Peter Loskill tritt Brückenprofessur zwischen Medizinischer Fakultät der Universität Tübingen und NMI an
Zwischen dem NMI in Reutlingen und der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen entsteht eine neue Brückenprofessur, die Prof. Dr. Peter Loskill am 1. Mai antritt. Die neue Brücke soll nicht nur NMI und Fakultät stärker miteinander verbinden, auch soll die Forschung des Professors an mikrophysiologischen Systemen von der Nähe zu Grundlagen- und angewandter Forschung profitieren.
Das Land braucht „Brückenbauer“
Die Medizinische Fakultät der Universität Tübingen und das NMI in Reutlingen kooperieren bereits eng auf den Gebieten der Medizintechnik, Biomedizin und Personalisierten Medizin. Die W3-Brückenprofessur soll diese strategische Verbindung zwischen der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen und dem NMI in Reutlingen auf dem Gebiet der Organ-on-a-Chip-Technologien ausbauen. „Brückenprofessorinnen und –professoren fungieren als personelles Bindeglied zwischen zwei Einrichtungen und tragen dadurch zur besseren Vernetzung dieser bei. Gerade Forschungsfelder, die in Grundlagen- und angewandter Forschung zu verorten sind, profitieren von diesen Brückenbauern“, erklärt Prof. Dr. Katja Schenke-Layland, Direktorin des NMI, das Konzept der Brückenprofessur. Mikrophysiologische Systeme, wie sie der Physiker erforscht, zählen zu diesen Querschnittsthemen. „Indem wir Wissen aus verschiedenen Disziplinen kombinieren, schaffen wir neue Möglichkeiten für die Entwicklung von In-vitro-Modellen, die komplexe humanbiologische Vorgänge außerhalb des menschlichen Körpers nachbilden“, beschreibt Loskill das Ziel seiner Forschung. Neben der fachlichen Expertise zeichnet sich der Brückenbauer Loskill durch sein Bestreben aus, Forschende verschiedener Disziplinen zusammenzubringen. Dies gelingt ihm unter anderem, indem er ab Mai die Leitung des 3R-Centers Tübingen für In-vitro-Modelle und Tierversuchsalternativen übernimmt. „Als Leiter des neue gegründeten 3R-Centers Tübingen für In-vitro-Modelle und Tierversuchsalterativen bringe ich nicht nur Forschende zusammen, auch arbeite ich eng mit Entscheidungsträgerinnen und –trägern aus regulatorischen Behörden und der Politik sowie potenziellen Nutzerinnen und Nutzern dieser Alternativmethoden zusammen“, so Loskill. Denn das Wissen über sowie die Akzeptanz dieser neuen Modelle gilt es zu verbessern.
Eine Bereicherung für NMI, Universität und Medizinische Fakultät
Die personelle Anbindung des NMI an die Universität Tübingen führt nicht nur zu einer stärkeren Verbindung der beiden Einrichtungen, auch finden Organ-on-a-Chip-Technologien sowohl in der universitären als auch in der angewandten Forschung ihren Einsatz, wie sie am NMI betrieben wird. Prof. Dr. Bernd Pichler, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen, begrüßt daher die Berufung von Prof. Loskill besonders: „Die Entwicklung neuartiger Organ-on-a-Chip-Technologien stellt eine hervorragende Ergänzung der bisherigen biotechnologischen Forschung an der Universität Tübingen dar“. Erreicht eine Technologie nun einen bestimmten Entwicklungsgrad, lässt sie sich durch die Nähe zum NMI schnell in die Anwendung bringen.
Human-basierte In-vitro-Plattformen als Alternativmethoden zum Tierversuch
Von diesen verkürzten Transferzeiten können Akteure verschiedener Fachrichtungen profitieren. Denn neben der biomedizinischen Grundlagenforschung zählt auch die industrielle Forschung zu den potenziellen Anwendern. „Eine unserer Hauptzielgruppen ist die pharmazeutische Industrie, aber auch in der Kosmetik-, Nahrungsmittel- und Chemieindustrie lassen sich Organ-on-a-Chip-Methoden etablieren – zu Gunsten der Anwendenden, der Endkundinnen und -kunden beziehungsweise Patientinnen und Patienten, aber auch zu Gunsten der Tiere“, sagt Loskill, der sich als Mitgründer und Vize-Präsident der Europäischen Organ-on-Chip-Gesellschaft seit 2018 für die europaweite Etablierung von Organ-on-a-Chip-Technologien einsetzt. Die Abbildung humanbiologischer Prozesse in vitro führt neben einer besseren Übertragbarkeit von Studienergebnissen auch zur Vermeidung von Tierversuchen, wodurch sich damit verbundene ethische Bedenken ausräumen lassen. Was den jungen Professor außerdem für diese Aufgabe qualifiziert: In der Vergangenheit hat er bereits Organ-on-a-Chip-Modelle für zehn unterschiedliche Organgewebe entwickelt und erfolgreich in die Anwendung gebracht.
Sowohl die neu etablierte Brückenprofessur als auch das 3R-Center Tübingen werden durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert.
Über das NMI
Das NMI Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut in Reutlingen ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung und betreibt anwendungsorientierte Forschung an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Es verfügt über ein einmaliges, interdisziplinäres Kompetenzspektrum für F&E- sowie Dienstleistungsangebote für regional und international tätige Unternehmen. Dabei richtet sich das Institut gleichermaßen an die Gesundheitswirtschaft sowie Industriebranchen mit werkstofftechnischen und qualitätsorientierten Fragestellungen wie Fahrzeug-, Maschinen- und Werkzeugbau.
Das Forschungsinstitut gliedert sich in drei Geschäftsbereiche, die durch ein gemeinsames Leitbild miteinander verbunden sind: Die Suche nach technischen Lösungen erfolgt stets nach höchsten wissenschaftlichen Standards. Im Geschäftsfeld Pharma und Biotech unterstützt das NMI die Entwicklung neuer Medikamente mit biochemischen, molekular- und zellbiologischen Methoden. Der Bereich Biomedizin und Materialwissenschaften erforscht und entwickelt Zukunftstechnologien wie die personalisierte Medizin und Mikromedizin für neue diagnostische und therapeutische Ansätze. Im Fokus des Dienstleistungsangebotes steht für Kunden die Strukturierung und Funktionalisierung von Werkstoffen und deren Oberflächen. Im Geschäftsfeld Analytik und Elektronenmikroskopie werden analytische Fragestellungen beantwortet.
Über die Landesgrenzen hinaus ist das NMI für sein Inkubatorkonzept für Existenzgründer mit bio- und materialwissenschaftlichem Hintergrund bekannt.
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Das NMI Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut in Reutlingen wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg unterstützt und ist Mitglied der Innovationsallianz Baden-Württemberg, einem Zusammenschluss von 14 außeruniversitären und wirtschaftsnahen Forschungsinstituten.
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