VDMA: Sinkende Zahl an Erstsemestern in den Ingenieurwissenschaften ist Grund zur Sorge
Die Corona-Pandemie sorgt auch für eine sinkende Zahl an Studienanfängerinnen und -anfängern in den Fächern Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. Technische Studiengänge mit traditionell hohem Anteil an ausländischen Studierenden sind vom Rückgang besonders hart getroffen. Dabei sind die mittel- bis langfristigen Berufsaussichten für Ingenieurinnen und Ingenieure weiterhin gut.
Corona verunsichert auch die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure: Die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger im Maschinenbau und in der Elektrotechnik ist im laufenden Jahr laut Statistischem Bundesamt erneut gesunken. Im Maschinenbau begannen 9,6 Prozent weniger junge Menschen ein Studium, in der Elektrotechnik war es sogar ein Rückgang um 14,5 Prozent. Nachdem die Informatik in den vergangenen Jahren stark steigende Studierendenzahlen verzeichnet hat, war auch hier – erstmals seit 2012 – ein Rückgang an Studienanfängerinnen und
-anfängern um 4,8 Prozent zu verzeichnen.
Durch die konjunkturelle Lage hat sich die Nachfrage nach Ingenieurinnen und Ingenieuren am Arbeitsmarkt aktuell abgeflacht. Dennoch weist Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA, auf den mittel- bis langfristig großen Bedarf an gut ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieuren im Maschinen- und Anlagenbau hin. „Die Entwicklung der Studienanfängerzahlen bereitet uns große Sorgen. Denn der Maschinen- und Anlagenbau braucht kreative Ingenieurinnen und Ingenieure, um seine internationale Spitzenstellung behaupten zu können. Ein Studium der Ingenieurwissenschaften bietet nach wie vor gute Karriereperspektiven“, erläutert er. Insbesondere große wirtschaftliche Herausforderungen wie die Digitalisierung oder die Dekarbonisierung machten den Maschinen- und Anlagenbau auch in den nächsten Jahren für den Ingenieurnachwuchs attraktiv. Die Branche ist nicht nur größter industrieller Arbeitgeber in Deutschland, sondern mit 200.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren auch wichtigster Innovationsmotor und besitzt mit Produktionstechnologien die Fähigkeit, aus Wissen Zukunft zu produzieren.
Starker Einfluss der Corona-Pandemie
Über alle Studienfächer hinweg ist zum dritten Mal in Folge die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger gesunken, in diesem Jahr um 4 Prozent. Gründe hierfür sind vor allem der demografisch bedingte Rückgang der Schülerzahlen sowie die Wiedereinführung der neunjährigen Gymnasialzüge (G9) in einigen Bundesländern.
Die Studiengänge der Informatik, des Maschinenbaus und der Elektrotechnik sind überdurchschnittlich stark vom Rückgang der Erstsemester betroffen. Ein Grund für den starken Rückgang zum Beispiel in der Elektrotechnik ist sicherlich die Corona-Pandemie. Denn die Ingenieurwissenschaften haben traditionell einen hohen Anteil an ausländischen Studierenden: Im Wintersemester 2019/2020 waren es 28 Prozent. “Es ist daher anzunehmen, dass ein Großteil der ausländischen jungen Menschen ihre Pläne aufgeschoben oder aufgegeben haben, in Deutschland zu studieren”, sagt Rauen.
Mittel- und langfristig hoher Bedarf an Ingenieurinnen und Ingenieuren
„Viele Babyboomer gehen in den nächsten Jahren in Rente, weshalb wir neben dem Zusatzbedarf auch von einem hohen Ersatzbedarf an Ingenieurinnen und Ingenieuren ausgehen“, ergänzt er. Deshalb sei es wichtig, junge Menschen frühzeitig für technische Studiengänge und die faszinierenden Berufswelten im Maschinenbau zu begeistern. „Wir brauchen in den Schulen ein verpflichtendes Schulfach Technik und eine frühzeitige und gute Berufsorientierung,“ fordert der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer.
Haben Sie noch Fragen? Dr. Franziska Šeimys, Referentin für Bildungspolitik,
Telefon 069 6603 1787, franziska.seimys@vdma.org, beantwortet sie gerne.
Der VDMA vertritt rund 3300 deutsche und europäische Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Industrie steht für Innovation, Exportorientierung, Mittelstand und beschäftigt rund vier Millionen Menschen in Europa, davon mehr als eine Million allein in Deutschland.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Franziska Seimys
Originalpublikation:
https://bildung.vdma.org/viewer/-/v2article/render/57807719