Das Forum Transregionale Studien begrüßt seine Fellows im Jahr 2020/2021
Im akademischen Jahr 2020/21 begrüßt das Forum Transregionale Studien 58 Postdoc-Wissenschaftler*innen aus über 29 Ländern, die in Berlin und an 30 anderen Orten in Europa, Nord-amerika und im Nahen Osten arbeiten. Sie befassen sich mit Fragen von Rechtsstaatlichkeit und Demo-kratie, autoritären Bewegungen und Regimen, den Folgen von Struktur- und Technologiewandel, der Verarbeitung von gesellschaftlichen Umbrüchen, von Konflikt-, Kriegs- und Vertreibungserfahrungen in den Gesellschaften Europas und des Nahen Ostens. Als Fellows erhalten sie die Möglichkeit, im Rahmen der Forschungsprogramme des Forums gemeinsam an ihren eigenen Projekten zu arbeiten und sich mit Kolleg*innen auszutauschen.
Die Fellows des Programms re:constitution – Exchange and Analysis on Democracy and the Rule of Law in Europe setzen sich mit Fragen der europäischen Verfassung(en) auseinander, mit unterschiedlichen Deutungen von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. re:constitution ist das erste dezentrale Forschungsprogramm des Forums, bei dem die Fellows an verschiedenen Orten arbeiten: Pola Cebulak, eine Juristin von der Universität Amsterdam, wird in Warschau die Rolle regionaler Gerichte für den Schutz rechtsstaatlicher Prinzipen untersuchen. Felipe Hérnandez, ein Zeithistoriker von der
Universität Paris, wird an der Universität Oxford vergleichende Perspektiven zum Aufstieg des autoritären Populismus in Südosteuropa und Lateinamerika erarbeiten. Die Politikberaterin Amélie Jacques-Apke, die bei einem Think-Tank in Paris arbeitet, untersucht in Madrid und Florenz die Reaktionen rechtspopulistischer Parteien in Spanien und Italien auf die Corona-Pandemie. Die Europarechtlerin Cristina Blasi-Casagran von der Universität Barcelona erforscht in London die Auswirkungen der Digitalisierung als Mittel der politischen Partizipation und den möglichen Folgen für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa.
Im Programm EUROPA IM NAHEN OSTEN – DER NAHE OSTEN IN EUROPA (EUME), das Verflechtungen und Grenzziehungen erforscht und Wissenschaftler*innen aus dem Nahen Osten eine Plattform für eine Neubestimmung grundlegender Fragen von Kultur, Gesellschaft und Politik bietet, fragt die palästinensische Kulturwissenschaftlerin und Autorin Zahiye Kundos danach, welche neuen Perspektiven sich aus dem vergleichenden Studium der Literatur (adab) und der Religionswissenschaften (ulum-al-din) für die Überwindung der religiös/säkularen Polarisierung ergeben. Die Historikerin Sana Tannoury-Karam befasst sich mit arabischem Internationalismus und der Ideengeschichte der libanesischen Linken zwischen 1920 und 1948. Der Medienwissenschaftler Omar al-Ghazzi von der London School of Eco-nomics untersucht in seinem Vorhaben »Geschichte(n) der Zukunft in der arabischen Welt nach 2011«, wie Geschichtsnarrative unter den Bedingungen digitaler Medien ausgehandelt werden. Die Anthropologin Banu Karaca untersucht in ihrem Projekt »Lost, Not Found? Violence, Dispossession, and the Re-Collecting of Post-Ottoman Art Histories« den Umgang mit enteigneter, fehlbestimmter oder verlorener Kunst.
Im Rahmen des Forschungsprogramms PRISMA UKRAÏNA – Research Network Eastern Europe kommen vier Nachwuchswissenschaftler*innen ans Forum, die zu Themen wie der jüdisch-polnischen Emigration nach 1945 (Magdalena Szemczyszyn) oder einem Vergleich von Ausstellungen zum Donbas-Konflikt und dem NATO-Bombardement Serbiens im Jahr 1999. Die ukrainischen Wissenschaftler Ivan Kozachenko und Bohdan Tokarsky werden als Sur-Place-Fellows an ihren Projekten zu Fragen nationaler und regionaler Identitäten in der Ukraine bzw. der modernistischen Literatur der frühen Sowjetunion forschen.
Die AKADEMIE IM EXIL, eine gemeinsame Initiative des Forums mit der Universität Duisburg-Essen und dem Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen, bietet auch im akademischen Jahr 2020/21 einen Raum, in dem gefährdete Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen ihre Arbeit fortsetzen können. 2018 ist die Freie Universität Berlin als weitere Trägereinrichtung hinzugekommen, der Adressatenkreis wurde über Forschende aus der Türkei hinaus auf andere Länder ausgeweitet, in denen massive Einschränkungen bürgerlicher und akademischer Freiheiten zu verzeichnen sind.
Seit April 2020 ist das Forum am Aufbau des Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM) beteiligt, das gemeinsam mit Partnern von sieben deutschen und tunesischen Universitäten und Forschungseinrichtungen initiiert wurde. Unter dem Leitthema »Imagining Futures – Dealing with Disparity« soll in Tunis ein Zentrum für den Austausch in den Geistes- und Sozialwissenschaften zwi-schen dem Maghreb und den angrenzenden Regionen etabliert werden. Zurzeit läuft die Ausschrei-bung für eine erste Interdisziplinäre Fellow-Gruppe zum Thema »Aesthetics and Cultural Practice«.
Die Fellows des Forums sind – je nach fachlicher Spezialisierung – an Universitäten und Forschungseinrichtungen in Berlin und anderen europäischen Städten assoziiert. Sie präsentieren und diskutieren ihre Arbeiten regelmäßig in Seminaren, Konferenzen und Workshops. Über die Wissenschaftskommunikation des Forums stehen ihnen Formate, Ressourcen und Infrastrukturen der Vernetzung, Zusammenarbeit und Publikation zur Verfügung. Auf dem »TRAFO – Blog for Transregional Research« (trafo.hypotheses.org), werden die Debatten, Ideen und Forschungsergebnisse einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Termine und weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage www.forum-transregionale-studien.de sowie der Broschüre »Programm und Fellows 2020/2021«.
Haben Sie Fragen oder Interesse an einem Gespräch mit unseren Fellows?
Kontakt:
Dr. Moritz Buchner
Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen
presse@trafo‐berlin.de
030‐89 001‐422