Zusammenarbeit zwischen LCSB und SciCrunch, zur Förderung der Reproduzierbarkeit der Forschung
Luxemburg, 3. Dezember 2020 - Im Rahmen einer umfassenden Initiative zur Gewährleistung der Forschungsqualität und Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse arbeitet das Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) der Universität Luxemburg mit SciCrunch Inc. zusammen. Das LCSB wird eines der ersten akademischen Institute sein, die SciScore – ein automatisiertes Validierungswerkzeug für wissenschaftliche Artikel – als Teil ihrer internen Qualitätskontrolle einsetzen. Es wird dazu beitragen, die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der von LCSB-Forschern verfassten Veröffentlichungen weiter zu verbessern.
Die wissenschaftliche Forschung steht vor immer neuen Herausforderungen, die die zunehmende Datenmenge, Komplexität neuer Methoden und ein schnelles Tempo der modernen Wissenschaft mit sich bringen. Dabei ist es nach wie vor von entscheidender Bedeutung, dass Experimente wiederholt und Ergebnisse validiert werden können. In den letzten Jahren hat die wissenschaftliche Gemeinschaft allgemein anerkannt, dass das Problem einer unzureichenden Reproduzierbarkeit angegangen werden muss, um das Vertrauen in die veröffentlichte Literatur zu gewährleisten und wertvolle Ressourcen bestmöglich zu nutzen.
Schon früh erkannte das LCSB die Reproduzierbarkeit als ein sehr wichtiges Thema und beschloss, dies durch Maßnahmen zur Förderung der Forschungsqualität zu adressieren. Zusammengefasst in der Initiative „Responsible and Reproducible Research“ (R3, auf deutsch: verantwortungsvolle und reproduzierbare Forschung) integrieren sie hochmoderne IT-Infrastrukturen, DSGVO-konforme Datenprozesse und Methoden zur Entwicklung hochwertiger wissenschaftlicher Computercodes. „Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf einen standardisierten Arbeitsablauf für den Publikationsprozess gelegt, der nun durch die Entwicklung einer Prüfung bereits vor der Veröffentlichung der Artikel ergänzt wird“, erläutert Dr. Christophe Trefois, Leiter des R3-Teams.
Dadurch wird die Einhaltung der neuesten Standards und höchster Qualität aller am LCSB verfassten Manuskripte intern überwacht. Es handelt sich hierbei um eine Reihe von Überprüfungen, die sich mit Themen wie Plagiat, Datenschutz und Qualität des Quellencodes befassen. SciScore wird durch seine Sorgfältigkeitsprüfung eine der Hauptkomponenten sein.
„Ein Teil der jüngsten Forschung ist aufgrund von Fehlern im Referenzmaterial, unzuverlässiger Quellenangaben und ähnlichen Problemen nicht reproduzierbar“, erklärt Anita Bandrowski, Gründerin und CEO von SciCrunch, dem Unternehmen hinter SciScore. „Unsere Lösung hilft, diese Probleme zu erkennen, bevor wissenschaftliche Artikel dauerhaft gespeichert werden.“
Dieses automatisierte Validierungswerkzeug überprüft gängige Kriterien und Forschungsressourcen in Manuskripten. SciScore durchsucht den Methodenabschnitt eines Artikels mithilfe von Text Mining-Techniken und erkennt so, ob die Autoren Probleme wie beispielsweise Verzerrung, Stichprobengröße, Verblindung und Randomisierung ansprechen. Außerdem werden Sätze analysiert, in denen Forschungsressourcen wie Antikörper, Zelllinien, Organismen und Software erwähnt werden. Dabei wird überprüft, wie eindeutig identifizierbar jede dieser Ressourcen ist. SciScore führt diese kritische Validierung in ungefähr einer Minute durch, berechnet den Prozentsatz der erfüllten Kriterien und erstellt einen Bericht, der helfen kann, die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit des Manuskripts zu verbessern.
„Als integraler Bestandteil der Qualitätskontrolle wird SciScore den LCSB-Autoren dabei helfen, sicherzustellen, dass ihre Manuskripte besser für die Begutachtung durch Fachkollegen vorbereitet sind“, sagt Dr. Trefois. Zunächst wird damit eine Datenbank aller am LCSB veröffentlichten Artikel überprüft, um einen guten Einblick in die Reproduzierbarkeit und Transparenz früherer Forschungsarbeiten zu erhalten. „Mit der zukünftigen Überprüfung von Artikeln bereits vor der Veröffentlichung, können unsere Wissenschaftler dann zusätzlich ihre neuen Manuskripte schnell und genau bewerten.“ Dies zeigt den Autoren, wann oder ob eventuell etwas übersehen oder ausgelassen wurde. Dieses unmittelbare Feedback ermöglicht es ihnen, sowohl eine gute Praxis für das Schreiben des Methodenabschnitts zu erlangen als auch die relevanten Änderungen direkt umzusetzen.
„Die meisten Interessensgruppen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft haben das Problem der Reproduzierbarkeit anerkannt, und viele akademische Institutionen entwickeln derzeit Strategien, um dieses Problem anzugehen. Allerdings sind praktische Lösungen noch nicht weit verbreitet“, erläutert Prof. Rudi Balling, Direktor des LCSB. „Wir haben diesem Thema am LCSB Priorität gegeben. Wir freuen uns sehr, das erste Forschungszentrum zu sein, das SciScore in seine Toolbox aufgenommen hat, um Qualität, Transparenz und Reproduzierbarkeit der Wissenschaft zu fördern.“
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Kontakt: Laura Bianchi, T. (+352) 46 66 44 9451, E. laura.bianchi@uni.lu.
Über die Universität Luxemburg
Die Universität Luxemburg ist eine internationale Forschungsuniversität mit einem ausgeprägten mehrsprachigen und interdisziplinären Charakter. Die Universität wurde 2003 gegründet und zählt mehr als 6.700 Studierende und mehr als 2.000 Mitarbeitende aus der ganzen Welt. Die Fakultäten und interdisziplinären Zentren der Universität konzentrieren sich auf Forschung in den Bereichen Informatik und IKT-Sicherheit, Materialwissenschaften, europäisches und internationales Recht, Finanzen und Finanzinnovation, Bildung, digitale und zeitgenössische Geschichte. Darüber hinaus konzentriert sich die Universität auf interdisziplinäre Forschung in den Bereichen Datenmodellierung und Simulation sowie Gesundheit und Systembiomedizin. Times Higher Education platziert die Universität Luxemburg in der Kategorie "internationalen Ausrichtung" weltweit auf Platz 3, im Young University Ranking 2019 auf Platz 12 und unter den insgesamt Top 250 Universitäten weltweit.
Über das LCSB
Das LCSB ist ein interdisziplinäres Forschungszentrum an der Universität Luxemburg. Es beschleunigt die biomedizinische Forschung, indem es die Verbindung zwischen Systembiologie und medizinischer Forschung schließt. Die Zusammenarbeit zwischen Biologen, Medizinern und Informatikern, Physikern, Ingenieuren sowie Mathematikern bietet neue Einblicke in komplexe Systeme wie Zellen, Organe und Organismen. Diese Erkenntnisse sind wichtig, um die wichtigsten Mechanismen der Pathogenese von Krankheiten zu verstehen und neue Instrumente in der Diagnostik und Therapie zu entwickeln.
Neurodegenerative Erkrankungen wie die Parkinson-Krankheit und die Beschreibung von Krankheiten als Netzwerke stehen im Mittelpunkt der LCSB-Forschung. Das Zentrum hat strategische Partnerschaften mit führenden biomedizinischen Labors weltweit und mit wichtigen biologischen und medizinischen Forschungsinstituten in Luxemburg geschlossen. Das LCSB fördert die Zusammenarbeit mit Industriepartnern und hat mehrere Spin-offs gegründet, um die Umsetzung grundlegender Forschungsergebnisse in klinische Anwendungen zu beschleunigen.
Über SciCrunch Inc.
SciCrunch Inc. mit Sitz in San Diego, Kalifornien, wurde mit dem Ziel gegründet, die wissenschaftliche Reproduzierbarkeit zu verbessern. Unsere Mission ist es, die wissenschaftliche Literatur durch die Entwicklung von Tools und Diensten zur Bereitstellung von RRIDs (Research Resource Identifiers) zu verbessern. Zunächst wurde SciCrunch gegründet, um speziell auf die langfristige Nachhaltigkeit von Technologien und Datenbeständen einzugehen, die im Rahmen des Neuroscience Information Framework (NIF) und des NIDDK Information Network (dkNET) entwickelt wurden. Aus diesem Grund setzen wir uns ständig dafür ein, dass Daten offen und frei nutzbar bleiben, um für eine nachhaltigere Zukunft zu sorgen.
SciCrunch Inc. wurde im Dezember 2015 von Dr. Bandrowski und Martone gegründet. Nach über 50 Jahren in der Branche erkannten sie die Notwendigkeit eines Unternehmens, das nicht nur die Vor- und Nachteile des Forschungslebenszyklus kennt, sondern auch das Gesamtbild mit Schwerpunkt auf wissenschaftlicher Reproduzierbarkeit betrachtet. Zusammen haben sie Dutzende von Teams in einer Vielzahl von Projekten begleitet und geleitet, darunter Force11 und die Resource Identification Initiative, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die wissenschaftliche Forschung wiederherzustellen.
https://www.scicrunch.com
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
laura.bianchi@uni.lu
Weitere Informationen:
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