Dreieckskooperation in der deutschen Entwicklungspolitik: Partnerschaft mit Zukunft – aber Anpassungen erforderlich
Das Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) hat Dreieckskooperation untersucht, eine entwicklungspolitische Zusammenarbeit zwischen einem Industrieland, einem Schwellenland sowie einem Entwicklungsland. Die Evaluierung zeigt, dass mit dem Instrument die Partnerschaft zwischen den beteiligten Ländern sowie die entwicklungspolitischen Kapazitäten im beteiligten Schwellenland häufig gestärkt werden. Die Wirkungen der Maßnahmen im Entwicklungsland hingegen sind überwiegend nicht zufriedenstellend.
Schwellenländer wie Indonesien, Mexiko oder Brasilien beteiligen sich neben den Industrienationen zunehmend an der Entwicklungszusammenarbeit. Sie stellen Erfahrungen und Fachwissen sowie Finanzmittel für Entwicklungsländer zur Verfügung. Führt Deutschland gemeinsam mit einem Schwellenland entwicklungspolitische Maßnahmen in einem Entwicklungsland durch, spricht man von einer Dreieckskooperation.
Diese Art der Zusammenarbeit soll nicht nur herkömmlichen Entwicklungszielen wie Armutsbekämpfung im Entwicklungsland dienen. Darüber hinaus soll sie die Partnerschaften zwischen den beteiligten Akteuren fördern und Kapazitäten und Strukturen des Schwellenlandes zur Steuerung entwicklungspolitischer Maßnahmen stärken. Eine neue Evaluierung des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) spricht dem Instrument der Dreieckskooperation das Potenzial zu, diese Ziele zu erreichen. Allerdings kann dieses Potenzial aufgrund unzureichender Steuerung und Ressourcen derzeit nicht ausgeschöpft werden.
Unzureichende Wirkungen im Empfängerland
Die Evaluierung zeigt, dass mit dem Instrument der Dreieckskooperation die Partnerschaft zwischen den beteiligten Ländern sowie die entwicklungspolitischen Kapazitäten im beteiligten Schwellenland häufig gestärkt werden. Die Wirkungen der Maßnahmen im Entwicklungsland hingegen sind überwiegend nicht zufriedenstellend. Dazu äußert sich DEval-Direktor Prof. Dr. Jörg Faust:
„Dreieckskooperation hat das Potenzial, eine zukunftsweisende Variante entwicklungspolitischer Zusammenarbeit zu sein. Hierfür muss das Augenmerk aber nicht nur auf der Stärkung der Beziehungen zwischen den beteiligten Staaten liegen, sondern ebenso auf die Wirksamkeit der Maßnahmen vor Ort gerichtet sein. In der derzeitigen Form werden die hohen Erwartungen an das Instrument insbesondere im letzten Punkt nicht erfüllt.“
Herausforderungen: kein gemeinsames Verständnis, fehlende Ressourcen
Die Evaluierung identifiziert drei konkrete Herausforderungen zur Verbesserung des Instruments.
1. In der deutschen Entwicklungszusammenarbeit herrscht noch kein hinreichend gemeinsames Verständnis über die Ziele und Anwendung von Dreieckskooperation.
2. Im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bedarf es mehr und besserer Informationen über die Maßnahmen für eine systematischere Erfolgskontrolle und Steuerung des Instruments.
3. Unzureichende finanzielle und personelle Ressourcen erschweren die wirkungsorientierte Umsetzung von Dreieckskooperation in den Empfängerländern. Trotz der vergleichsweise hohen Aufmerksamkeit für das Instrument wurden 2006–2017 nur etwa 0,05 % des BMZ-Haushaltes für Dreieckskooperation aufgewandt.
Positive Erfahrungen in Lateinamerika und der Karibik
Die Herausforderungen bei der Umsetzung von Dreieckskooperation bestehen in erster Linie in Südostasien und Subsahara-Afrika. Erfahrungen aus Lateinamerika und der Karibik zeigen, dass das Instrument grundsätzlich sehr gut funktionieren kann. Dreieckskooperation ist hier stärker verankert als in den beiden anderen Regionen. Sie wird zentral über einen regionalen Fonds koordiniert, was die Transaktionskosten reduziert. Dieser Fonds verteilt deutsche Mittel für Dreieckskooperation, bietet Fort- und Weiterbildungen zu Planung, Monitoring und Projektmanagement an und richtet zudem regionale Konferenzen aus, um die Sichtbarkeit des Instruments und den Dialog zwischen den Partnern zu stärken. Weitere Vorteile von Dreieckskooperation – nämlich die Zusammenarbeit der drei Partner auf Augenhöhe sowie das gemeinsame Lernen – treten in Lateinamerika bisher stärker in Erscheinung als in den anderen Regionen.
Mit Steuerung und Ressourcen Potenzial ausschöpfen
Um das volle Potenzial von Dreieckskooperation auszuschöpfen, empfiehlt das DEval dem BMZ, seine Strategie zu schärfen und zu entscheiden, welche Ziele es mit dem Instrument prioritär erreichen will. Damit die Maßnahmen Beiträge zu den anvisierten Zielen liefern, sollte das Ministerium das Monitoring von Dreieckskooperation verbessern und im BMZ sowie in den Durchführungsorganisationen ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung stellen.
Über die Evaluierung
Als Datenbasis der Evaluierung dienten neben der Analyse des deutschen Portfolios und der Literatur umfangreiche Fallstudien in Lateinamerika und der Karibik, Südostasien und Subsahara-Afrika. Der Bericht „Dreieckskooperation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“ ist auf der Website des DEval verfügbar.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Stefan Leiderer
Abteilungsleiter
Staatliche Entwicklungszusammenarbeit, Governance
stefan.leiderer@deval.org
+49 (0)228 336907-940
Originalpublikation:
Kaplan, M., D. Busemann und K. Wirtgen (2020), Dreieckskooperation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval), Bonn.
Weitere Informationen:
http://www.deval.org/files/content/Dateien/Evaluierung/Berichte/2020/DEval_Bericht_2020_Dreieckskooperation_in_der_deutschen_EZ.pdf Link zum Bericht