Verabschiedung von Bildungsforscher Professor Dr. Eckhard Klieme
Mit einem Festakt und einer fachlichen Bilanz wird Professor Dr. Eckhard Klieme vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation heute in Frankfurt am Main in den Ruhestand verabschiedet. Der empirische Bildungsforscher war in seiner Laufbahn an zentralen wissenschaftlichen Beiträgen zur Entwicklung des Bildungssystems beteiligt – von den Bildungsstandards über die Ganztagsschulforschung und den nationalen Bildungsbericht bis hin zur PISA-Studie. Im Blickpunkt der heutigen Veranstaltung stehen neben Grußworten aus Politik und Forschung noch einmal die großen Felder seiner richtungsweisenden Arbeit: die Schul- und Unterrichtsforschung sowie die Kompetenzdiagnostik.
„Eckhard Kliemes Beitrag zur Verbesserung der Bildungsqualität in Deutschland und natürlich sein Anteil an den wissenschaftlichen Leistungen unseres Instituts können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wir danken ihm aber auch für seine bereichernde Neugier, die immer freundliche und motivierende Zusammenarbeit und die große Leidenschaft, mit der er seine Ideen in unsere Arbeit eingebracht hat“, betont Professor Dr. Kai Maaz, Geschäftsführender Direktor des DIPF. Eckhard Klieme hat am DIPF beinahe 20 Jahre lang die Abteilung „Bildungsqualität und Evaluation“ und mehrfach auch das Gesamtinstitut geleitet. Zugleich hatte er eine gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt berufene Professur für Erziehungswissenschaft inne.
International vernetzt und nationaler Impulsgeber
Der studierte Mathematiker, promovierte Psychologe und habilitierte Erziehungswissenschaftler war in seiner Laufbahn unter anderem Koordinator der PISA-Studie in Deutschland, Vorsitzender der Expertengruppe zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards, Fellow der Harvard University und Jurymitglied des Deutschen Schulpreises. 2010 wurde Eckhard Klieme mit dem Preis „Gesellschaft braucht Wissenschaft“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft ausgezeichnet, 2014 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Liège in Belgien.
Auch durch seinen Beitrag konnten am DIPF wichtige Aufgaben und Schwerpunkte etabliert werden: Dazu zählen das Zentrum für technologiebasiertes Assessment (TBA), das zukunftsweisende computergestützte Testverfahren entwickelt und erforscht, die federführende Koordination der nationalen Bildungsberichterstattung und das Forschungszentrum „Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk“ (IDeA), das Entwicklungs- und Lernprozesse in den ersten zwölf Lebensjahren untersucht.
Eckhard Klieme leitete 15 Jahre lang das für die „Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen“ (StEG) verantwortliche Forschungskonsortium mehrerer Institutionen. Zusammen mit Professor Dr. Detlev Leutner von der Universität Duisburg-Essen warb er ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ein, das in rund 30 interdisziplinären Projekten von knapp 50 beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen die Messung von Kompetenzen erforschte. Außerdem brachte sich das DIPF unter seiner Ägide wiederholt in die großen internationalen Bildungsvergleichsstudien ein.
Pädagogische Qualität, Messen von Bildungsergebnissen und interkultureller Vergleich
Die heutige Verabschiedung im Casinogebäude auf dem Frankfurter Campus Westend ist nicht nur als Festakt, sondern vor allem als Kolloquium angelegt. Es widmet sich den Hauptthemen seiner Abteilung „Bildungsqualität und Evaluation“: den pädagogischen Prozessen in Unterricht und Schule und dabei der Qualität pädagogischen Handelns sowie dem Erfassen und Messen von fachlichen Leistungen, Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmalen als Ergebnis von Bildung. Einen Großteil der rund 300 Gäste stellen aktuelle und ehemalige Mitarbeitende seiner Abteilung – die unter der Leitung von Eckhard Klieme mehr als 20 Professorinnen und Professoren hervorgebracht hat.
Dem DIPF bleibt Eckhard Klieme auch nach seiner heutigen Verabschiedung als Research Fellow verbunden. In dieser Funktion will sich der Bildungsforscher interkulturellen Vergleichen von Unterricht und der langfristigen Entwicklung von Schulen und Schulsystemen widmen. So wird er sich unter anderem weiter im von der Leibniz-Gemeinschaft geförderten interdisziplinären Netzwerk der Unterrichtsforschung engagieren und die Arbeiten an der internationalen TALIS-Videostudie fortführen. Sie untersucht die Wirksamkeit von Mathematikunterricht in verschiedenen Ländern und spürt dabei auch dem Wandel der Unterrichtskultur seit Kliemes erster diesbezüglicher internationaler Videostudie von 1995 nach.
Eckhard Klieme selbst blickt zum Abschied noch einmal zurück: „Ziel meiner Forschung war es stets, die Realität der pädagogischen Praxis in den Schulen sichtbar zu machen und systematisch zu klären, welche Wirkungen für die Lernenden damit verbunden sind. Nur so können Wissenschaft, Lehrkräfte und Öffentlichkeit fundiert über Schule und Unterricht diskutieren, und dieses Wissen sollte auch stets die Grundlage für Veränderungen bilden. Das DIPF bietet für eine solche praxisbezogene wissenschaftliche Arbeit ideale Voraussetzungen. Ich bin sehr dankbar für die Zusammenarbeit mit wunderbaren Kolleginnen und Kollegen und bin sicher, dass das Institut diese Arbeit erfolgreich weiterentwickelt.“
Pressekontakt:
Philip Stirm, DIPF, +49 (0)69 24708-123, stirm@dipf.de, www.dipf.de
Über das DIPF:
Das DIPF ist das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation mit Standorten in Frankfurt am Main und in Berlin. Es will dazu beitragen, Herausforderungen im Bildungswesen zu bewältigen, den Zugang zu Bildung zu erleichtern und die Qualität von Bildung zu verbessern. Dafür unterstützt das Institut Schulen, Kindertagesstätten, Wissenschaft, Verwaltung und Politik mit empirischer Forschung, wissenschaftlichen Infrastrukturen und Wissenstransfer.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Eckhard Klieme, +49 (0)69 24708-107, klieme@dipf.de
Weitere Informationen:
http://www.dipf.de – das DIPF
https://www.dipf.de/de/institut/personen/klieme-eckhard – weitere Informationen zu Prof. Dr. Eckhard Klieme