Gemeinsam die Stadt gestalten: Migrants4Cities geht in die zweite Runde
Stadtentwicklung nicht nur Fachexpert*innen zu überlassen, sondern gemeinschaftlich zu gestalten, liegt im Trend. Im Projekt Migrants4Cities in Mannheim wurde dies erfolgreich praktiziert, u.a. mit einer „KulturTram“, die interkulturelle Begegnungen fördert. Jetzt geht es im Stadtteil Neckarstadt-Ost in die zweite Runde. Die Fortsetzung für zwei Jahre wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Gemeinsam mit den Partnern aus der Wissenschaft, der Technischen Universität Berlin und dem inter 3 Institut für Ressourcenmanagement wird die Stadt an die erste Förderphase anknüpfen, aber auch neue inhaltliche und räumliche Schwerpunkte setzen.
Netzwerke knüpfen und die Methode Urban Design Thinking weiterentwickeln
Konkret heißt dies, dass die 2016 bis 2019 von Bürger*innen mit internationa-ler Biografie und Themenpat*innen entwickelten Lösungen KulturTram, Arbeitsbox und Aktionspaket – Nachbarschaftsplätze gestalten! weiter umgesetzt werden. „Dafür wird ein Umsetzungskonzept entwickelt, das auch für andere Projekte beispielhaft sein kann. Unser Ziel ist es, die erfolgreiche ko-kreative Methode des Urban Design Thinking in der Verwaltung zu etablieren“, so Christian Hübel, Projektleiter der Stadt und Leiter des Fachbereichs Demokratie und Strategie.
Dazu wird der Urban Design Thinking-Prozess auf drei zweitägige Workshops komprimiert. Teilnehmen werden wieder Mannheimer*innen, die gemeinsam mit Expert*innen und Akteuren vor Ort Lösungen für eine nachhaltige Stadt entwickeln „Auf diese Weise gelingt es erfahrungsgemäß, eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Bürger*innen und lokalen Praxispartnern zu ermöglichen“, sagt Prof. Elke Pahl-Weber, die die Methode mit ihrem Team entwickelt hat. „So gestalten Bürger*innen die Entwicklung ihrer Stadt direkt mit. Wir freuen uns über das Interesse der Stadt Mannheim, solche ko-kreativen Arbeitsweisen weiter zu etablieren.“
Aktiv werden für ein gutes Klima in der Stadt
Basierend auf der zuvor erarbeiteten Lösung zum Thema Mobilität, „Menschen² - Straßenräume neu nutzen!“, steht das Thema „Klimaresilienz und Aufenthaltsqualität im Straßenraum“ im Mittelpunkt des neuen Urban Design Thinking-Prozesses. Dabei wird die Lange Rötterstraße in der Neckarstadt Ost und ihr Umfeld in den Mittelpunkt der Lösungsfindung gestellt.
Im Jahr 2020 wird es zwei Workshop-Phasen geben. Sie starten im zweiten Quartal dieses Jahres. Eine dritte ist für 2021 geplant. Für die Mitarbeit in den Arbeitsgruppen der drei Workshops, die auf rund 25 Mitwirkende begrenzt ist, beginnt nun die gezielte Akquise der Teilnehmenden.
Nicht zuletzt wird der Transfer der Lösungen und des Prozesses mit ausge-wählten Lernpartnerstädten vertieft.
Informationen zum Projekt Migrants4Cities 2016 - 2019
Um auf lokaler Ebene Lösungen für die Herausforderungen weltweiter Urba-nisierungsprozesse zu finden, wurden das Wissen und die Erfahrungen von Mannheimer*innen mit internationaler Biografie gezielt in die Stadtentwicklung eingebunden. Dabei wurde die neue Methode des Urban Design Thinking angewendet, eine ko-produktive Zusammenarbeit von Bürger*innen, Stadtverwaltung, Wissenschaft und privatwirtschaftlichen Akteuren. In einem ergebnisoffenen, jedoch stets lösungsorientierten Innovationsprozess wur-den urbane Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung erarbeitet und Bewohner*innen vom ersten Moment der Problemdefinition eingebunden. Vorgegeben waren lediglich fünf Themenbereiche – Wohnen, Arbeiten, Mo-bilität, Zusammenleben und Mitmachen. Zugleich wurde der Ansatz des Urban Design Thinking einem intensiven Praxistest unterzogen und erprobt, ob und wie diese Methode in kommunale Strukturen und Prozesse integriert werden kann.
Das inter 3 Institut für Ressourcenmanagement begleitete die UrbanLabs um herauszufinden, welche Potenziale Migrant*innen als ‚Change Agents‘ in die UrbanLabs einbringen. Diese lassen sich vier Kategorien zuordnen: Ideen und Lösungen aufgrund internationaler Erfahrungen, ein kosmopolitischer Blick für andere als die ‚typisch deutschen‘ Lösungen, die Aufmerksamkeit für eher ver-nachlässigte stadtentwicklungspolitische Bedarfe sowie ihre besondere Wahrnehmung und Wertschätzung von Diversität – auch bei der Lösungssuche. Als zweites Ergebnis wurde in einem Mobilisierungskonzept festgehalten, wie die Stadt die Migrant*innen für ihr Engagement gewonnen und bei der Stange gehalten hat. Zudem wurde in Lernpartnerschaften mit rund 40 Akteuren aus bundesweit 13 Städten untersucht, erprobt und in einem Transferkonzept zusammengefasst, wie die in Mannheim erarbeiteten Lösungen andernorts aufgegriffen werden können.
Umsetzungsstand der Lösungen
Die KulturTram schafft Gelegenheiten der Begegnung und des Austauschs und macht die kulturelle Vielfalt Mannheims und seiner Einwohner*innen erfahrbar. Sie wurde bereits viermal auf die Schiene gebracht, zuletzt im September 2019 anlässlich der „einander. Aktionstage“. Weitere Fahrten sind bereits in Planung.
Die Arbeitsbox, ein Outdoor-Office für das flexible Arbeiten im Grünen, steht derzeit als Testmodul auf dem Campus der Hochschule Mannheim. Das Modul wurde während des Maimarktes 2019 von der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar Odenwald mit ihr angeschlossenen Innungen gebaut. Und zwar nach einem Entwurf aus dem studentischen Ideenwettbewerb 2018.
Das Aktionspaket – Nachbarschaftsplätze gestalten! wurde von Studierenden der Hochschule Mannheim im Rahmen einer Lern- und Forschungswerksstatt am Beispiel des Mannheimer Swansea-Platzes weiterentwickelt.
Weitere Informationen
Die ausführlichen Dokumentationen der Workshops der ersten Projektphase und die Broschüre „Willkommene Perspektiven“ finden Sie unter http://www.phase1.migrants4cities.de/de/uber-das-projekt/
Die Ergebnisse der ersten Projektphase werden in der Publikation „Willkommene Perspektiven. Nachhaltige Stadtentwicklung durch Urban Design Thinking“ veröffentlicht, das im April erscheint.
Hübel, C., Pahl-Weber, E. und Schön, S. (2020): Willkommene Perspektiven. Nachhaltige Stadtentwicklung durch Urban Design Thinking. Universitätsver-lag der TU Berlin, Berlin.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Projektleitung, Transformation & Transfer:
Dr. Susanne Schön, inter 3 Institut für Ressourcenmanagement, schoen@inter3.de
Urban Design Thinking:
Prof. Elke Pahl-Weber, Technische Universität Berlin, migrants4cities@isr.tu-berlin.de
Weitere Informationen:
http://www.migrants4cities.de Internetseite des Projekts