DGNI Preisverleihungen auf der ANIM 2021 – Interviews mit den Preisträgern
Die DGNI verlieh im Rahmen der ANIM 2021 Preise für innovative Forschungsprojekte in der NeuroIntensivmedizin und die besten Poster und es wurden Pflegekräfte gewürdigt, die mit professionellem Wissen und Handeln zur Verbesserung der intensivmedizinischen Versorgung kritisch kranker Patienten der Neurologie oder Neurochirurgie beitragen. Der DGNI Nachwuchsförderungspreis 2021 ging an Dr. med. Johann Otto Pelz, Leipzig. Mit dem DGNI Pflege- und Therapiepreis 2021 wurde Lars Krüger, Bochum, ausgezeichnet. Den 1. Posterpreis bekam Josefine Endler, Rostock. In einem kurzen Interview geben die Preisträger einen Einblick in ihre Projekte und weiteren Pläne.
Dr. med. Johann Pelz, Klinik und Poliklinik für Neurologie Universitätsklinikum Leipzig, wurde für seine multizentrische Forschungsarbeit zum Thema „Vorhersagekraft der Sonographie zur Detektion eines raumfordernden Hirninfarktes bei Patientinnen mit Verschluss eines proximalen hirnversorgenden Gefäßes und Vergleich mit der CT/MRT“ mit dem DGNI Nachwuchsförderungspreis 2021 gewürdigt.
Herr Dr. Pelz, Ihnen wurde für Ihr aktuelles multizentrisches Studienprojekt der DGNI Nachwuchsförderungspreis 2021 verliehen. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?
Johann Pelz: Zuerst vielen Dank, dass dieses Projekt durch die DGNI gefördert wird. Dabei handelt es sich ausdrücklich nicht allein um meine Forschungsarbeit. Die Studie war von Anfang an, seit der Vorstellung der Idee beim IGNITE Treffen in Kassel 2019, multizentrisch geplant. Es war damals sehr interessant zu sehen, dass die Idee, den transkraniellen und transorbitalen Ultraschall zum Monitoring großer Hirninfarkte zu nutzen, parallel an verschiedenen Zentren entstand und auch schon durchgeführt wurde – von Herrn Lochner in Bad Homburg, Herrn Niesen in Freiburg, mir in Leipzig. Der Ultraschall als bettseitige Untersuchungsmethode bietet sich für das Monitoring kritisch kranker Patient*innen natürlich besonders an und könnte somit perspektivisch zur Reduktion von zerebralen CT-Folgeuntersuchungen beitragen. Hierfür muss aber erst die entsprechende Evidenz geschaffen werden, wozu die aktuelle multizentrische Studie ganz entscheidend beitragen soll. Dass dies prinzipiell möglich ist, konnte eine Arbeitsgruppe um Herrn Gerriets Ende der 90iger Jahre monozentrisch an kleineren Patientenkollektiven bereits demonstrieren.
Der Preis für Ihr innovatives Forschungsprojekt ist mit 20.000 € dotiert. Wie soll der Preis eingesetzt werden?
Johann Pelz: Das Preisgeld soll vor allem für den Unterhalt einer Onlinedatenbank, für die Aufwandsentschädigung der einzelnen Zentren sowie für eine professionelle statistische Auswertung verwendet werden.
Viele sind schon gespannt auf die Präsentation des Forschungsprojekts auf der ANIM 2022.
Was sieht die weitere Planung aus?
Johann Pelz: Entsprechend der Power-Analyse müssen 76 Patient*innen an der Studie teilnehmen. Bei insgesamt 7 Untersuchungen pro Patient*in mit einem Zeitaufwand von jeweils ca. 20 Minuten pro Untersuchung ist der Faktor Zeit somit nicht zu unterschätzen, weshalb solch eine Studie auch nur multizentrisch gelingen kann. Geplant ist, die Rekrutierung der Patient*innen bis Mitte 2022 abschließen zu können. Ihre Teilnahme zugesagt haben bis jetzt drei Zentren. Sollte auch von anderen Zentren Interesse bestehen, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme freuen: johann.pelz@medizin.uni-leipzig.de.
Lars Krüger, Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, wurde für seine Präsentation „One Minute Wonder- Fortbildung während der Arbeitszeit: Eine Evaluationsstudie“ mit dem DGNI Pflege- und Therapiepreis 2021 ausgezeichnet. Mit diesem Preis würdigt die DGNI Pflegekräfte, die mit ihrem professionellen pflegerischen und therapeutischen Wissen und Handeln zur Verbesserung der Versorgung von NeuroIntensivpatienten beitragen.
Herr Krüger, Sie konnten mit Ihrer Präsentation die Jury bei der ANIM 2021 überzeugen und sich gegen die anderen Bewerber durchsetzen. Was bedeutet diese Preisverleihung für Sie?
Lars Krüger: Es gab insgesamt drei Einreichungen, die vom Preiskuratorium für einen Vortrag auf der digitalen ANIM 2021 ausgewählt wurden. Dabei handelte es sich um spannende Themen und es ist und war bereits eine große Auszeichnung, unter den ersten drei sein zu dürfen. Ich freue mich sehr, dass ich mit dem Thema „One Minute Wonder (OMW) Fortbildung während der Arbeitszeit: Eine Evaluationsstudie“ den DGNI Pflege- und Therapiepreis 2021 gewinnen konnte. Ich möchte dabei jedoch unbedingt betonen, dass es sich um eine Auszeichnung für ein ganzes Team handelt. Zwar habe ich den Vortrag halten dürfen und die Evaluationsstudie geleitet, aber all diejenigen aus meinem Kollegium, die bei der Forschung, aber zuvor auch der Entwicklung von OMW, den Aufbau des OMW-Netzwerks und die Unterstützung an vielen Stellen beteiligt waren, haben einen maßgeblichen Beitrag zum Erfolg geleistet. Dafür möchte ich an dieser Stelle noch einmal DANKE sagen. Die Nachricht über den Erfolg bei der Preisverleihung stieß dabei auf einen großen Zuspruch und erzeugte noch einmal Motivation, an dem Thema weiterzuarbeiten.
Wie soll der mit 500 € dotierte Preis eingesetzt werden? Und wie ist Ihre weitere Planung?
Lars Krüger: Das Preisgeld soll für die weitere Entwicklung des OMW-Netzwerks genutzt werden. Damit kommt es letztendlich allen auch zukünftig Teilnehmenden im Netzwerk zugute.
Seit 2018 bauen mein Kollege Thomas Mannebach und ich das One-Minute Wonder Netzwerk auf, an dem mittlerweile bereits über 350 Personen und Einrichtungen im Gesundheitswesen beteiligt sind. Diese Personen bringen sich in unterschiedlicher Intensität in den Aufbau des Netzwerks ein – auch dafür möchte ich an dieser Stelle DANKE sagen.
Ziel des Netzwerks ist es, in den Austausch zu kommen und OMW kostenlos zu teilen. Es gibt in nahezu allen Einrichtungen im Gesundheitswesen pflegerische Expertise – wir können alle voneinander lernen und profitieren –, auch multiprofessionell mit anderen Berufsgruppen, wie z. B. dem ärztlichen Dienst oder der Physiotherapie! Darüber hinaus beraten wir rund um das Thema OMW und beantworten zum Beispiel Fragen zur Implementierung. Dazu wird zusätzlich quartalsweise eine Art Newsletter an alle Personen gesendet, die einer Aufnahme in den E-Mail Verteiler zugestimmt haben. Inhalte sind dabei Neuerungen rund um das OMW sowie einzelne Poster, die aus dem Netzwerk für das Netzwerk entwickelt wurden. Manche Einrichtungen, wie zum Beispiel das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), haben bereits die von ihnen entwickelten OMW zusätzlich auf ihrer eigenen Homepage zum Download im Angebot. Hier wurden entsprechende Verlinkungen hergestellt. Dieses Netzwerk möchten wir weiter entwickeln und ausbauen.
Josefine Endler, Rostock, wurde auf der ANIM 2021 der 1. Posterpreis für Ihre Untersuchung „Vergleich der Wertigkeit quantitativer und semi-quantitativer Analyseverfahren zur Messung der Muskelechogenität im neuromuskulären Ultraschall bei Intensive Care Unit-Aquired Weakness“ verliehen.
Frau Endler, Sie haben mit dem 1. Posterpreis einen der drei Posterpreise auf der ANIM 2021 bekommen. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?
Josefine Endler: Ich war sehr überrascht und habe nicht damit gerechnet. Da es für mich das erste Mal war, ein Poster zu erstellen und präsentieren zu dürfen, habe ich mich umso mehr gefreut, dass dies so erfolgreich war und ich mit dem Posterpreis ausgezeichnet wurde. Dies war dank der intensiven Unterstützung durch die AG NeuroIntens der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin möglich, wofür ich sehr dankbar bin.
Der 1. Posterpreis ist mit der Teilnahme an der DIVI 2021 mit Übernachtung und Fahrtkosten verbunden. Der 21. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. soll in Hamburg stattfinden. Welche Möglichkeiten bietet die Tagungsteilnahme für Sie?
Josefine Endler: Ich freue mich, an dem Kongress teilzunehmen und damit Zugang zum weiteren wissenschaftlichen Austausch zu bekommen. Ich bin sehr gespannt, was mich dort erwarten wird und hoffe auf weitere neue Erkenntnisse, insbesondere natürlich, was sich bis dahin in der Forschung der Intensive Care Unit- Aquired Weakness getan hat.
Wie ist Ihre weitere Planung? Können Sie schon absehen, in welche Richtung es bei Ihnen weitergehen wird?
Josefine Endler: Ich befinde mich aktuell im Praktischen Jahr und plane, zunächst mein Studium abzuschließen und meine Promotionsarbeit zu Ende zu schreiben. Anschließend hoffe ich, in der Anästhesie arbeiten zu können.
Herzlichen Dank allen Preissträgern für diese Einblicke in ihre wissenschaftlichen Untersuchungen und weiteren Pläne!
Weitere Informationen:
http://www.dgni.de