Chancengerechtigkeit bei Kultureller Bildung fördern – Schulen als Kulturorte weiterentwickeln
Rat für Kulturelle Bildung bündelt seine Erkenntnisse in einer Handreichung für die Bildungspolitik
Schulen sind wichtige Kulturorte – aber noch nicht für alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen. Die bildungspolitische Handreichung des unabhängigen Expertengremiums Rat für Kulturelle Bildung zum „Kulturort Schule“ nimmt die allgemeine Bildungsfunktion von Schulen, ihre soziale Struktur und ihre besonderen ästhetisch-künstlerischen Aufgaben in den Blick. Der Expertenrat beleuchtet dabei, wie ein chancengerechter Zugang zu Kunst und Kultur an allgemeinbildenden Schulen für alle Kinder gewährleistet werden kann.
Udo Michallik, Generalsekretär der Kultusministerkonferenz im Grußwort zur Handreichung: „Für Schulen ist die Kulturelle Bildung ein Grundauftrag. Sie leistet unverzichtbare Beiträge zur emotionalen und sozialen und nicht zuletzt persönlichen Entwicklung. Sie wirkt integrierend, indem sie kulturelle Vielfalt erlebbar werden lässt, und sie trägt dazu bei, sozial bedingte Bildungsnachteile auszugleichen. Ihre Bedeutung im Bildungsauftrag der Schulen nimmt tendenziell eher zu als ab.“
„Die Bildungspolitik ist aufgefordert, allgemeinbildende Schulen angesichts der Corona-Krise jetzt erst recht als zentrale Kulturorte innerhalb der kommunalen Bildungslandschaft weiterzuentwickeln. In den letzten Monaten wurde deutlich, dass sich die vorhandenen Unterschiede in den Lern- und Bildungsvoraus-setzungen erheblich verstärkt haben. Der Expertenrat beobachtet dies gerade auch in Bezug auf die künstlerischen Fächer und Bereiche. Die Bildungs-gerechtigkeit ist in hohem Maße gefährdet“, so Prof. Eckart Liebau, Vorsitzender des Expertengremiums.
Das Expertengremium empfiehlt der Bildungspolitik, insbesondere in den Ländern und Kommunen, die ästhetischen Prinzipien am Kulturort Schule stärker zu berücksichtigen, strukturell und personell langfristig zu verankern und finanziell zu sichern – sie insgesamt also deutlich aufzuwerten.
Drei Empfehlungen:
Künstlerisch-ästhetisches Angebot in der Schulbildung erweitern
Um einen Zugang zu Kultureller Bildung für alle Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen, fordert der Expertenrat eine Unterrichtsgarantie für qualifizierten Kunst- und Musikunterricht mit einer zuverlässigen personellen und finanziellen Ausstattung. Zudem sollte der ästhetisch-literarische Anteil im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht erhöht werden. Theater/Darstellendes Spiel und Tanz sollte, über die allerorts zu gewährleistenden außerunterrichtlichen Angebote hinaus, auch als Unterrichtsfach in allen Schularten ausgebaut werden.
Bessere Perspektiven für den Ganztag schaffen
Zur Verbesserung der Angebotslage im Ganztagsbereich empfiehlt der Expertenrat ein von den Ländern und Kommunen getragenes Kulturbudget für Schulen. Er fordert zudem eine rechtliche und inhaltliche Aufwertung des schulischen Ganztags – weg von der vorrangigen Idee der Betreuung hin zu einem Angebot, das den Kultur- und Bildungsort Schule substanziell erweitert. Dazu sind Mindeststandards hinsichtlich der personellen, finanziellen, räumlichen und sachlichen Ausstattung zu entwickeln.
Kulturelle Bildung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung stärken
Kulturelle Bildung muss zum verpflichtenden Bestandteil der Lehrerbildung in Studium, Referendariat und Fortbildung werden, da Fähigkeiten der Wahrnehmung, des Ausdrucks, der Darstellung und der Gestaltung wesentliche professionelle Grundlagen der Lehrerarbeit und aller pädagogischen Berufe bilden. Zudem ist es erforderlich, dass es aufseiten der Schulen und Schulleitungen eine größere Kenntnis und Anerkennung von Zertifikaten gibt, mit denen die im Ganztagsbereich außerunterrichtlich tätigen Fachkräfte ihre pädagogische und didaktische Eignung nachweisen.
In der Reihe „Auf den Punkt“ erscheinen 2021 zwei weitere Publikationen zur Jugend- beziehungsweise Kulturpolitik, die politisch, jeweils bereichsbezogen, drängende Herausforderungen für die Kulturelle Bildung beleuchten.
Über den Rat für Kulturelle Bildung
Der Rat für Kulturelle Bildung ist ein unabhängiges Beratungsgremium, das sich umfassend mit der Lage und der Qualität Kultureller Bildung in Deutschland befasst. Ihm gehören elf Mitglieder an, die verschiedene Bereiche der Kulturellen Bildung repräsentieren: Tanz- und Theaterpädagogik, Musik- und Literaturvermittlung, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaften, Pädagogik, Medienpädagogik, Politische Bildung, Soziologie, Kulturelle Bildung und die Künste.
Der Rat für Kulturelle Bildung ist eine Initiative der Bertelsmann Stiftung, Deutsche Bank Stiftung, Karl Schlecht Stiftung, PwC-Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stiftung Mercator und der Stiftung Nantesbuch.
Pressebilder: Bildmaterial zum Herunterladen unter rat-kulturelle-bildung.de/newsroom.
Podcast: Der neue Podcast „Kulturelle Bildung im Gespräch“ des Vereins Rat für Kulturelle Bildung bietet eine Vertiefung und Konkretisierung von Positionen zur Kulturellen Bildung. Zur Handreichung diskutieren Ratsmitglieder mit „Critical Friends“ - Cornelia von Ilsemann, Skadi Jennicke, Aladin El-Mafaalani, Livia Patrizi und Antje Valentin. Abrufbar auf rat-kulturelle-bildung.de, auf dem YouTube-Kanal des Rates, bei Spotify u. a.
Social Media: Die Geschäftsstelle des Rates für Kulturelle Bildung @RatKuBi kommuniziert auf Twitter zur Studie unter den Hashtags #KulturortSchule, #KulturelleBildung, #RatKuBi.
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