Kompetenznetz Public Health zu COVID-19 fordert rasche und gezielte Öffentlichkeitskampagne zur SARS-CoV-2-Impfung
Die zweite Welle der Pandemie ist härter als gehofft, ein Ende noch nicht absehbar. Ein wichtiger Schritt hin zur Normalität ist eine möglichst rasche und breite Impfung. Deren Nutzen hängt davon ab, dass sich eine ausreichende Zahl an Menschen impfen lässt. Die aktuelle Situation ist gleichzeitig stark von Verunsicherung geprägt. Eine sachgerechte Impf-Kommunikation stellt eine inhaltliche wie strategische Herausforderung dar. Wie das wissenschaftsbasiert gelingen kann, haben Wissenschaftler:innen des Kompetenznetzes Public Health zu COVID-19 zusammengefasst. Sie fordern von der Bundesregierung die rasche Umsetzung einer zielgruppenorientierten Impfkampagne.
„Die Aufgabe der Kommunikation zur SARS-CoV-2-Impfung besteht zuallererst darin, Bürger:innen informierte Entscheidungen zu ermöglichen“, sagt Corinna Schaefer vom Deutschen Netzwerk Gesundheitskompetenz, Mitglied des Kompetenznetz Public Health zu COVID-19. Informationen, die eine größtmögliche Transparenz über das aktuelle Wissen sowie dessen Grenzen wahren, können ein hohes Vertrauen in die Impfung herstellen. Die beteiligten öffentlichen Einrichtungen sollten sich rasch zu einer noch umfassenderen Informationsstrategie zusammenschließen, um vermeintliche Widersprüche möglichst gering zu halten. „Es ist von zentraler Bedeutung, die Kommunikation zu einer Impfstrategie gemäß wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gestalten, die bereits bei anderen Impfstrategien genutzt und wissenschaftlich untersucht wurden“, ergänzt Prof. Martin Härter, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie und Mitglied des Kompetenznetz Public Health zu COVID-19.
Evidenzbasierte Informationen sollten prägnant, bedarfs- und adressatengerecht, angepasst an unterschiedliche Gesundheits- und Sprachkompetenzen, bereitgestellt werden. Erkenntnisse über spezifische Informationsbedürfnisse und -gewohnheiten vulnerabler Gruppen sollten bei der Kampagnenentwicklung besonders berücksichtigt werden. Beispielsweise haben sich Faktenboxen zur Nutzen-Schaden-Abwägung in Bezug auf medizinische Entscheidungen bewährt und sollten eingesetzt werden, um die zentralen Informationen zur Impfung verständlich darzustellen. Schließlich kann eine Impfkampagne auf die prinzipiell hohe Bereitschaft in der Mehrheit der Bevölkerung hinweisen. Diese soziale Norm steht im Gegensatz zum oftmals fälschlich wahrgenommenen Mehrheitsverhalten.
Forderungen
Folgende Schritte fordert das Kompetenznetz Public Health zu COVID-19 von den politisch Verantwortlichen:
• Das Bundesministerium für Gesundheit und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sollten eine breite bedarfs- und adressatengerechte Impfkampagne starten.
• Das mehrheitliche Impfverhalten in der Bevölkerung sollte für positive Botschaften genutzt werden.
• Für die Kommunikation zur SARS-CoV-2-Impfung sollte auf evidenzbasierte Gesundheitsinformationen gesetzt und diese sollten verständlich dargestellt werden.
• Faktenboxen sollten eingesetzt werden, um die zentralen Informationen zur Impfung einfach zu vermitteln.
• Digitale Kommunikationskanäle und soziale Medien sollten in der Impfstrategie genutzt werden, um Informationen personalisiert und interaktiv bereitzustellen.
• Auch analoge Zugänge (Briefe, Postwurfsendungen) und gezielte persönliche Ansprachen durch Gesundheitsberufe sollten zur Kommunikation eingesetzt werden.
Weitere Informationen:
https://www.public-health-covid19.de/images/2020/Ergebnisse/Policy_Brief_Impfkommu-nikation_V3_FINAL.pdf Policy Brief zur Impfkommunikation
https://www.public-health-covid19.de/images/2021/Ergebnisse/Kommunikation_Imp-fung_18_01_2021_final_Haerter.pdf Handreichung und Empfehlungen zur Impfkommunikation