Mit dem maritimen Testfeld eMIR erreicht OFFIS das Finale im Wettbewerb „Innovationspreis Reallabore“ des BMWi
Das von OFFIS konzipierte und implementierte Testfeld eMIR bietet in Form eines aktiv genutzten Seegebiets ein Reallabor für maritime Testzwecke. Dieses erreichte nun das Finale der Kategorie „Einblicke“ im Wettbewerb „Innovationspreis Reallabore“.
Reallabore – so nennen sich die Testräume für Innovation und Regulierung – gewinnen für Deutschland als globaler Innovationsstandort im Digitalisierungszeitalter zunehmend an Bedeutung. Um die Reallabore weiter auszubauen und die Sichtbarkeit zu erhöhen, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) den Wettbewerb „Innovationspreis Reallabore“ gestartet. Bis Mitte Februar 2020 reichten über 125 Teilnehmende aus Unternehmen, Verwaltungen und Forschungseinrichtungen ihre Bewerbungen hinsichtlich geplanter, laufender oder abgeschlossener Reallabore ein.
In Reallaboren erproben Partner gemeinsam Innovationen, die im geltenden Rechtsrahmen noch nicht berücksichtigt sind. Zum Beispiel geht es dabei um autonome Fahrzeuge, Drohnen und Schiffe, innovative Lösungen im Bereich der Telemedizin oder der öffentlichen Verwaltung. Durch die Möglichkeiten außerhalb des Rechtsrahmens und mit Sondergenehmigungen Experimente und Tests durchzuführen, tragen Reallabore mit ihren Forschungs-, Entwicklungs- und Testergebnissen dazu bei, diesen Rechtsrahmen ständig weiterzuentwickeln. Leider sind der Öffentlichkeit Informationen, Entwicklungen und Ergebnisse von Reallaboren bisher oft schwer zugänglich. Das BMWi möchte dies mit der Verleihung des „Innovationspreises Reallabore“ nun ändern.
Am Dienstag, den 26. Mai 2020, wurden nun im Rahmen einer feierlichen Online-Preisverleihung die Sieger des Wettbewerbs gekürt. Mit dem Reallabor eMIR (e-Maritime Integrated Reference Platform) war OFFIS einer der 10 Finalisten in der Kategorie „Einblicke“. In dieser Kategorie werden Reallabore ausgezeichnet, bei denen die Erprobung bereits angelaufen ist.
Das 2014 von OFFIS konzipierte und implementierte generische, also allgemein gültige und wiederverwendbare Testfeld eMIR bietet in Form eines aktiv genutzten Seegebiets ein solches Reallabor für maritime Testzwecke. Es befindet sich in der Nordsee, und umfasst Seegebiete im Bereich der Elbe zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven und zwischen Cuxhaven, Wilhelmshaven und Helgoland. Hier schafft es eine Grundlage für die Erforschung und Entwicklung innovativer Technologien für die maritime Sicherheit. OFFIS bietet mit eMIR als international bekanntes maritimes Testfeld der Industrie, kleinen und mittleren Unternehmen sowie Forschungsinstituten die Möglichkeit, innovative maritime Systeme zu erforschen und zu entwickeln sowie diese im Zuge dessen in einem virtuellen und dem realen Labor auf See sicher, stabil und zuverlässig zu erproben. Die Nutzer*innen des eMIR-Reallabors profitieren hierbei von der Möglichkeit, die Funktionalität und Praxistauglichkeit ihrer neuen Produkte nachzuweisen, was für deren Einsatz in industriellen Prozessen und Anwendungen notwendig und vorgeschrieben ist.
Generell gilt die Digitalisierung als wichtiger Motor für neue Systeme und deren Entwicklungen. Am Beispiel des autonomen Schiffs ist erkennbar, dass in der Seefahrt Parallelen zum Straßenverkehr existieren. Das autonome Schiff ist längst keine unrealistische Zukunftsvision mehr, denn es wird bereits ausgiebige und fundierte Forschung betrieben. Jedoch hapert es in der Umsetzung autonomer Schiffe oftmals noch – wie auch in vielen anderen Bereichen – an einem ausreichend hohen Grad der Vertrauenswürdigkeit in diese neuen maritimen Systeme. Diese braucht der Mensch aber, bevor er für eine technologische „Kursänderung“ das Ruder buchstäblich aus seiner menschlichen in die technische Hand gibt. Es müssen also Möglichkeiten geschaffen werden, diese Vertrauenswürdigkeit zu garantieren. Unter anderem geschieht dies in Reallaboren, in denen Experimente unter realistischen oder zumindest realitätsnahen Bedingungen durchgeführt werden können. Auf das autonome Schiff bezogen bedeutet dies, dass ohne ein nennenswertes Gefahrenrisiko zuerst virtuelle Tests durchgeführt werden und im zweiten Schritt die praktische Erprobung der neuen Systeme in einem realen Labor, dem Seegebiet von eMIR, stattfindet.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Axel Hahn
Sprecher Bereichsvorstand Verkehr
OFFIS - Institut für Informatik
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