Hilfe für bedrohtes Kulturerbe
Prince Claus Fund und Gerda Henkel Stiftung unterstützen Projekte zur Krisenprävention in Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik
Wo sich Natur- oder menschengemachte Katastrophen ereignen, ist materielles Kulturerbe oftmals in Gefahr. Vorsorgemaßnahmen können dazu beitragen, den Schaden zu begrenzen. Der Prince Claus Fund (Amsterdam/Niederlande) und die Gerda Henkel Stiftung (Düsseldorf/Deutschland) haben daher die gemeinsame Initiative "Emergency Preparedness for Cultural Heritage under Threat” ins Leben gerufen. Nach einer internationalen Ausschreibung stehen die ersten neun Förderprojekte nun fest. Die ausgewählten Anträge stammen aus acht Ländern – von Museen und Archiven, Stiftungen und zivilgesellschaftlichen Initiativen. Ihre Projekte sind Bedrohungen wie Bränden, Überschwemmungen, Erdrutschen, Erdbeben, Kriminalität und Krieg gewidmet. Die Fördermittel belaufen sich auf etwa € 20.000 pro Projekt.
Insgesamt gingen 143 Vorschläge ein. Folgende Vorhaben wurden ausgewählt:
AFRIKA: Kenia, Simbabwe
Die Marakwet Community Heritage Group in Kenia plant, ihre historischen Bewässerungsgräben im Kerio-Tal gegen Erdrutsche zu sichern. Die Gräben zu bewahren hält traditionelle Fertigkeiten lebendig und schützt ein einzigartiges Bewässerungssystem, das die Menschen im gesamten Kerio-Tal versorgt. Das Natural History Museum of Zimbabwe ist eines der größten Museen im südlichen Afrika und beherbergt eine unschätzbare Sammlung von Naturzeugnissen und kulturellen Artefakten. Im Rahmen der Förderung wird ein Katastrophenplan entstehen, zudem sollen das Personal in Notfallvorsorge und Krisenmanagement unterwiesen und Maßnahmen ergriffen werden, um die Gefahr eines Brandes oder einer Überflutung im Museum zu verringern.
ASIEN: Bhutan, Indien, Jemen
Vorsorge trifft auch die Bhutan Foundation. Im Fall eines Brandes soll der Wangduechhoeling-Palast geschützt werden, eines der wichtigsten historischen Monumente des Landes, das eng mit der Entstehung der Monarchie in Bhutan verbunden ist. Im von Wasserknappheit geplagten Indien wiederum sind Stufenbrunnen aus dem 19. Jahrhundert kunstvoll verzierte Trinkwasserquellen für Bewässerung und Verbrauch. Die NGO Gram Bharati Samiti wird sich um die Risiko- und Schadensbewertung sowie den Erhalt des Sayeed-Stufenbrunnens in Jaipur, Rajasthan, kümmern und ihn für die örtliche Bevölkerung wieder in Betrieb nehmen. Ebenfalls in Indien entwickelt die Organisation Doers einen Katastrophenvorsorgeplan für das Gaiety Theatre in der Stadt Shimla. Der 1887 im viktorianisch-gotischen Stil erbaute Komplex und seine Besucher sind durch Ereignisse wie Brände, Erdbeben, Erdrutsche und Massenpaniken gefährdet. Im Jemen wiederum möchte die Imam Zaid Bin Ali Cultural Foundation das Personal öffentlicher und privater Handschriftensammlungen aus- und weiterbilden. Inmitten des anhaltenden bewaffneten Konflikts plant sie Maßnahmen zur Dokumentation, Digitalisierung und Inventarisierung.
LATEINAMERIKA & KARIBIK: Peru, Jamaika, Surinam
Die Organisation Friends of Art in the Andes in Peru kümmert sich um zehn katholische Kirchen von historischem Wert, die im täglichen Leben und in der lebendigen Alltagskultur ihrer Gemeinden nach wie vor eine zentrale Rolle spielen. Mit der Förderung wird sie zehn lokale Teams in Katastrophenvorsorge und Krisenreaktion ausbilden, um die Kulturerbestätten im Falle eines Erdbebens oder Feuers schützen zu können. Das National Museum of Jamaica beherbergt über 17.000 Artefakte, die die wichtigsten Ereignisse und kulturellen Erzeugnisse der jamaikanischen Geschichte repräsentieren. Zugleich sieht sich das Haus vielfältigen Gefahren wie Wirbelstürmen, Überflutungen und Erdbeben ausgesetzt. Im Rahmen des geförderten Projekts sind Ausbildungsmaßnahmen, unter anderem zur Risikobewertung, Priorisierung von Rettungsmaßnahmen und Digitalisierung vorgesehen. Die National Archives of Suriname werden dabei helfen, Katastrophen- und Notfallvorsorgepläne für zwanzig Kulturerbestätten in der Region Paramaribo zu entwickeln, denen von steigenden Meeresspiegeln, Stürmen, Bränden und Überschwemmungen Gefahr droht.
ALLGEMEINE INFORMATION
Der Prince Claus Fund und die Gerda Henkel Stiftung setzen sich gemeinsam dafür ein, die Krisenvorbeugung für Kulturerbeeinrichtungen zu verbessern, um im Katastrophenfall die Schäden oder Verluste so gering wie möglich zu halten. Das Cultural-Emergency-Response-Programm des Prince Claus Fund und der Förderschwerpunkt Patrimonies der Gerda Henkel Stiftung bündeln Erfahrungen in der Verhinderung oder Minimierung solcher Verluste. Die hier genannten Projekte sind nur ein erster gemeinsamer Schritt: Angesichts des großen Bedarfs und Interesses an der Kulturerbe-Rettung wird die Initiative "Emergency Preparedness for Cultural Heritage under Threat” im Frühjahr zum zweiten Mal ausgeschrieben.
ÜBER DIE GERDA HENKEL STIFTUNG
Die Gerda Henkel Stiftung wurde im Juni 1976 von Frau Lisa Maskell zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Düsseldorf errichtet. Die Förderungen der Gerda Henkel Stiftung gelten den Historischen Geisteswissenschaften. In einigen Programmen wendet sich die Stiftung darüber hinaus gegenwarts- und zukunftsbezogenen Themen zu. Im Zusammenhang mit geförderten Projekten unterstützt die Stiftung im Rahmen von ergänzenden Vorhaben auch soziale Begleitmaßnahmen. Die Gerda Henkel Stiftung kann ihre Zwecke im In- und Ausland verwirklichen.
In ihrem Förderschwerpunkt Patrimonies setzt sie sich für den Erhalt kulturellen Erbes vor allem in Krisenregionen ein.
https://www.gerda-henkel-stiftung.de/
https://www.gerda-henkel-stiftung.de/patrimonies
ÜBER DEN PRINCE CLAUS FUND
Der Prince Claus Fund folgt dem Leitgedanken, dass Kultur ein Grundbedürfnis ist, und sieht seine Aufgabe darin, Künstler und Kulturschaffende überall dort aktiv zu unterstützen, zu vernetzen und zu fördern, wo kulturelle Ausdrucksformen unter Druck stehen.
Über sein Cultural-Emergency-Response-Programm sorgt der Prince Claus Fund für rasche und effektive Notfallhilfe, wenn kulturelles Erbe von Katastrophen betroffen ist. Durch sofortiges Eingreifen will der Prince Claus Fund weiteren Schaden verhindern und grundlegende Reparaturen ermöglichen. Dieses kulturelle Notfallprogramm, das 2003 als Reaktion auf die Plünderung und Zerstörung von Kunstwerken aus dem irakischen Nationalmuseum ins Leben gerufen wurde, ist der Idee verpflichtet, dass die Rettung des Kulturerbes den betroffenen Menschen Hoffnung und Trost vermittelt und damit einen Beitrag dazu leistet, Menschenwürde, Kontinuität und Identitätsgefühl wiederherzustellen. In dem Bewusstsein, dass Akteure vor Ort die wichtigsten Verteidiger des Kulturerbes sind, organisiert der Prince Claus Fund auch Ausbildungen für die Rettung des kulturellen Erbes, unterstützt regionale Expertise-Zentren und vernetzt Kulturerbe-Retter weltweit.
https://princeclausfund.org/
https://princeclausfund.org/cultural-emergency-response
Kontakt:
Pressestelle Gerda Henkel Stiftung: Dr. Sybille Wüstemann
wuestemann@gerda-henkel-stiftung.de | Tel. +49 211 93 65 24-19
Martine Willekens, Prince Claus Fund PR Manager:
M.willekens@princeclausfund.nl | Tel. +31 20 34 49-160 | +31 653 60 04 31