Das Erleben der Anderen: Großer Konvent der Schader-Stiftung 2020
Der Achte Große Konvent der Schader-Stiftung tagte am 6. November 2020 in Darmstadt mit rund 170 Personen aus Wissenschaft und Praxis aus ganz Deutschland. Über das Thema „Das Erleben der Anderen“ wurde online in einer Digitalen Dependance debattiert.
Bereits Ende 2019 wurde das Thema „Das Erleben der Anderen“ festgelegt und erwies sich als richtungsweisend für dieses durch Corona geprägte Jahr 2020. Beim jährlichen Großen Konvent der Schader-Stiftung treffen sich Projektpartner und Fachleute aus den Gesellschaftswissenschaften, aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft, um die Stiftung in ihrer Arbeit zu beraten. Dieses System ist in der Stiftungslandschaft einmalig, so Stiftungsvorstand Alexander Gemeinhardt: „Wir fördern nicht nur, wir lassen unsere Partner mitreden und fragen sie, wie wir als Stiftung wirksam werden können. Deshalb ist der Konvent nicht nur eine Tagung, sondern das Herzstück unserer Arbeit – und deshalb findet er natürlich auch unter diesen erschwerten Bedingungen statt, nun eben digital.“
Gefragt wurde, wer in unserer Gesellschaft die Anderen sind wir das Andere definiert. Wann wird es problematisch, Andersartigkeit zuzuweisen und was kann ein positives Anderssein im Sinne von Vielfalt ausmachen?
Die beiden Keynote-Sprecher*innen, Elham Manea und Matthias Quent, wählten beide aktuelle Bezüge, um ihre Sicht auf „Das Erleben der Anderen“ zu zeigen und diese mit ihrer Arbeit zu verknüpfen.
Elham Manea, Politikwissenschaftlerin von der Universität Zürich erforscht unter anderem das Thema Islamismus. Im Diskurs darüber sieht sie die Gefahr der Konstruktion eines „wir gegen sie“. „Ich spreche zu Ihnen als jemand, der diese Art des Diskurses ablehnt“, sagt sie in ihrem Vortrag. Ohne Fronten zu bilden und „die Muslime“ zu verallgemeinern und gerade um dies zu verhindern, sollten reale Probleme mutig beim Namen genannt werden, plädiert sie.
Auch Mattias Quent, Gründungsdirektor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft der Amadeu Antonio Stiftung, bezieht sich auf Realitäten. Die pluralistische Realität, erklärt er, ist fragil und imperfekt. Enttäuschte Erwartungen und Ängste werden genutzt, um Menschen einzufangen. In Krisen werde das besonders deutlich. Seine Hoffnung ist es, dass wir die pandemiebedingte Krise nutzen, um in der Vielfalt gemeinsame Realitäten finden und diesen neuen gesellschaftlichen Zusammenhalt für die Lösung von Problemen etwa dem Klimawandel, der Bekämpfung von Armut oder Rassismus nutzen.
In den interaktiven Dialog-Cafés wurde auf das Konventsthema aus unterschiedlichen Perspektiven Bezug genommen: Fragen aus dem Kontext von Sicherheitspolitik, Nachhaltigkeit, dem Wissenschaftssystem oder dem Alternativen Wirtschaften spielten eine Rolle.
Einblick in die Arbeit des Großen Konvents bieten eine Kongresspublikation und eine Videodokumentation, die noch in diesem Jahr erscheinen wird. Ein während des Konvents präsentierter filmischer Prolog bietet bereits jetzt erste Perspektiven auf das Thema.
Das Jahr 2021 steht für die Schader-Stiftung unter dem Thema „Normalität als Experiment“. Dazu findet dann auch der nächste Große Konvent der Schader-Stiftung statt, der wieder den Fokus der gesellschaftswissenschaftlichen Szene auf die Wissenschaftsstadt Darmstadt richten wird.
Weitere Informationen zur diesjährigen Veranstaltung finden Sie auch unter: https://www.schader-stiftung.de/GrKo20.