Städtetourismus in Zeiten von Covid-19 – Fachhochschule Westküste legt Studie vor
Städte waren in den letzten Jahren einer der Wachstumstreiber des Deutschlandtourismus. Welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf den Städtetourismus hat und welche Perspektiven für ihn bestehen, hat das Deutsche Institut für Tourismusforschung (DITF) der FH Westküste untersucht.
Die Covid-19-Pandemie hat dem Boom, den Städtereisen in der Vergangenheit erfahren haben, ein jähes Ende gesetzt – zumindest vorerst. Nachdem die Städte lange vor allem dadurch gefordert waren, Fragen zu Overtourism und Besucherlenkung zu beantworten, stehen nun andere Herausforderungen im Fokus:
Wie bleiben Städte als Reiseziel attraktiv? Ändern sich die Ansprüche von Städtereisenden? Müssen sich Städte auf neue Zielgruppen einstellen? Und planen die Deutschen derzeit überhaupt Städtereisen? Diese und weitere Aspekte hat das DITF der FH Westküste in einer repräsentativen Befragung erhoben.
„Der Städtetourismus verändert sich spürbar.“ fasst Julian Reif, Projektleiter der Studie, zusammen. „Die Städte werden zukünftig neuen Bedarfen begegnen und die potentiellen Reisenden mit zusätzlichen Argumenten überzeugen müssen.“
So zeigt die Studie beispielsweise, dass sich die Anforderungen an das Reiseziel verändern werden: 74% der Befragten, die eine Städtereise planen, gaben an, zukünftig besonders auf eine hygienisch-einwandfreie Unterkunft zu achten. Auch die Einhaltung von Abstandsregeln (71%) sowie die Beachtung von Sicherheitsmaßnahmen und die geltenden Stornierungsbedingungen (jeweils 69%) zeigen, worauf der Fokus bei den geplanten Städtereisen gelegt wurde. Eine ehrliche Kommunikation von Seiten der Unterkunft (67%) bzw. des Reiseziels (64%) spielt zudem eine wichtige Rolle.
„Spannend ist darüber hinaus, dass sich die Interessen und darüber auch die geplanten Aktivitäten der Reisenden verändern“, sagt Julian Reif. „Eventbezogene Anreize wie Konzerte, Weihnachtsmärkte oder Theateraufführungen verlieren momentan in den Planungen an Bedeutung und insbesondere das Shopping verzeichnet massive Verluste bei den Gründen, eine Städtereise zu unternehmen.“ Durch die Pandemie gestiegen sind dagegen die „Aufenthalte in Parks und Gärten“ (+17%) sowie die „Ausflüge ins Umland der Städte“ (+11%).
Prof. Eisenstein, Direktor des DITF, macht zusammenfassend deutlich: „Der Städtetourismus wird sich erholen, jedoch sind die Anbieter gefragt, sich den neuen Bedarfen der Reisenden anzupassen, um weiterhin erfolgreich zu sein. Insofern wird die Pandemie zwar dauerhafte Nachwirkungen haben, die jedoch die grundlegende Attraktivität von Städtereisen nicht gefährden. Immerhin 75% der Befragten planen, solche Reisen durchzuführen, wenn sie wieder ohne Reiseeinschränkungen möglich sind.“
Die Untersuchung des DITF wurde im Rahmen des auftragsunabhängigen Forschungsprojekts „Deutscher Städtereisenmonitor“ in Zusammenarbeit mit der Marketingorganisation „Magic Cities Germany e.V.“ durchgeführt. Die Ergebnisse sollen Verantwortlichen in Städten dabei helfen, einen nachhaltigen Städtetourismus in Zeiten von Corona und darüber hinaus zu managen und liegen in einer Zusammenfassung auf der Website des DITF vor. (https://www.ditf-fhw.de/aktuelles/detail/veroeffentlichung-staedtetourismus-in-zeiten-von-covid-19-erste-ergebnisse-deutscher-staedtereisemonitor-dest). Die erhobenen Daten sind repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung in Privathaushalten in Deutschland (16-75 Jahre) in den Quotenmerkmalen Alter, Herkunft und Geschlecht. Eine Wiederholung der Studie im Sommer 2021 ist geplant.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dipl.-Kffr. (FH) Sylvia Müller, M.A.
Email: s.mueller@ditf-fhw.de
Website: www.ditf-fhw.de
Originalpublikation:
https://www.ditf-fhw.de/aktuelles/detail/veroeffentlichung-staedtetourismus-in-zeiten-von-covid-19-erste-ergebnisse-deutscher-staedtereisemonitor-dest