Datenökonomie: Datengetriebene Geschäftsmodelle werden immer wichtiger
Die Technologiestiftung Berlin stellt neue Studie zur Datenökonomie vor. Die Studie zeigt den Stand der datengetriebenen Ökonomie in Berlin und Deutschland einschließlich einer SWOT-Analyse und zeigt konkrete Handlungsoptionen für Wirtschaft, Politik und Verwaltung auf.
Selbstfahrende Autos, bildgebende Medizingeräte, intelligente Stromzähler: Wie gut ein Produkt ist, entscheidet sich immer stärker daran, wie schnell und effektiv es Daten verarbeiten kann. Das ist eine große Herausforderung für traditionelle kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihr Know-how meist seit Jahrzehnten entwickelt haben und nun zusätzlich Datenkompetenz aufbauen müssen. Sie gehen das Thema nur zögernd an, auch in Berlin. Dabei bietet die Stadt grundsätzlich ein sehr gutes Umfeld für die Entwicklung. Die Technologiestiftung Berlin legt jetzt eine Studie vor, die zeigt, wo die Chancen für die KMU liegen, was sie tun sollten und welche Rahmenbedingungen sie bei der Entwicklung unterstützen können. Die Studie wurde von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gefördert.
Ramona Pop, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Daten sind Kernbestandteil der Digitalisierung und können von verschiedenen Akteur*innen für unterschiedliche Zwecke genutzt und geteilt werden. Rund 84 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland sind digitale Einsteiger. Sie erheben zwar Daten, werten sie aber kaum aus. Dabei liegen hier große Potenziale. Wir bieten den Unternehmen in Berlin mehr qualifizierte Arbeitskräfte als andere Standorte und mit unseren exzellenten Forschungseinrichtungen die Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Diese Stärken wollen wir weiter ausbauen.“
Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin: „Daten an sich sind kein Wert. Erst durch die Auswertung und Verknüpfung entstehen neue Chancen und Möglichkeiten, beispielsweise Produktionsprozesse zu optimieren und innovative Produkte zu entwickeln. Doch Unternehmen, die jahrelang analog erfolgreich waren, fällt es aber oft schwer, datengetrieben zu denken und digitale Disruption anzunehmen. Oft fehlt auch das Know-how. Deshalb haben beispielsweise nur zwei Prozent der Unternehmen bereits Datenstrategien. Das muss sich ändern.“
2007 wurde eines der zehn größten Unternehmen der Welt als Technologieunternehmen bezeichnet, 2018 waren es sieben. Solche Zahlen geben einen Eindruck von den Umbrüchen, der letzten Jahre. Dabei ist ein Ende der Entwicklung nicht in Sicht. Während die großen amerikanischen Konzerne mit ihren Plattformen den Consumer-Bereich bereits weitgehend abdecken, werden die Strukturen im industriellen Bereich gerade errichtet. Hier liegen die Chancen für die europäische Wirtschaft, wenn die EU endlich die notwendige Infrastruktur und Sicherheit schafft. Insbesondere wird eine europäische Cloud benötigt, da datengetriebene Prozesse wegen der anfallenden Datenmengen nicht mehr auf firmeneigenen Servern betrieben werden können. Sollte diese Voraussetzung nicht erfüllt werden, können die europäischen Unternehmen keine technische Datensouveränität erreichen und bleiben abhängig von nicht-europäischen Anbietern, was die Entwicklung langfristig gefährdet.
Deutschland liegt im europäischen Vergleich mit vorne, wenn es um Produktweiterentwicklungen wie die Einbindung von Sensoren oder die Kommunikation mit den Kunden geht. Doch Bereiche wie Analytics, Machine Learning und Künstliche Intelligenz, in denen die Daten in den Mittelpunkt rücken und die als Innovationstreiber die weitere Entwicklung bestimmen, sind erst unterdurchschnittlich entwickelt.
In Berlin ist die Situation etwas fortgeschrittener, was vor allem an den jungen Startups liegt, die insbesondere in den Bereichen Health, FinTech, Robotics und E-Commerce bereits sehr erfolgreich sind. Auch ist hier das Angebot an Daten überdurchschnittlich gut: Berlin verfolgt eine Open Data-Strategie und stellt viele Daten zum öffentlichen Leben offen, große Unternehmen teilen bereits Daten und ermöglichen so neue Entwicklungen. Insgesamt ist das Innovationsklima der Stadt mit seiner exzellenten Forschung, den Acceleratoren und Inkubatoren für die weitere Entwicklung sehr günstig. Doch stecken die Entwicklungen noch in den Kinderschuhen.
Um die Entwicklung voranzutreiben, sollte Berlin gezielt Ausbildungs- und Studienangebote ausbauen und die Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft fördern. Insbesondere muss die Datenkompetenz erhöht werden, die es möglich macht, Daten nicht nur zu sammeln, sondern auch auszuwerten, zu vernetzen und in weitere Prozesse einzubinden.
Wichtig ist auch, dass die exzellente Forschung sowie die Startup-Szene mit ihren innovativen und disruptiven Ansätzen mit den kleinen und mittleren Unternehmen vernetzt werden und die Verwaltung selbst Impulse gibt, in dem sie Daten zur Verfügung stellt und eigene datengetriebene Projekte initiiert und voranbringt.
Die Studie „Datenökonomie. Chancen und Rahmenbedingungen in Berlin“ von Anett Kuntosch steht zum Download zur Verfügung.
Weitere Informationen:
https://www.technologiestiftung-berlin.de/de/publikationen/publikationen/media/datenoekonomie/