Krise nicht genutzt: Trotz Kurzarbeit und Schulungsbedarf investieren nur wenige Firmen in Weiterbildung
Laut Bundesagentur für Arbeit haben im Juni 2020 ca. 410.000 Betriebe coronabedingt auf Kurzarbeit zurückgegriffen. Wofür wurde der zeitliche Freiraum während ruhender Fabriken und stillstehender Bänder eingesetzt? Eine Studie des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) zeigt: Unternehmen nutzten die Krise bisher nur in geringem Maße für Weiterbildungen.
Laut Bundesagentur für Arbeit haben im Juni 2020 ca. 410.000 Betriebe coronabedingt auf Kurzarbeit zurückgegriffen. Wofür wurde der zeitliche Freiraum während ruhender Fabriken und stillstehender Bänder eingesetzt? Eine Studie des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) zeigt: Unternehmen nutzten die Krise bisher nur in geringem Maße für Weiterbildungen.
„Nur ein Viertel der befragten Unternehmen hat im Befragungszeitraum in Schulungsangebote für die Beschäftigten investiert. Das hat uns angesichts von Fachkräftemangel, Digitalisierung und erweiterten Fördermöglichkeiten überrascht“, meint Studienautorin Kristin Hecker. Dabei wird der Weiterbildungsbedarf von den befragten Unternehmen prinzipiell bestätigt. So werden digitale Kompetenzen nach der Pandemie für die Mehrheit der vom f-bb befragten Unternehmen eine größere Rolle spielen als bislang. Nur ein Drittel ist der Ansicht, die Beschäftigten seien ausreichend qualifiziert. Mit einer Ausweitung der betrieblichen Weiterbildung rechnen die Betriebe aber erst nach der Krise.
„Sollte es nach der Krise zu einer schnellen wirtschaftlichen Normalisierung kommen, werden sich auch die Auftragsbücher wieder rasch füllen. Ob den Beschäftigten dann die zeitlichen Ressourcen für Weiterbildungen zur Verfügung stehen, wird sich zeigen. Natürlich müssen Betriebe einen Spagat bewältigen und sich zwischen den Ausgaben für Schulungen einerseits und Kosteneinsparungen andererseits entscheiden. Wer es aber wagt, könnte für die Nachkrisenzeit Vorteile erlangen und umso schneller wieder durchstarten“, erläutert Hecker.
Die Gründe für die Zurückhaltung bei Weiterbildungen waren nicht Gegenstand der f-bb-Erhebung. Aus anderen Studien ist bekannt, dass der Mehrzahl der Unternehmen aktuell die zeitliche Perspektive für die Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit fehlt und Unsicherheiten hinsichtlich der geschäftlichen Zukunft bestehen. Darüber hinaus würden vor allem langfristig angelegte Weiterbildungen für viele Unternehmen nicht zu den kurzen oder ungewissen Zeiträumen der Kurzarbeit passen. Manche Betriebe bewerten Weiterbildung aktuell als nachrangig.
Das f-bb hat die Studie im Auftrag des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft (bbw) durchgeführt. An der Erhebung haben 130 bayerische Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen (ausgenommen Land- und Forstwirtschaft) mit mehr als 250 Beschäftigten teilgenommen. Erhebungszeitraum war Juni 2020.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Kristin Hecker, Tel: 0911 277 79-67, Mail: kristin.hecker@f-bb.de