Betroffenenbeirat Bayern mit klaren Forderungen an die Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland
Der Betroffenenbeirat Bayern Stimme der SpielerInnen positioniert sich am 19. Februar 2020 anlässlich einer Verbändeanhörung in Düsseldorf vor der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen auf dem Horionplatz 1 in Düsseldorf zum geplanten Glücksspielneuregulierungsstaatsvertrag (GlüNeuRStV) mit eindeutigen Forderungen. Um seine Forderungen nach einer erheblichen Verbesserung des Spieler- und Jugendschutzes zu verstärken, wird der Betroffenenbeirat eine Demonstration in Form eines Zwergenaufstands proben.
Mit rund 90 Gartenzwergen, die auf Protestschildern eindeutige Botschaften kundtun, sind Mitglieder des Beirats von 09:00 bis 17:00 Uhr vor Ort. Natürlich stehen sie Passantinnen und Passanten sowie Vertreterinnen und Vertretern der Medien Rede und Antwort. Denn: Alle Mitglieder des Betroffenenbeirats haben lange Leidenswege, verursacht durch Glücksspielsucht, hinter sich und wissen, wovon sie reden. Kurt-Willi Sirrenberg, einer der Sprecher des Betroffenenbeirats: „Glücksspielsucht vernichtet ganze Existenzen und zerstört Familien.“
Die Forderungen des Beirats sind eindeutig formuliert:
• Generelles Werbeverbot für Glücksspiele, das die Dachmarkenwerbung der Anbieter miteinbezieht
• Die Abschaffung von Glücksspielangeboten in öffentlichen Räumen, die nicht ausschließlich dafür vorgesehen sind (z.B. Gast- oder Raststätten)
• Die Abschaffung von Lokalitäten mit Glücksspielangeboten in Wohngegenden und Innenstädten
• Die Einführung einer personenbezogenen Spielerkarte glücksspielübergreifend (online und terrestrisch)
• Ein Einzahlungslimit pro Monat, das online und terrestrisch gilt und deutlich unter den momentan vorgesehenen 1.000 Euro Verlustlimit liegt
• Kein zeitgleiches paralleles Glücksspiel (online und terrestrisch) bei unterschiedlichen Anbietern und Spielgeräten ermöglichen
• Verbot von Live-Wetten
• Die Einführung eines ganzheitlichen glücksspielartübergreifenden Sperrsystems (online und terrestrisch) in Deutschland mit einer Mindestsperrzeit von zwölf Monaten
• Die Einführung eines neu entwickelten Sozialkonzeptes, unabhängig, aber mit einer Mitwirkungspflicht von Betreibern
• Die Einführung einer Schadens-Ausgleichs-Abgabe und somit Beteiligung der Glücksspielindustrie an den von ihr verursachten sozialwirtschaftlichen Kosten
Der Betroffenenbeirat lädt alle Interessierten und Medienvertreter herzlich ein, die Zwergen-Demo zu besuchen, Bericht zu erstatten und Kontakt mit den Anwesenden des Beirats aufzunehmen.
Ansprechpartner vor Ort sind: Franz Chalupar, Peter Kratzer, Kurt-Willi Sirrenberg, Rudolf Adlhardt, Christian Hummel, Friedrich Heilmann
Sprecherin und Sprecher des Beirats sind:
Silvia Forchhammer, Tel.: 0157 55 70 92 40, forchhammer.silvia@gmail.com
Kurt-Willi Sirrenberg, Tel.: 0157 76 41 80 48, kw.sirrenberg@gmail.com
Peter Kratzer, Tel.: 0174 9 41 54 31, kratzer.ingrid@gmail.com
Der Betroffenenbeirat Bayern Stimme der SpielerInnen wurde Ende Januar 2018 in München gegründet. Im Rahmen eines bayernweit ausgeschriebenen Gründungstreffens haben sich zwölf von einer Glücksspielsucht betroffene Männer und Frauen mit Unterstützung der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG) zu einem selbstständigen Gremium organisiert. Der Beirat ist jedoch nicht nur für direkt Betroffene, sondern auch für Angehörige von Menschen mit einer Glücksspielproblematik offen.
Die Mitglieder des Betroffenenbeirats treffen sich mehrmals im Jahr und sind über Telefon und E-Mail sowohl untereinander als auch mit der LSG vernetzt. Der Beirat bringt sich nicht nur in die Arbeit der LSG ein, er tauscht sich auch zu Themen wie Prävention, Spieler- und Jugendschutz, Werbebeschränkungen, Glücksspielrecht und dessen Umsetzung aus und bezieht bei Bedarf auch (öffentlich) Stellung. Er vernetzt sich außerdem mit Beratungs- und Behandlungsstellen und tritt mit den bayerischen Ordnungsbehörden und der Lokalpolitik in Kontakt.
Ein wichtiges Ziel des Betroffenenbeirats ist es, dass Glücksspielsucht von der Öffentlichkeit verstärkt als gesellschaftliches Problem und nicht nur als Problematik der direkt Betroffenen und ihrer Angehörigen wahrgenommen wird. Neben dem Spieler- und Jugendschutz soll sich auch die Versorgung von betroffenen Spielerinnen und Spielern verbessern.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Konrad Landgraf, Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern