100. Geburtstag von Nobelpreisträger Edmond Fischer am 6. April – Ehrung für sein Lebenswerk bei 70. Lindauer Tagung
- Bereits 11 Besuche bei Lindauer Tagungen seit 1993, Nr. 12 beabsichtigt
- „Ein Leuchtturm für die wissenschaftliche Inspiration junger Forscher“
- Zitate mit aktuellem Bezug zu „Lindau Guidelines“, Alumni-Netzwerk
- Erst zwei Laureaten erreichten bislang den „Club 100+“
- Weitere Informationen unter lindau-nobel.org – #LINO70
Vier Wochen vor dem 100. Geburtstag von Edmond H. Fischer am 6. April 2020 würdigen die Lindauer Nobelpreisträgertagungen das Lebenswerk des Laureaten. Mit bislang elf Besuchen der Tagungen bringt er es auch bei dieser Zahl auf ein beachtliches Engagement.
Bettina Gräfin Bernadotte: „Nobelpreisträger und Nachwuchs-wissenschaftler – der Austausch zwischen den Generationen macht den Kern der Lindauer Nobelpreisträgertagungen aus. Und wer könnte da ein besserer Leuchtturm für die wissenschaftliche Inspiration junger Forscher aus der ganzen Welt sein, als ein 100-jähriger Laureat und wahrer Freund unserer Tagungen.“
Die Präsidentin des Kuratoriums hat Professor Fischer eingeladen, im Rahmen der 70. Jubiläumstagung 2020 die sogenannte „Life Lecture“ zu halten, und der Jubilar möchte dieser Einladung gerne folgen.
Schon bei der 63. Lindauer Tagung 2013 war Edmond Fischer seiner Zeit quasi voraus. Dies lässt sich am Beispiel des mittlerweile etablierten Alumni-Netzwerks der Lindauer Tagungen ebenso festmachen wie an den „Lindau Guidelines“ für eine globale, nachhaltige und offene Wissenschaft im 21. Jahrhundert, die bei der kommenden Tagung verabschiedet werden sollen: „Egal aus wie vielen Ländern die Nachwuchswissenschaftler kommen, sie sprechen die gleiche Sprache – die der Wissenschaft. […] Ich würde mir wünschen, dass sie, wenn sie wieder nach Hause fahren, weiter miteinander kooperieren. Wobei das vielleicht schon zu viel verlangt ist; aber dass sie zumindest mit den Freunden, die sie hier kennengelernt haben, kommunizieren“, sagte er in einem Interview während der Tagung.
Weitere Zitate von Edmond Fischer im Kontext der Lindauer Tagungen:
“Die Schönheit der Wissenschaft besteht darin, dass man weiß, wovon man ausgeht, aber Du weißt nie, wo sie Dich hinführt.“ (Interview mit Marc Pachter, 2019)
„Manche meinen, dass Wissenschaft gefährlich sein kann. […] Dabei ist Unwissenheit das Gefährliche. Die Menschen über die Wissenschaft aufzuklären, ist deshalb eine Möglichkeit, die Ignoranz zu bekämpfen.“ (bei der 63. Lindauer Tagung 2013)
„Zweifel sind in der Wissenschaft sehr wichtig, das Gefühl, dass man sich niemals einer Sache sicher sein kann. Wenn die Öffentlichkeit diese Idee nur aufgreifen würde, dass sie falsch liegen könnte. Das wäre das Ende des Fanatismus – politisch gesehen, moralisch, in Bezug auf Ethnien, Rassen und Religionen.“ (bei der 63. Lindauer Tagung 2013)
Bislang wurde aus dem Kreis der Nobelpreisträger nur Rita Levi-Montalcini (1986, Physiologie oder Medizin, 22.4.1909 – 30.12.2012) älter als Edmond Fischer. Sie hatte 1993 an der 43. Lindauer Tagung teilgenommen. Ronald H. Coase, Träger des Preises der Schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel von 1991 (Wirtschaftsnobel-preis), zählt ebenfalls zum exklusiven „Club der 100+ Laureaten“ (29.12.1910 – 02.09.2013).
Edmond H. Fischer und die Lindauer Nobelpreisträgertagungen
- geboren am 6.4.1920 in Shanghai
- 1992 Nobelpreis für Physiologie oder Medizin, mit Edwin G. Krebs (6.6.1918 – 21.12.2009)
- Preis-Begründung: „für ihre Entdeckung der Mechanismen, welche die Stoffwechselvorgänge in Organismen steuern“
- bislang 11 Teilnahmen an den Lindauer Nobelpreisträgertagungen
(2015, 2014, 2013, 2011, 2010, 2007, 2003, 2000, 1999, 1996, 1993)
- Einladung zur 70. Tagung 2020 für eine Vorlesung zu seinem Lebenswerk (Life Lecture, geplant für Donnerstag, 2. Juli 2020)
- Edmond-Fischer-Jahrhundert-Galerie in der Lindauer Mediathek
Über die Lindauer Nobelpreisträgertagungen
Seit ihrer Gründung 1951 haben sich die Lindauer Nobelpreisträgertagungen zu einem einzigartigen internationalen wissenschaftlichen Forum entwickelt. Die jährlichen Tagungen dienen dem Austausch zwischen unterschiedlichen Generationen, Kulturen und Disziplinen. So sind die Tagungen abwechselnd der Physik, der Chemie oder der Physiologie und Medizin gewidmet – den drei naturwissenschaftlichen Nobelpreis-Disziplinen. Alle fünf Jahre findet eine interdisziplinäre Tagung statt und alle drei Jahre die Lindauer Tagung der Wirtschaftswissenschaften. Im Rahmen verschiedener Deklarationen (2015 zum Klimawandel, 1955 gegen die Nutzung von Nuklearwaffen) brachten sich die Wissenschaftler immer wieder mit politischen Appellen in die öffentliche Debatte ein.
Es waren die Lindauer Ärzte Franz Karl Hein und Gustav Wilhelm Parade, die mit der Idee zu einer Konferenz mit Nobelpreisträgern an Lennart Graf Bernadotte af Wisborg herantraten und die diese mit ihm gemeinsam umsetzten – bereits seit 1953 auch mit Nachwuchswissenschaftlern. Etwa 35.000 Studierende, Doktoranden und Postdoktoranden haben seitdem teilgenommen. Die Tagung selbst erleben sie auch im Wortsinn einmalig, dauerhaft jedoch gehören sie dem Lindau Alumni Network an, sind miteinander vernetzt und Botschafter des wissenschaftlichen Dialogs.
Ganzjährig engagieren sich die Lindauer Nobelpreisträgertagungen mit ihrer „Mission Education” dafür, die Bedeutung der Wissensgesellschaft herauszustellen und für Wissenschaft und Forschung einzutreten. Diesem Ziel dient auch die Entwicklung der hauseigenen Online-Mediathek zu einer Lernplattform, unter anderem mit Unterrichtsmaterialien für Schulen.
Originalpublikation:
https://www.lindau-nobel.org/wp-content/uploads/2020/03/PM_Edmond_Fischer_100.pdf
Weitere Informationen:
https://www.lindau-nobel.org/meldung-edmond-fischer-100/ Edmond-Fischer-Jahrhundert-Galerie in der Lindauer Mediathek
https://www.mediatheque.lindau-nobel.org/meetings/2020 Hintergrundinformationen zur 70. Lindauer Nobelpreisträgertagung
https://www.lindau-nobel.org/de/press/ Akkreditierung für die 70. Lindauer Tagung ab Mitte März