Reutlinger Forschung wächst rasant
Steigerung der Forschungsprojektmittel um mehr als 20 Prozent
Reutlingen ist und bleibt eine der forschungsstärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. So das Ergebnis einer Gutachtergruppe, die jedes Jahr die Forschungsleistung der 21 forschenden Hochschulen für angewandte Wissenschaften des Landes prüft. Aktuelle Forschungsthemen sind unter anderem die Angewandte Künstliche Intelligenz und Kunstfleisch.
Bewertungskriterien der Gutachter waren die Höhe der im Berichtsjahr 2019 geflossenen Drittmittel für Forschungsprojekte und die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen. Mit 238 Veröffentlichungen ist die Hochschule Reutlingen landesweit bereits zum dritten Mal in Folge die Hochschule für angewandte Wissenschaften mit den meisten wissenschaftlichen Publikationen. Die eingeworbenen Forschungsprojektmittel sind im Vergleich zum Vorjahr um 21,6 Prozent auf 6,71 Millionen Euro gestiegen, weitere 2,01 Millionen Euro Mittel mit sonstigem Forschungsbezug wurden eingeworben. „Das Ergebnis ist mehr als positiv und zeigt, dass wir mit unseren Forschungsthemen und unseren Strukturen auf dem richtigen Weg sind“, freut sich Prof. Dr. Petra Kluger, Vizepräsidentin für Forschung der Hochschule.
Ein Thema, bei der die Hochschule in der angewandten Forschung ganz vorne mitspielt, ist die Künstliche Intelligenz. Neun forschungsstarke Professorinnen und Professoren aus den Fakultäten Informatik, Technik und Angewandte Chemie haben sich im Forschungszentrum „KI-X“ zusammengeschlossen, um gemeinsam State-of-the-Art KI-Methoden in zukunftsweisenden Themenfeldern mit hohem wirtschaftlichen Potential zu untersuchen. Sprecher des neuen Forschungszentrums ist Prof. Dr.-Ing. Cristóbal Curio. Ende des Berichtsjahres startete unter anderem das Projekt PLASMA, das zum Ziel hat, den Entwurf von analogen mikroelektronischen Schaltungen mit Hilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz zu automatisieren. Mit im Boot sind – neben Professoren aus den Fakultäten Technik und Informatik – die Robert Bosch GmbH und die Infineon Technologies AG, das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt. Ebenfalls im Berichtsjahr bewilligt wurde das Projekt KI-DeltaLearning. Als Teil eines bundesweiten KI-Forschungsnetzwerks erforscht die Fakultät Informatik, wie KI bei der Weiterentwicklung des autonomen Fahrens genutzt werden kann. Das Forschungsnetzwerk wird mit insgesamt 27 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert, rund 650 Tausend Euro erhält die Hochschule. „Beide Projekte zeigen, wie viel wir mit größeren, fakultätsübergreifenden Projekten bewegen können“, verdeutlicht Kluger.
Sie selbst forscht an einem ganz anderen Thema, das nicht weniger brisant ist: Fleischersatz. Gefördert von der Schweizer AVINA-Stiftung züchten Kluger und ihr Team in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Universität Hohenheim künstliches Fleisch aus isolierten tierischen Zellen.
Mitte 2019 startete auch das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt DiTex, in dem mehrere Partner aus Forschung und Wirtschaft an einer kreislauf-effizienten Textilwirtschaft arbeiten. Mit dabei sind Dipl.-Ing. Kai Nebel und Prof. Dr. Karsten Rebner von der Hochschule Reutlingen. Sie entwickeln ein digitales Tracking-Verfahren, um den Verschleiß von Leihbekleidung und -bettwäsche mittels Spektroskopie zu bestimmen. Damit können Verleihfirmen vorhersagen, wie viele Waschzyklen das Textil noch aushält und es nachhaltiger nutzen.
Ebenfalls vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird das Projekt DigiTrain 4.0 unter der Leitung von Prof. Dr. Arjan Kozica. DigiTraIn 4.0 unterstützt Unternehmen, die Transformation in die digitale Arbeitswelt erfolgreich zu gestalten, indem es hierfür wissenschaftlich fundierte Instrumente und praktisch erprobte Konzepte entwickelt.