaden erfolgt. Entsprechend des Konzepts der produktiven Interaktion oder anderer Formate der produktiven Kontroverse werden nach Maßgabe der Kriterien des Qualitätsjournalismus die wissensbasierten Vorschläge adressatenbezogen in politische, wissenschaftliche und wirtschaftliche Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse eingebracht. Und zugleich geht es um ein iteratives Wirken auf Muster gesellschaftlicher Problemwahrnehmungen und deren Deutungen sowie auf gesellschaftliche Narrative. Und es geht, unter den Prämissen der Großen Herausforderungen der Menschheit, um die aktive Begleitung von nötigen Veränderungen der Weltsicht, sogenannten "mindshifts", in Transformationsprozessen vor allem durch mediale Resonanz.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Joachim Borner
KMGNE Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger
Entwicklung gGmbH
Reichenberger Straße 150
10999 Berlin
Fon: ++49 / 030 / 29367 940
Fax: ++49 / 030 / 29367 949
Mail: jborner@kmgne.de
Weitere Informationen:
http://kmgne.de/wir-machen/publikationen-liste/impact-journalismus-und-zielgenaues-storytelling-fuer-gesellschaftlichen-wandel/?currentpage=1 Zum Download der Studie
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