200.000 Euro für Arbeitsmarktforscher aus Nürnberg, Bonn, Berlin und Boston
Der Deutsche Wirtschaftspreis der Joachim Herz Stiftung geht in diesem Jahr an Arbeitsmarktökonomen aus Nürnberg, Bonn, Berlin und Boston. Den mit 150.000 Euro ausgestatteten Preis für das beste Forschungswerk erhält der Nürnberger Wirtschaftswissenschaftler Bernd Fitzenberger. Insgesamt 50.000 Euro Preisgeld für die besten Beiträge von Nachwuchswissenschaftlern teilen sich Amelie Schiprowski aus Bonn, Jan Nimczik aus Berlin und Hanno Foerster aus Boston in den USA.
Der Deutsche Wirtschaftspreis der Joachim Herz Stiftung wird seit 2016 alle zwei Jahre für herausragende interdisziplinäre Forschung in den Wirtschaftswissenschaften vergeben. 2016 ging der Preis an Forscher aus der experimentellen Ökonomik, 2018 an Gesundheitsökonomen. Der Preis ist die höchstdotierte Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften in Deutschland. Die Preisübergabe findet am 19. März 2020 in Hamburg statt.
Lohnungleichheit, Jobvermittlung für Langzeitarbeitslose oder Unterhaltszahlungen: die Forschungsgebiete der Preisträger
Arbeitsmarktökonomen befassen sich mit Veränderungen des Arbeitsmarkts und den daraus folgenden Anforderungen an Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Politik. Sie beziehen bei ihrer Forschung auch Erkenntnisse und Methoden anderer Fächer ein, zum Beispiel der Psychologie oder der Soziologie.
„Unsere Preisträger stellen wichtige Fragen für die Gesellschaft insgesamt. Sie geben wertvolle Hinweise, wie unsere Arbeitswelt entwickelt werden muss, damit unsere Wirtschaft auch in Zukunft leistungsfähig ist“, so Dr. Henneke Lütgerath, Vorstandsvorsitzender der Joachim Herz Stiftung.
Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, widmet sich in seiner Forschung vor allem den Themen Lohnungleichheit, der Wirkung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen wie den Hartz-Reformen oder dem Einfluss von Gewerkschaften auf den Arbeitsmarkt. Zudem entwickelt er die Methodik der empirischen Wirtschaftsforschung maßgeblich weiter. Er hat einen erheblichen Anteil daran, dass die deutsche Arbeitsökonomik in den vergangenen Jahren zur internationalen Spitzenforschung aufgeschlossen hat.
Bernd Fitzenberger erwarb im Jahr 1993 einen Ph.D. an der Stanford University in den USA und wurde fünf Jahre später an der Universität Konstanz im Fach Volkswirtschaftslehre habilitiert. Seit 2015 ist er Lehrstuhlinhaber für Ökonometrie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit Oktober 2019 ist er Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Amelie Schiprowski wird mit dem ersten Nachwuchspreis in Höhe von 25.000 Euro ausgezeichnet. Sie untersucht in ihrem Beitrag, welche Rolle Fallmanager bei der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt spielen. Sie zeigt, dass eine Betreuung durch qualifizierte Fallmanager die Chancen auf eine erfolgreiche Jobvermittlung deutlich erhöht.
Amelie Schiprowski wurde 2018 an der Universität Potsdam promoviert. Seit 2019 ist sie Juniorprofessorin am Institut für angewandte Mikroökonomie an der Universität Bonn.
Jan Nimczik erhält den mit 15.000 Euro dotierten zweiten Nachwuchspreis. Er befasst sich mit den Auswirkungen von Schocks wie Unternehmensschließungen auf Arbeitsmärkte. Dabei analysiert er, in welchen Unternehmen Arbeitnehmer neue Beschäftigungen aufnehmen und definiert darüber die relevanten Arbeitsmärkte, die nicht wie in bisherigen Modellen auf eine Region oder Branche begrenzt sind. Damit hilft er, die Folgen von Schocks präziser zu erfassen und Hinweise für die Entwicklung passender Politikmaßnahmen zu geben.
Jan Nimczik wurde 2017 an der Universität Mannheim promoviert. Er ist seit 2019 Assistenzprofessor für Wirtschaftswissenschaften an der European School of Management and Technology in Berlin.
Den mit 10.000 Euro dotierten dritten Nachwuchspreis erhält Hanno Foerster. Er setzt sich in seinem Beitrag mit der Frage auseinander, welchen Einfluss Unterhaltszahlungen für Kinder und Ehegatten auf eine Arbeitsaufnahme nach der Scheidung haben. Er zeigt, dass deutlich höhere Unterhaltszahlungen für Kinder und geringere Zahlungen für geschiedene Ehepartner die Bereitschaft zur Arbeitsaufnahme erhöhen und damit den gesamtgesellschaftlichen Nutzen steigern.
Hanno Foerster erwarb 2019 seinen Doktortitel an der Universität Mannheim. Im selben Jahr wurde er Research Affiliate am Institut zur Zukunft der Arbeit in Bonn sowie Assistenzprofessor für Wirtschaftswissenschaften am Boston College in den USA.
Weitere Informationen:
http://www.joachim-herz-stiftung.de/pressefotos Pressebilder der vier Preisträger zum Download