EU-Projekt SHAPES wird auf die Herausforderungen von globalen Pandemien wie COVID-19 angepasst
Die EU-Kommission hat die Leitung des Horizont-2020-Projekts SHAPES (Smart and Healthy Ageing through People Engaging in Supportive Systems) gebeten, das Projekt dahingehend anzupassen, dass die im Projekt (weiter)entwickelten digitalen Technologien auch als Lösungen für die durch COVID-19 und mögliche zukünftige Pandemien entstehenden Herausforderungen genutzt werden können. SHAPES forscht an technologischen Lösungen, mit denen die Gesundheit und das Wohlbefinden der älteren Bevölkerung verbessert werden kann. Das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT leitet dabei die Pilotkampagne zum Praxistest der Technologien und führt einen Foresight-Prozess durch.
Das ursprüngliche Ziel von SHAPES ist die Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der älteren Bevölkerung, um ihnen zu ermöglichen, länger aktiv und selbstbestimmt leben zu können. Dazu entwickelt SHAPES eine Technologieplattform, die sowohl eine Vielzahl von digitalen Lösungen – zum Beispiel aus den Bereichen Robotik, virtuelle Sprachassistenten, künstliche Intelligenz und Videokonferenztools – als auch eine Vielzahl von Sensoren aus dem Gesundheits- und Smart- Home-Bereich beinhaltet. Daran arbeitet das Fraunhofer INT zusammen mit weiteren 25 Partnerorganisationen in Europa seit November 2019. Gefördert wird das Projekt von der EU-Kommission über einen Zeitraum von vier Jahren mit über 18 Millionen Euro.
Nun hat die EU-Kommission die Leitung darum gebeten, das Projekt so anzupassen, dass die digitalen Technologien auch für die Herausforderungen, die aktuell durch die COVID-19-Pandemie aber auch durch mögliche zukünftige Pandemien entstehen können, einsetzbar sind.
Da SHAPES einen Schwerpunkt auf die Begleitung und Betreuung von älteren Menschen in ihrer häuslichen Umgebung setzt, bieten viele der SHAPES Technologien die Möglichkeit, die medizinische Versorgung von älteren Menschen auch aus der Ferne ohne die Notwendigkeit von Arzt- oder Klinikbesuchen sicherzustellen. Bei zukünftigen lokalen oder nationalen Kontaktsperren könnten so gerade chronisch kranke Menschen besser überwacht und versorgt werden.
Eine weitere Stärke von SHAPES ist die Prävention und Risikoüberwachung von älteren Menschen. Ursprünglich sollten mit Hilfe der künstlichen Intelligenz z. B. Herzpatienten oder an Diabetes leidende Menschen gewarnt werden, wenn die verschiedenen gesundheitlichen Parameter der überwachten Person auf eine Risikosituation hindeuten. In den letzten Wochen haben die technischen Partnerorganisationen jedoch gezielt noch weitere Produkte entwickelt, die speziell in der aktuellen COVID-19-Pandemie zur Überwachung und zur Risikoidentifizierung verwendet werden können.
Eine der Aufgaben des Fraunhofer INT ist die Leitung der Pilotkampagne, innerhalb derer die zum Teil schon marktreifen, zum Teil noch weiterzuentwickelnden oder zu adaptierenden digitalen Lösungen an 15 verschiedenen europäischen Pilotstandorten getestet und evaluiert werden. An den in diesen Orten durchgeführten Pilot-Tests nehmen zum einen insgesamt rund 450 ältere Menschen in ihrer privaten häuslichen Umgebung oder in Seniorenwohnheimen und darüber hinaus zahlreiche Angehörige, Pflegekräfte sowie medizinisches Fachpersonal teil.
Außerdem wird am Fraunhofer INT der Anforderungskatalog für die SHAPES Plattform erstellt, der auf der Basis von umfangreichen Literaturrecherchen und Interviews entwickelt wird. Die Foresight-Gruppe des Fraunhofer INT führt darüber hinaus kontinuierliche Vorausschau-Aktivitäten durch, um so auch Zukunftstechnologien und zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen mit in das Projekt einfließen zu lassen. Während eines virtuellen Workshops am 12. Mai diesen Jahres hatten zudem die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Sicht auf zukünftige Bedarfe und technologische Lösungen zu diskutieren und in den Prozess einzubringen.
In der aktuellen Situation im Forschungsprojekt SHAPES sieht Sonja Grigoleit, Projektverantwortliche am Fraunhofer INT, Herausforderung und Chance zugleich: „Für das Fraunhofer INT stellt COVID-19 – wie für alle Partnerorganisationen – eine große Herausforderung dar, um die geplanten Pilot-Tests mit dieser besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppe durchzuführen. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine große Chance, flexibel und konzentriert die medizinische Versorgung der Bevölkerung auf zukünftige Pandemien vorzubereiten“
Das Fraunhofer INT bietet wissenschaftlich fundierte Analyse- und Bewertungsfähigkeit über das gesamte Spektrum technologischer Entwicklungen. Vertieft wird dieser Überblick durch eigene Fachanalysen und -prognosen auf ausgewählten Technologiegebieten und durch eigene theoretische und experimentelle Arbeiten auf dem Gebiet elektromagnetischer und nuklearer Effekte.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Sonja Grigoleit
Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT
Appelsgarten 2
53879 Euskirchen
E-Mail: sonja.grigoleit@int.fraunhofer.de
Telefon +49 2251 18-309
Fax +49 2251 18-38309
Weitere Informationen:
https://shapes2020.eu/
https://shapes2020.eu/workshop-1/ Virtueller Workshop im Mai 2020