Wissenschaftler_innen der ASH Berlin veröffentlichen Handbuch zur demokratischen Ausrichtung des Kinderschutzes
Unter dem Titel "Kinderschutz in der Demokratie - Eckpfeiler guter Fachpraxis" ist das Handbuch im Verlag Barbara Budrich erschienen
Kira Gedik, Lehrende an der Alice Salomon Hochschule Berlin im weiterbildenden Masterstudiengang Kinderschutz – Dialogische Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen und im Kinderschutz, und Prof. Dr. Reinhart Wolff, Professor im Ruhestand der Alice Salomon Hochschule Berlin und Sprecher des Kronberger Kreises für Dialogische Qualitätsentwicklung e.V., haben ein Handbuch zur demokratischen Ausrichtung des Kinderschutzes im Verlag Barbara Budrich veröffentlicht.
Gegenwärtig werden verstärkt tödliche Fälle von Kindesmisshandlung medial aufgegriffen und sensationsheischend aufbereitet. Hierbei kommt es oft zu Engführungen und Einseitigkeit. Im Handbuch "Kinderschutz in der Demokratie - Eckpfeiler guter Fachpraxis" setzen die Autor_innen Kira Gedik und Prof. Dr. Reinhart Wolff neu an und fragen: Vor welchen Herausforderungen stehen wir aktuell in der Kinderschutzarbeit? Sie entfalten ein Konzept nachhaltiger demokratischer Kinderschutzarbeit auf Basis eines neuen Grundverständnisses und eines umfassenden Konzepts der Prozessgestaltung für eine solidarische Kooperation der beteiligten Akteur_innen.
Strategisch orientiert an Bürgernähe und Partizipation auf Augenhöhe/an achtsamer Beziehungsgestaltung/ an Solidarität/an Care – Sorge um den Anderen und an der Anerkennung und Achtung der Besonderheit aller Akteure (vgl. Ricoeur 2006), sind für eine demokratische Kinderschutzarbeit die folgenden Eckpfeiler guter Fachpraxis von Belang:
■ Gute Fachpraxis ist demokratisch in organisatorischer Hinsicht nach innen und außen. Sie setzt auf organisationale Demokratie → problematisiert und kritisiert traditionelle und neue bürokratische Top-down-Verfahren und die Phantasmen autoritärer „Steuerung“ → sie fördert eine demokratische Organisations- und Leitungskultur und → betreibt die Öffnung zu anderen Berufssystemen und das Schließen fairer Bündnisse im inter-organisationalen System und im Gemeinwesen und → baut schließlich bürgernahe, bürgeroffene, bürgerinteressierte Hilfsorganisationen auf.
■ Gute Fachpraxis ist demokratisch in programmatischer Hinsicht. Sie nutzt eine Programmentwicklung im Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, Hilfeteilnehmern und Fachkräften, Politik und Öffentlichkeit und → schärft den sozialpolitischen Auftrag zur Stärkung des Gemeinwohls, zur Entwicklung sozialer Gerechtigkeit und zur Förderung einer gelingenden Kultur des Aufwachsens.
■ Gute Fachpraxis ist demokratisch in methodischer Hinsicht. Sie nutzt inklusive, mehrseitige Settings, → achtet auf reflektierte solidarische und verlässliche Beziehungsgestaltung, → ko-operative Bedarfs- und Problemklärung, → partizipative Hilfeplan-, Hilfeprozessgestaltung und Hilfeprozessevaluation und → ermöglicht gemeinsames Lernen aus Fehlern und Erfolgen.
■ Gute Fachpraxis wird von demokratisch engagierten Fachkräften gestaltet, die vorurteilskritische, allparteiliche, fachlich kompetente, reflexive, hilfsbereite und zugewandte Menschenrechtsaktivisten, kurz „Handwerker der Demokratie“ sind (s. auch den Beitrag von Patrick Oehler in diesem Band; Rosenfeld/Tardieu 2000; Rätz-Heinisch/ Heeg 2009; Geisen/Kessl/Olk/Schnurr 2011; Sünker 2017; Oehler 2018; Köttig/ Röh 2019; Rosenfeld 2020)
Weitere Informationen:
https://shop.budrich.de/produkt/kinderschutz-in-der-demokratie-%c2%96-eckpfeiler-guter-fachpraxis/ Link des Verlags zur Ankündigung des Buches