Relevanter methodischer Verbesserungs- und Beratungsbedarf zu aktuellen und zukünftigen Innovationsfonds-Projekten
Aus Sicht des Deutschen Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF) bietet der Innovationsfonds für unser Gesundheitssystem eine einmalige Chance, die Gesundheitsversorgung zukunftsfähig und evidenzgeleitet weiterzuentwickeln.
Das DNVF hat sich seit der Ankündigung des Innovationsfonds im Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Versorgungsstärkungsgesetz) im Jahr 2015 kontinuierlich engagiert, um einen möglichst effektiven, effizienten, gerechten, transparenten und nachhaltigen Einsatz der Mittel des Innovationsfonds zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund hat das DNVF 2019 eine Ad-hoc Kommission gegründet, die die laufenden und abgeschlossenen Projekte des Innovationsfonds konstruktiv und methodenkritisch begleitet. Ziel dabei ist es, den Status quo der bisher geförderten Projekte aus dem Innovationsfonds hinsichtlich der Themenschwerpunkte, der methodischen Qualität, der Berichterstattung und des Verwertungspotenzials für die Regelversorgung, die Wissenschaft und Gesundheitspolitik zu analysieren und einzuordnen.
Erste Ergebnisse der Ad-hoc Kommission liegen durch eine aktuelle Publikation nun vor und sind online abrufbar (https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/a-1448-2412.pdf). Das prospektiv registrierte Review charakterisiert 50 Interventionsstudien der ersten Förderwelle des Innovationsfonds auf Grundlage von publizierten Studienprotokollen oder Originalartikeln. Die mehrheitlich randomisierten kontrollierten Interventionsstudien bezogen überwiegend Erwachsene bzw. Senioren in ambulanter Versorgung ohne regionalen Fokus ein und analysierten Behandlungsprozesse mit heterogenen klinischen bzw. patientenberichteten Zielgrößen.
Positiv hervorzuheben ist, dass 40 Studien klar als randomisierte bzw. kontrollierte Studien zu überwiegend komplexen Interventionen zu klassifizieren sind. Kritisch ist allerdings der Befund, dass bei 12 Projekten Angaben zur Fallzahlplanung und bei 7 Studien Angaben zu Vergleichsgruppen fehlten. Allein das Fehlen registrierter Studienprotokolle bei 18 der untersuchten Projekte führt zu mangelnder Transparenz, indem wichtige Studiendetails nicht ermittelt werden können. Eine zentrale Forderung (u. a. des DNVF) nach mehr Transparenz in Form einer verpflichtenden Registrierung öffentlich geförderter Forschungsvorhaben ist daher nicht ausreichend im Innovationsfonds umgesetzt worden.
Studien verlieren aufgrund mangelhafter Transparenz und /oder fehlender Studienregistrierungen an wissenschaftlicher Aussagekraft und Publikationspotenzial, und die generelle Verwertbarkeit und Transferrelevanz steht ebenso in Frage. „Wenngleich für eine abschließende Bewertung der Projekte noch Abschlussberichte und Ergebnispublikationen fehlen, zeigt sich bereits ein sichtbarer methodischer Ver-besserungs- und Beratungsbedarf zu zahlreichen gegenwärtigen und zukünftigen Innovationsfonds-Projekten“, so das Fazit des Sprechers der Ad-hoc Kommission Prof. Jochen Schmitt (TU Dresden).
Das DNVF bietet hier seine Unterstützung an und empfiehlt dringend eine verpflichtende Studienregistrierung sowie bereits bei der Antragstellung stärker die Machbarkeit (Fallzahlen) und eine auf die Fragestellung abgestimmte Methodik zu beachten. Wird diesen Empfehlungen gefolgt, kann das enorme Potenzial des Innovationsfonds zukünftig noch besser und effizienter genutzt werden.
Das DNVF bietet hier seine Unterstützung an und empfiehlt dringend eine verpflichtende Studienregistrierung sowie bereits bei der Antragstellung stärker die Machbarkeit (Fallzahlen) und eine auf die Fragestellung abgestimmte Methodik zu beachten. Wird diesen Empfehlungen gefolgt, kann das enorme Potenzial des Innovationsfonds zukünftig noch besser und effizienter genutzt werden.
Das Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e.V. (DNVF)
Der gemeinnützige Verein Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e.V. (DNVF) wurde am 02. Mai 2006 von 26 medizinischen, pflegerischen als auch gesundheitswissenschaftlichen Fachgesellschaften gegründet. Das DNVF ist ein interdisziplinäres Netzwerk, das allen Institutionen und Arbeitsgruppen offensteht, die mit der Sicherung der Gesundheits- und Krankenversorgung unter wissenschaftlichen, praktischen oder gesundheitspolitischen Gesichtspunkten befasst sind. Das DNVF hat es sich zum Ziel gesetzt, die an der Versorgungsforschung im Gesundheitswesen beteiligten Wissenschaftler*innen zu vernetzen, Wissenschaft und Versorgungspraxis zusammenzuführen sowie die Versorgungsforschung insgesamt zu fördern.
https://www.dnvf.de
Kontakt: info@dnvf.de
Ansprechpartner: Dr. Thomas Bierbaum, Geschäftsführer DNVF