Kommentar Auftragseingänge Verarbeitendes Gewerbe: „Frühindikator vermittelt nur noch Rückspiegeloptik“
Konjunkturchef Stefan Kooths kommentiert die heute vom Statistischen Bundesamt vorgestellten Zahlen zu den Auftragseingängen im Verarbeitenden Gewerbe, sieht in ihnen in Anbetracht der Corona-Epidemie aber nur noch eine Rückspiegeloptik:
Prof. Dr. Stefan Kooths, Leiter Prognosezentrum IfW Kiel (https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/stefan-kooths/): "Erwartungsgemäß haben die Auftragseingänge im Januar wieder angezogen, nachdem die schwachen Dezemberwerte durch Brückentageeffekte die Konjunkturtendenz um die Jahreswende unterzeichnet hatten. Infolge der mittlerweile grassierenden Corona-Pandemie vermittelt allerdings auch dieser Frühindikator aus der Vor-Corona-Zeit nur noch eine Rückspiegeloptik.
Statt einer allmählich Tritt fassenden Belebung der wirtschaftlichen Aktivität – wie sie noch zum Jahresauftakt angelegt war – ist für den weiteren Konjunkturverlauf in diesem Jahr mit einer ausgeprägten V-Form zu rechnen. So wird sich der zwischenzeitliche Einbruch der Produktion in China hierzulande zunächst über wegfallende Exportaufträge bemerkbar machen und in einer zweiten Stufe die Produktion auch durch fehlende Zulieferungen behindern. Sollte sich das wirtschaftliche Leben in Asien in den kommenden Monaten allmählich normalisieren, ist mit einem zwar drastischen, aber vergleichsweise kurzen Einbruch der hiesigen ökonomischen Aktivität zu rechnen. Der Tiefpunkt dürfte dann im zweiten Quartal erreicht werden.
Hinzu kommt, dass sich die globale Industriekonjunktur bereits vor dem Corona-Ausbruch deutlich abgekühlt hatte. Daher bestehen vielerorts – auch hierzulande – Reservekapazitäten, so dass Produktionsausfälle in der Industrie – anders als bei den meisten Dienstleistern – zumindest teilweise nachgeholt werden können. Insgesamt würde dieses Szenario für die deutsche Wirtschaft Rezession im Zeitraffer bedeuten. Sofern einschneidende Maßnahmen zur Unterbrechung von Infektionsketten in Deutschland und der übrigen Welt über das Frühjahr hinaus zum Tragen kommen, werden die wirtschaftlichen Folgen dementsprechend noch gravierender sein."
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