Wie Erwachsene am Arbeitsplatz mehr über Zahngesundheit lernen können
Erste deutsche Studie der Universität Witten/Herdecke zeigt, dass betriebliche Vorsorgeprogramme der ideale Weg sind, Wissenslücken auszugleichen und die Mundgesundheit zu verbessern.
Kinder müssen Zähneputzen erst lernen, aber als Erwachsene scheinen sie ihr angeeignetes Wissen wieder zu vergessen: Um das zu verbessern haben Zahnärzte der Universität Witten/Herdecke in einer für Deutschland ersten Studie nachgewiesen, dass intensive Schulung im Rahmen eines betrieblichen Vorsorgeprogramms helfen kann: „Wir konnten zeigen, dass die Probanden weniger Zahnfleischbluten hatten, weniger Zahnbeläge aufwiesen und das Zahnfleisch auch deutlich besser am Zahn abschloss“, fasst Prof. Dr. Stefan Zimmer von der Universität Witten/Herdecke das Ergebnis zusammen. Er verantwortet die Studie und ist der Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Witten/Herdecke. Die Zahnärzte Filiz und Enis Su unterstützten ihn dabei. Die Studie ist soeben in der Fachzeitschrift „Das Gesundheitswesen“ erschienen. (Zimmer S, Su F, Su E: Pilotprojekt zur betrieblichen Prävention. Das Gesundheitswesen DOI 10.1055/a-1205-1207)
Das Forum Zahn- und Mundgesundheit Deutschland unterstützt die Studie. Die bundesweite Initiative setzt sich für den Dialog mit Partnerinnen und Partnern aus Wissenschaft, Politik, Verbänden und Wirtschaft ein. Mitglieder sind die Bundeszahnärztekammer (Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Dr. Sebastian Ziller), Mars Wrigley (Nina Wenzl) sowie Prof. Dr. Stefan Zimmer von der Universität Witten/Herdecke. Aktuelle Schirmherren des Forums sind Sabine Dittmar MdB, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion und Dietrich Monstadt MdB, Berichterstatter für die Zahnärzte, CDU/CSU-Mitglied im Ausschuss für Gesundheit. Gefördert wird das Forum vom Wrigley Oral Healthcare Program.
Zum Hintergrund:
Bei zwölfjährigen Kindern gibt es in Deutschland seit 1990 86 Prozent weniger Karies, damit steht Deutschland auf einem Spitzenplatz bei der Zahngesundheit. Leider geht diese deutliche Führung bei den Erwachsenen wieder verloren: Bei den 35 – 44-Jährigen belegte Deutschland nur Platz sechs in einem Vergleich mit 10 europäischen Ländern, den USA und Australien. „Das war für uns der Anlass nach Wegen zu suchen, wie wir das Wissen um Vorbeugung und einfache vorbeugende Maßnahmen an Erwachsene herantragen könnten. Und da war schnell klar, dass wir ein niedrigschwelliges Angebot am Arbeitsplatz testen müssen“, schildert Prof. Zimmer den Hintergrund der nun veröffentlichten Studie. Den Mitarbeitenden eines Tierfutterherstellers, also eines Betriebes mit Arbeitsplätzen in Büro und Produktion, wurde zunächst ein Lehrvideo zur Zahnpflege gezeigt. Außerdem wurde ihnen die Wirkung von zuckerfreiem Kaugummi und einer Mundspüllösung erklärt, die Fluorid und einen Wirkstoff gegen Mikroben enthielt. Diese Produkte wurden den Probanden der Studie für den Zeitraum eines Jahres zur Verfügung gestellt. Vor Beginn dieser Anwendung wurden die drei Mundhygiene-Indizes Papillen-Blutungsindex (PBI), der modifizierte Approximal-Plaque-Index (mAPI) sowie Sondierungstiefenmessungen (STM) erhoben. Von den 144 in die Pilotstudie eingeschlossenen Probanden konnten 85 nach einem Jahr nachuntersucht werden. Alle drei Indizes zeigten nach einem Jahr eine deutliche Verbesserung. Der entsprechende Summenscore verbesserte sich von 10,68 (1,93) auf 9,97 (1,60) (p<0,05). Der PBI verbesserte sich von 0,43 (0,40) auf 0,31 (0,36) (p<0,05), der mAPI von 1,54 (0,51) auf 1,35 (0,39) (p<0,01). Die STM waren von 1,83 (0,39) auf 1,56 (0,36) (p<0,001) reduziert. „Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass solche betrieblichen Vorbeugungsprogramme eine gute Wirkung erzielen“, erläutert Prof. Zimmer die Ergebnisse.
Weitere Informationen bei Prof. Dr. Stefan Zimmer, 02302-926-663, stefan.zimmer@uni-wh.de
Pressekontakt: Malte Langer, 02302/926-931, Malte.langer@uni-wh.de
Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.700 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
www.uni-wh.de / blog.uni-wh.de / #UniWH / @UniWH
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stefan Zimmer, 02302-926-663, stefan.zimmer@uni-wh.de
Originalpublikation:
DOI 10.1055/a-1205-1207