Vulkanregion Vogelsberg ist neuer Nationaler Geopark in Deutschland
Die Zertifizierungskommission Nationale GeoParks der GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung hat am 3. November 2020 den Geopark Vulkanregion Vogelsberg zum 17. Nationalen GeoPark in Deutschland ernannt.
Geoparks sind Gebiete, die aufgrund ihrer Ausstattung mit geologischen Sehenswürdigkeiten in besonderem Maße dazu geeignet sind, Aspekte der Geowissenschaften der Bevölkerung zu vermitteln, d.h. den vor Ort lebenden Einwohnern wie auch all den Menschen, die als Erholungssuchende und Touristen den Raum besuchen. Dafür werden die geologischen Anlaufstellen mit Informationstafeln ausgestattet und in Geo-Pfade und Geo-Route eingebunden. Speziell gestaltete Infozentren ergänzen das Angebot. Damit dienen Geoparks neben der geowissenschaftlichen Bildung auch der Tourismusförderung und der regionalen Entwicklung. Geoparks, die das Gütesiegel „Nationaler GeoPark“ anstreben, müssen nachweisen, dass sie die dafür aufgestellten Richtlinien erfüllen; dies wird auch bei einer Befahrung durch Mitglieder der Kommission geprüft.
Der Geopark Vulkanregion Vogelsberg, nordöstlich von Frankfurt am Main gelegen, umfasst auf rund 2500 km2 das größte zusammenhängende Vulkangebiet Mitteleuropas. Angesichts der Form dieses Mittelgebirges – es hat ungefähr die Form eines großen Schildvulkans – könnte man annehmen, dass es sich beim Vogelsberg um einen großen Vulkan handelt. Dies ist aber nicht der Fall, vor 18 bis 15 Millionen Jahren gab es mehrere Hundert Vulkanausbrüche, die ein damals subtropisch geprägtes Flachland mit Lavaströmen, Schlacken- und Aschendecken überzog, die heute in komplexer Weise neben- und übereinanderliegen. Das wichtigste Vulkangestein dabei ist der Basalt. Die Gesteins-aufschlüsse, ehemalige und aktive Steinbrüche, Bergwerke sowie weitere Geotope (markante Felsen, Quellen, besondere Landschaftsformen u.ä.) werden im Geopark dazu herangezogen, die Entstehung der Landschaft und die Gestalt der Erdoberfläche zu erklären. Unterstützt wird die Geo- und Umweltbildung im Geopark Vulkanregion Vogelsberg durch das zentrale Infozentrum "Vulkaneum" in Schotten und verschiedene weitere Anlaufstellen. Thematisiert wird auch die Bedeutung der Gesteine als Rohstoffe; seit Jahrhunderten werden Basalt und andere mineralische Rohstoffe im Vogelsberg abgebaut und als Baumaterial oder Straßenschotter verkauft. Aus einigen markanten Geotopen, zum Beispiel aufgelassenen Steinbrüchen, sind darüber hinaus auch besondere Biotope entstanden, die heute als sehenswerte Ausflugs- und Wanderziele Erholung und Naturerleben miteinander verbinden und Gelegenheit bieten, geologische und andere naturkundliche Kenntnisse zu erwerben und zu erweitern. Im Vogelsberg ist dies eingebettet in eine vielgestaltige Mittelgebirgslandschaft aus Wald und offenem Land mit Äckern, Wiesen und Weiden.
Das Etikett „Nationaler GeoPark“ wurde im Jahr 2002 aus der Taufe gehoben. Damals beauftragte der Bund-Länder-Ausschuss Bodenforschung (kurz: BLA-GEO), der in Deutschland Fragen der Geologie und benachbarter Bereiche zwischen Bund und Ländern erörtert, die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung mit der Zertifizierung von Geoparks. Die „Familie“ der deutschen Geoparks hat sich seitdem ständig vergrößert, auf mittlerweile 17, und aktuell wird jährlich ein neuer nationaler Geopark zertifiziert. Deutschlands Geoparks liegen im Wesentlichen im Bereich der Mittelgebirge, zwischen Teutoburger Wald (mit dem Geopark TERRA.vita) im Norden und Schwäbischer Alb im Süden bzw. zwischen Eifel im Westen und Oberpfälzer Wald (mit dem Geopark Bayern-Böhmen) im Osten, wie die beigefügte Karte zeigt.
Geoparks gibt es auch weltweit, ebenfalls schon seit rund 20 Jahren. Seit 2015 sind sie als „UNESCO Global Geoparks“ Teil eines geowissenschaftlichen Programms der UNESCO. Nationale GeoParks können sich bei der UNESCO um diesen Titel bewerben. Von den 17 Nationalen Geoparks in Deutschland haben sechs diese Anerkennung erlangt; zwei weitere stehen im Aufnahmeverfahren: Inselsberg-Drei Gleichen in Thüringen und das Nördlinger Ries (Bayern und Baden-Württemberg), die gegenwärtig wegen der Corona-Pandemie auf ihre weitere Behandlung durch die Gremien der UNESCO warten müssen.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Christof Ellger, Tel. 0178-4151135