Resilienzförderung und Prävention häuslicher Gewalt
Projekt der TH Nürnberg zur Gewaltprävention in Kindertageseinrichtungen
Der Zusammenhang zwischen Gewalterfahrungen in der Kindheit und Gewaltbetroffenheit im späteren Leben ist bekannt. Umso wichtiger ist es, die Prävention schon in Kindertagesstätten zu stärken und so auch Erzieherinnen und Erzieher sowie die Eltern zu erreichen. Dafür entwickeln Prof. Dr. Simone Pfeffer und Prof. Dr. Christina Storck von der Fakultät Sozialwissenschaften der TH Nürnberg Strategien, die bundesweit eingesetzt werden sollen.
Nürnberg, 21. Juni 2021. Im Jahr 2018 wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 140.755 Personen Opfer von partnerschaftlicher Gewalt. Kinder aus diesen Haushalten können das in verschiedenen Formen miterleben, ob als Zeuginnen und Zeugen oder indem sie selbst Gewalt erfahren – Erlebnisse, die häufig traumatisierend sind.
Da Gewalterfahrungen in der Kindheit und Gewaltbetroffenheit im späteren Leben oft in Zusammenhang stehen, ist eine frühzeitige Prävention umso wichtiger. Gerade Kindertageseinrichtungen sind besonders geeignet, um eine große Anzahl an Kindern aus verschiedenen Lebenswelten zu erreichen. Trotzdem gibt es bislang kaum geeignete und wissenschaftlich überprüfte Konzepte zur Gewaltprävention für Kinder, die die Einrichtungen nutzen könnten.
Hier setzen Prof. Dr. Simone Pfeffer und Prof. Dr. Christina Storck von der Fakultät Sozialwissenschaften der TH Nürnberg an. Mit ihrem Projekt „ReSi+ Prävention häuslicher Gewalt – Resilienzförderung und Prävention sexualisierter und häuslicher Gewalt in Kindertageseinrichtungen“ möchten sie ein Konzept in die breite Praxis bringen, um zu einer strukturellen Stärkung von Prävention häuslicher Gewalt beizutragen. Unterstützt werden sie dabei vom Deutschen Forum Kriminalprävention (DFK).
Das Projekt ist eine Erweiterung zu ihrem vorherigen Projekt „ReSi – Resilienz und Sicherheit“, in dem die beiden Professorinnen bereits Strategien für die Primärprävention sexualisierter Gewalt entwickelt haben. „Wir ergänzen die Strategien nun um den Aspekt der Prävention von häuslicher Gewalt. Wir möchten damit Kinder, Eltern und sozialpädagogische Fachkräfte aus allen Lebenslagen und Bevölkerungsteilen erreichen“, erklärt Prof. Dr. Simone Pfeffer. Dafür nutzen die Wissenschaftlerinnen einen Ansatz auf mehreren Ebenen, bei dem pädagogische Fachkräfte als Multiplikatoren ausgebildet werden. Sie sollen die Erzieherinnen und Erzieher sowie die Eltern in Kindertageseinrichtungen über sexualisierte und häusliche Gewalt ebenso informieren wie über Hilfsmöglichkeiten und sie mit regionalen Anlaufstellen vernetzen. Dadurch werden die Erwachsenen in ihrer Schutzfunktion gestärkt. Zudem sollen Mulitplikatorinnen und Multiplikatoren das ReSi-Förderprogramm in die breite Praxis bringen, um so die Gewaltprävention bei Kindern bundesweit zu implementieren.
Durch Praxismaterialien und Fortbildungen werden die Erzieherinnen und Erzieher darauf vorbereitet, das Präventionskonzept in ihrer pädagogischen Arbeit mit Kindern praktisch umzusetzen. So können sie auch die Kompetenzen der Kinder im sozial-emotionalen, körperbezogenen und sprachlichen Bereich im Kindergartenalltag selbst fördern. „Wir möchten Kinder dabei unterstützen, grundlegende Kompetenzen zu entwickeln, um ihre belastenden Gefühle und Erfahrungen mitteilen und bewältigen zu können. Sie sollen lernen, über belastende Gefühle zu sprechen, Grenzüberschreitungen wahrzunehmen und sich Hilfe zu holen“, erläutert Prof. Dr. Christina Storck.
Die beiden Professorinnen koordinieren und begleiten den nachhaltigen Einsatz des Programms in der Praxis langfristig. Die partizipative Entwicklung zusammen mit Einrichtungen in der Pilotphase soll Akzeptanz, Praktikabilität und die konzepttreue Umsetzung in der Praxis sicherstellen. Zudem entwickeln sie Instrumente zur Selbstevaluation, damit Einrichtungen die Effekte, wie das Erreichen von Förder- und Lernzielen, langfristig selbstständig erfassen können.
Das Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt und wird vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gefördert.
Informationen für Medienvertreter:
Ansprechpartner/-in: Für Fragen stehen Ihnen Prof. Dr. Simone Pfeffer (simone.pfeffer@th-nuernberg.de) und Prof. Dr. Christina Storck (christina.storck@th-nuernberg.de) zur Verfügung.