IIIF-optimierte Visualisierung: Mikroskopischer Blick auf Handschriften
Mit dem Projekt „Handschriften aus dem deutschen Sprachraum“ werden seit Ende 2018 historisch wertvolle Schriftstücke aus Kloster- und Stiftsbibliotheken der Öffentlichkeit in herausragender Qualität durch die IIIF-Technologie weltweit zur Verfügung gestellt. Die HAB hat nun eine bedeutende Optimierung des IIIF-Imageservers vorgenommen.
Durch die optimierte Darstellung wird den Nutzer*innen eine flüssigere und schnellere Arbeitsweise im Hinblick auf die Vorschauansicht, das Blättern und Zoomen in den Handschriften ermöglicht. Anlass für die Optimierung war eine zeitlich verzögerte Darstellung der Digitalisate, die auf unterschiedlichen Servern lagern.
„Zentral ist, dass jetzt alle Digitalisate des Projekts auf demselben Stand sind und dies auch für alle Nutzer*innen der Website sichtbar wird“, sagt Jörg Busse-Hagen, Stellvertretender Leiter der Stabsstelle EDV der HAB. Die Beschleunigung der Darstellung wird nicht nur von den Projektkolleg*innen aus Oxford positiv bewertet. „Der optimierte IIIF-Imageserver ermöglicht ein schnelleres Laden der 257 bisher digitalisierten Handschriften. Miniaturansichten und einzelne Seiten werden innerhalb weniger Sekunden geladen und gerendert. Sowohl für gelegentliche Besucher*innen als auch Forscher*innen bietet sich ein herausragendes Browser-Erlebnis“, kommentiert Dr. Lisa Fagin Davis, Exekutivdirektorin der Medieval Academy of America, die Optimierung. „Die Handschriften können mithilfe des einfachen Drag-and-Drop-IIIF-Symbols in jedem beliebigen Viewer gespiegelt werden und werden nahezu augenblicklich angezeigt. Das erleichtert den Vergleich von Polonsky-Handschriften mit den IIIF-gelieferten Bildern von Handschriften aus anderen Sammlungen enorm. Die Wirkung des Forschungsprojektes wird so erheblich erweitert.“
Für die Optimierung ist durch die EDV-Abteilung neben dem grundlegenden Verständnis von Bildkomprimierung und Visualisierung vor allem auf Kenntnisse zu Linux, zum Apache-Webserver und davon im speziellen das FastCGI-Modul, zum Memcached-Cacheserver, zum IIPImage-Server sowie zum OpenJPEG-Codec und zu Intel AVX2 zurückgegriffen worden. „Mittels des FastCGI-Moduls ist die Anzahl der gleichzeitig ausführbaren Instanzen erhöht worden. Anschließend wurde das Caching aktiviert und das Memcached-Modul hinzugefügt und so konfiguriert, dass die Anfragen im Cache-Arbeitsspeicher möglichst schnell bearbeitet werden. Dabei handelt es sich beispielsweise um Anfragen wie die Vorschauansicht der Digitalisate“, schildert Jörg Busse-Hagen seine Vorgehensweise. „Im letzten Schritt haben wir den OpenJPEG-Codec neu übersetzt und so verankert, dass der IIIF-Imageserver künftig auch einem größeren Besucheransturm auf der Website standhält.“
Noch bis 2021 sollen die insgesamt rund 600 Handschriften mittels des IIIF-Standards im Rahmen des Polonsky-Projekts vollständig digitalisiert sein. Als International Image Interoperability Framework (IIIF) wird ein technischer Standard bezeichnet, der einen einheitlichen und weltweiten Zugang zu bildbasierten Kulturgütern über Grenzen hinaus ermöglicht. Damit sorgt der IIIF-Standard für eine einzigartige Interoperabilität, die einen institutionsübergreifenden Austausch von digitalen Objekten unabhängig von ihrem Standort und von der Verwendung eines spezifischen Viewers im Internet ermöglicht.
In dem von der Polonsky-Stiftung geförderten Kooperationsprojekt zwischen den Bodleian Libraries und der Herzog August Bibliothek sind bis heute bereits mehrere Hundert mittelalterliche Handschriften aus deutschen Klosterbibliotheken digitalisiert und mit ihren Erschließungsdaten frei online verfügbar.
Weitere Informationen:
https://hab.bodleian.ox.ac.uk/de/ zur Projektseite
https://www.youtube.com/watch?time_continue=5&v=YZhwBfk-olA zum Video "Manuscripts from German speaking lands"