Klassik Stiftung restituiert Bücher aus ehemaligen SPD-Bibliotheken an Friedrich-Ebert-Stiftung
Die Klassik Stiftung Weimar restituiert 54 Bücher aus während der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmten SPD-Bibliotheken an die Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Friedrich-Ebert-Stiftung stellt die Bücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek als Dauerleihgaben zur Verfügung.
Die Klassik Stiftung Weimar restituiert 54 Bücher thüringischer SPD-Ortsvereine, deren Bibliotheken während der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmt und nach Weimar verbracht worden waren. Restitutionsempfängerin ist die vom SPD-Bundesvorstand dafür legitimierte Friedrich-Ebert-Stiftung. In Abstimmung mit der Klassik Stiftung Weimar beschloss sie, die restituierten Werke der Herzogin Anna Amalia Bibliothek als Dauerleihgaben weiterhin zur Verfügung zu stellen.
Die Klassik Stiftung hatte diese Bände im Zuge ihrer systematischen Provenienzrecherchen zu NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern ermittelt. Anhand von Besitzstempeln und handschriftlichen Eintragungen konnten sie eindeutig ehemaligen thüringischen SPD-Bibliotheken zugeordnet werden. Bereits am 26. April 1933 hatte das Thüringer Innenministerium verfügt, die sogenannten Arbeiterbibliotheken der örtlichen kommunistischen und sozialdemokratischen Vereinigungen aufzulösen. Reichsinnenminister Wilhelm Frick verbot am 22. Juni 1933 die SPD als „volks- und staatsfeindliche Organisation“; wenig später wurde per Gesetz die Einziehung des SPD-Vermögens im gesamten Deutschen Reich angeordnet. Ab 1934 überstellten Thüringer Polizeidienststellen, Kreisämter und Gemeindevertretungen Bücherbestände nach Weimar, die im Zusammenhang mit der Auflösung der SPD-Ortsvereine teils beschlagnahmt, teils in Verwahrung genommen worden waren. Die Bände wurden der Thüringischen Landesbibliothek, der größten Vorgängerinstitution der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, übergeben.
Seit 2010 überprüft die Klassik Stiftung ihre Bestände systematisch, das heißt chronologisch und bestandsübergreifend, auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter (sogenanntes NS-Raubgut). Seit 2020 werden die Recherchen über NS-verfolgungsbedingte Entziehungen hinaus auf unrechtmäßige Entziehungen in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR ausgeweitet.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Gerrit Brüning
Stellvertretender Leiter des Referats Forschung der Klassik Stiftung Weimar
gerrit.bruening@klassik-stiftung.de
T + 49 3643 545 570
Weitere Informationen:
https://www.klassik-stiftung.de/forschung/forschungsaktivitaeten/provenienzforschung/