20 Jahre Psychosomatische Medizin am Uniklinikum Regensburg
Am 1. März 2001 erhielt Professor Dr. Thomas Loew die erste Professur für Psychosomatische Medizin am Universitätsklinikum Regensburg (UKR). 20 Jahre später blickt seine Abteilung auf erfolgreiche Arbeit und Meilensteine zurück.
Herzrhythmus-Störungen, Kopfweh oder Magen-Darm-Probleme – trotz eindeutiger Symptome und gründlicher Untersuchungen kann für diese Krankheitsbilder manchmal keine Ursache gefunden werden. In diesen Fällen liegt der Auslöser meist tiefer, denn Betroffene bilden sich die Symptome nicht ein. Sie gehen von Arzt zu Arzt – jedoch ohne Diagnose. An diesem Punkt setzt die Psychosomatische Medizin an. Bei der Diagnostik und Therapie hat sie stets einen ganzheitlichen Blick auf den Patienten und analysiert neben körperlichen Faktoren auch psychische und soziale Einflüsse. Auch die individuelle Lebensgeschichte des Patienten rückt in den Fokus.
Um Krankheitsbilder ohne eindeutige organische Ursache zu behandeln, hat sich die Abteilung für Psychosomatische Medizin des UKR unter Leitung von Professor Dr. Thomas Loew seit ihrer Gründung im Jahr 2001 breit aufgestellt und kontinuierlich weiterentwickelt. „Die Etablierung der Psychosomatik als eigenständige medizinische Fachdisziplin führte dazu, dass viele Patienten nach längeren Leidenswegen eine zusätzliche Option auf Unterstützung fanden. So konnten meine Mitarbeiter und ich in den letzten 20 Jahren zahlreiche Patienten erfolgreich behandeln und viele wissenschaftliche Projekte realisieren. Gerade hier im UKR haben wir eine optimale Umgebung für dieses Tätigkeitsgebiet, da Forschung und Lehre eng mit der Patientenversorgung verknüpft sind und neue Erkenntnisse so direkt in die Behandlung einfließen“, zeigt sich Professor Thomas Loew zufrieden mit der stetigen positiven Entwicklung seiner Abteilung.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist essenziell
Die Abteilung für Psychosomatische Medizin behandelt im Schnitt 1.400 Patientenfälle pro Jahr. Fast die Hälfte davon sind Patienten anderer Fachdisziplinen des UKR – angefangen bei der Augenheilkunde über die Unfallchirurgie bis hin zum Zentrum für Seltene Erkrankungen Regensburg. Patienten kommen oft mit verschiedenen Beschwerden ins Klinikum. Unter Einbezug von Experten aus der Psychosomatik wird untersucht, welche Symptome sich auf körperliche Ursachen zurückführen lassen und welche psychischer Natur sind. Erst dann kann die Diagnose gestellt und die passende Therapie begonnen werden.
Spezialisierung auf Menschen mit schweren oder chronischen körperlichen Krankheiten
Der Schwerpunkt der Psychosomatik am UKR liegt auf Patienten, die an schweren oder chronischen körperlichen Erkrankungen leiden und zusätzlich massive Probleme bei der Krankheitsbewältigung haben – beispielsweise Menschen mit Asthma bronchiale oder schrittmacherpflichtigen Herzerkrankungen, Patienten mit schwer einstellbarem Diabetes mellitus Typ I oder extremer Adipositas sowie Patienten aus der Transplantationsmedizin oder der Onkologie. Auch in der Behandlung von Traumaopfern und Menschen mit psychischen Beschwerden wie Angst oder Depression in Zusammenhang mit einer körperlichen Erkrankung ist die Abteilung renommiert. „Ich schätze mich sehr glücklich, mit Professor Dr. Thomas Loew einen so hoch anerkannten Fachexperten im Team zu haben. Durch ihn ist die Psychosomatische Medizin zu einem wertvollen Bestandteil der medizinischen Versorgung in der Region und über die Grenzen Ostbayerns hinaus geworden“, würdigt Professor Dr. Oliver Kölbl, Ärztlicher Direktor des UKR, den jahrelangen Einsatz des Mediziners.
Die psychosomatische Station des UKR mit internistischer Ausrichtung ist räumlich in der Klinik Donaustauf angesiedelt. Bereits seit 2006 besteht eine intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den beiden Standorten, wodurch auch pneumologischen Patienten in Donaustauf ein erweitertes psychosomatisches Behandlungsspektrum angeboten werden kann.
Die Beziehung zwischen Patient und Arzt im Zentrum der Therapie
Für Professor Dr. Thomas Loew stellt die Arzt-Patient-Beziehung einen zentralen Erfolgsfaktor bei der Behandlung dar. Gespräche, in die auch Partner und Familie einbezogen werden, geben Einblicke in psychosomatische Zusammenhänge und setzen beim Patienten Selbstheilungskräfte in Bewegung, welche die Heilung positiv beeinflussen. Die tiefenpsychologisch fundierten und verhaltenstherapeutischen Behandlungen finden bevorzugt in Gruppen, aber auch einzeln statt. Ergänzt werden sie um Gestaltungs-, Entspannungs-, Musik- oder Bewegungsangebote in der seit fünf Jahren bestehenden UKR-Ambulanz in der Klinik Donaustauf unter der Trägerschaft der DRV Bayern Süd. Wohn- und arbeitsplatznahe Therapiekonzepte ermöglichen den Patienten eine schrittweise Wiedereingliederung in den Alltag.
Regensburger Psychosomatik digital
Auch im digitalen Bereich ist die Abteilung vertreten. So kam von Beginn an das „Tablet am Krankenbett“ für die psychologische Diagnostik zum Einsatz. Zudem leitet die Abteilung für Psychosomatische Medizin die wissenschaftliche Betreuung im Rahmen der Qualitätssicherung vieler psychosomatischer Kliniken in Bayern. Im Internet haben die Mediziner über viele Jahre hinweg eine Essstörungsplattform mit mehr als 25.000 Usern bei Forschungsfragen begleitet. Aktuell laufen App-basierte Projekte zur Stressbewältigung von Kindern und Jugendlichen sowie in der Adipositas-Therapie.
Zehn Jahre Angewandte Bewusstseinswissenschaften
Professor Dr. Thilo Hinterberger feiert zeitgleich das zehnjährige Bestehen seines in Deutschland einmaligen Forschungsbereiches „Angewandte Bewusstseinswissenschaften“, der zentraler Bestandteil der Regensburger Psychosomatik ist. Er beschäftigt sich mit der Grundlagenforschung in der Psychotherapie, den Angewandten Neurowissenschaften und der Integration psychotherapeutischer Techniken in den nicht-klinischen Alltag wie Meditation und Entspannungsmethoden.
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